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Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Titel: Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman
Autoren: Ali Harris
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dann, viel Glück«, murmelte sie halbherzig, zog sich den Mantel an und schien es kaum abwarten zu können, endlich zu verschwinden.
    »Moment«, versuchte ich sie mit einem Anflug von Panik aufzuhalten, als sie zur Tür stapfte. »Willst du mir nicht erst alles zeigen?«
    Worauf sie sich kurz umdrehte und herzlich lächelte. »Nicht nötig. Es merkt sowieso niemand, was du hier drinnen machst. Wenn ich dir einen guten Rat geben darf, koch dir einen Tee und bring ein paar gute Bücher mit.« Und damit war sie verschwunden.
    Gut zehn Minuten blieb ich wie angewurzelt stehen und rührte mich nicht vom Fleck, so verdattert war ich. Ich wusste gar nicht, wo ich anfangen sollte. Ich wusste bloß, irgendwas musste ich tun. Unordnung habe ich noch nie ausstehen können. Selbst alsKind habe ich abends vor dem Zubettgehen immer erst alle Spielsachen weggeräumt und stets die Türen hinter mir zugemacht, wenn ich aus dem Zimmer ging.
    Als der erste Schreck schließlich überwunden war, machte ich mich daran, das Warenlager genauestens zu erkunden. Ich durchsuchte jede Schachtel, jedes Regal, jeden Stapel, machte mich mit der Ware vertraut und überlegte gleichzeitig, was logischerweise wohin gehörte. Es war ein bisschen, als versuchte man, eine komplizierte mathematische Gleichung im Kopf auszurechnen. Aber irgendwie machte es mir einen Heidenspaß. Nachdem ich mir alles ganz genau angesehen hatte, begann ich, eine Liste mit sämtlichen Artikeln anzulegen, darunter einiges zum Daniederknien (Original-Pillbox-Hüte aus den fünfziger Jahren) und anderes zum Kaputtlachen (kunterbunt geringelte lange Unterhosen). Es kam mir vor, als sei ich durch eine Zaubertür in meine Kindheit zurückbefördert worden: Sämtliche Dinge, die ich hier entdeckte, konnte ich mir genauso gut in dem Kaufhaus vorstellen, das ich noch aus Kindertagen kannte. Was es mir eigentlich ganz leicht machte, mir alles zu merken.
    Am nächsten Tag brachte ich einen Wasserkocher mit, holte ein paar alte, angeschlagene Fünfziger-Jahre-Tassen aus einem Karton, hängte sie an die Haken über der Spüle an der rückwärtigen Wand des Warenlagers und schleifte das alte abgewetzte Sofa, das unter seiner Last aus mit Krimskrams vollgestopften Kisten ächzte, nach hinten, um einen kleinen Aufenthaltsbereich zu schaffen. Wenn ich diese Arbeit ordentlich machen wollte, dann konnte ich mich hier auch wohnlich einrichten. Dann riss ich die Tür zum Lieferanteneingang auf, um ein bisschen Licht und frische Luft hereinzulassen, kochte mir eine Tasse Tee und machte es mir mit Block und Stift auf der Couch bequem, wobei ich mir überlegte, wie zum Kuckuck ich Ordnung in dieses Chaos bringen sollte.
    Einen ganzen Monat dauerte es, diesen Haufen verstaubten Gerümpels in ein funktionierendes Warenlager zu verwandeln. Es war eine Herkulesaufgabe, die nur dadurch erleichtert wurde, dass der quietschende alte Drucker mich nur selten unterbrach, um seine Bestellungen auszuspucken. Es dauerte nicht lange spitzzukriegen, welche Probleme Hardy’s hatte, Kunden in den Laden zu locken. Jeder Abteilung wies ich einen eigenen Gang zu und ordnete die Ware dann alphabetisch. Dann zeichnete ich für jeden Abteilungsleiter einen mit Anmerkungen versehenen, detaillierten Lageplan, da ich mir dachte, wenn ich erst mal meinen regulären Job im Verkauf anträte, dann könnten sie sich mit seiner Hilfe leicht selbst zurechtfinden. Es war eine erstaunlich befriedigende Tätigkeit, und noch mehr wunderte es mich, dass ich während der Arbeit kein einziges Mal an Jamie dachte. Mich einen ganzen Monat lang im Warenlager zu vergraben war die beste Medizin, um nach meiner Trennung wieder auf die Beine zu kommen. Ich hatte einen neuen Job und ein neues Zuhause. Endlich war ich bereit, meinen selbst gesponnenen Kokon wieder zu verlassen.
Drittes Kapitel
    A m Ende des ersten Monats konnte ich es kaum erwarten, dass Sharon ins Warenlager kam und meine Arbeit begutachtete und mir endlich sagte, für welchen neuen Job sie mich vorgesehen hatte. Doch zunächst musste sie das vollkommen verwandelte, durchorganisierte Warenlager ausgiebig bestaunen.
    »Ich fasse es einfach nicht«, japste sie und drehte sich um die eigene Achse. »Man kann den Fußboden sehen. Alles hat seinen eigenen Platz! Das ist ja Zauberei!« Nachdenklich zupfte sie an ihren akkurat geschnittenen Haaren herum, und ich bildete mir ein, so etwas wie ein Lächeln zu sehen. Dann klopfte sie mir auf die Schulter, erklärte mir, ich sei für
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