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Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Titel: Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman
Autoren: Ali Harris
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entzückende alteingesessene Teesalon, eine klassische britische Institution, in der kleine Leckereien und natürlich Tee serviert werden. Da das ganze Gebäude sehr offen gestaltet ist, kann ich von hier bis hinauf in das Kuppeldach blicken, und ich atme tief durch, während ich mir all die altmodischen Auslagen anschaue. Ich liebe den typischenGeruch von Hardy’s, ein anheimelnder, leicht verstaubter Duft, der mich geradewegs in meine Kindheit zurückversetzt. Viele verschiedene Gerüche mischen sich hier: Kopfnoten von altem Leder und Holz, Basisnoten von Moschus und Gewürzen, Harz und Vanille. Aber am eindringlichsten ist für mich hier das alles beherrschende Bewusstsein der unzähligen Lebensgeschichten, die sich unter diesem Dach abgespielt haben. Einschließlich meiner eigenen.
    Trotz der unchristlichen Uhrzeit geht es hier zu wie in einem Bienenstock. Die Putzkolonne summt fleißig wie ein Schwarm Arbeitsbienen herum, bringt den Fußboden auf Hochglanz und poliert die Regale. Auf der anderen Seite der Kosmetikabteilung sehe ich Jan Baptysta, den polnischen Chef der Reinigungstruppe, der schon länger bei Hardy’s arbeitet als ich.
    »Ahhh, Evie-englische-Ehefrau!« Und dann winkt er mir begeistert von seinem Platz hinter der Industriebohnermaschine zu und strahlt mich mit einem breiten Zahnlückenlächeln an, als ich seinen Gruß winkend erwidere.
    Diesen Spitznamen hat er mir nach unserem Gespräch darüber verpasst, dass seine Eltern ihn nach Johannes dem Täufer benannt haben, woraufhin ich ihm erzählte, dass meine Mutter bei der Namenswahl für meine große Schwester Delilah versehentlich zur Bibel statt zum Babynamenbuch gegriffen hat und ihr die bunte Namensvielfalt darin so gut gefiel, dass sie auch bei Noah, Jonah und mir wieder darauf zurückgekommen ist. Jan meinte, seine Mutter würde uns aufgrund dieses Zufalls sicher für das perfekte Paar halten.
    Dabei will Jan Baptysta mich gar nicht zur Frau. Zumindest kann ich mir das nicht vorstellen. Er ist mindestens fünfzehn Jahre älter und wiegt einen halben Zentner mehr als ich. Überhaupt wirkt er so massig wie ein Panzer mit seinem rasierten Schädel, den dicken, mit Tätowierungen übersäten Armen undden tief liegenden, durchdringenden dunklen Augen. Aber seinem etwas einschüchternden Äußeren zum Trotz führt er die übrigen Reinigungskräfte mit ruhiger Autorität. Und sie danken es ihm mit einer fröhlichen und sehr engagierten Arbeitshaltung. Bis auf Jan ist keiner von ihnen fest bei Hardy’s angestellt; sie sind alle Leiharbeiter eines Reinigungsunternehmens, und viele von ihnen haben schon die ganze Nacht in diversen anderen Betrieben in der ganzen Stadt geschuftet. Und doch stecken sie eine unglaubliche Energie in ihren Job und machen ihre Arbeit mit Stolz, auch wenn dies die letzte Etappe einer Zwölfstundenschicht ist. Wie Jan arbeiten einige von ihnen bereits seit Jahren hier, aber von ihnen hängen keine Fotos an der Pinnwand. Ja, die meisten Angestellten von Hardy’s würden sie nicht mal erkennen, wenn sie ihnen auf der Straße begegneten. Was wirklich eine Affenschande ist, denn es sind ganz entzückende Leute.
    Da wäre zum Beispiel Velna aus Lettland, deren große Liebe der Eurovision Song Contest ist. Sie singt ununterbrochen während der Arbeit, womit sie ihre Kollegen langsam, aber sicher in den Wahnsinn treibt. Auf dem iPod hat sie sogar eine Liste mit sämtlichen Siegertiteln des Grand Prix. Ihr größter Traum ist es, eines Tages selbst bei dem Wettbewerb anzutreten, aber niemand bringt es übers Herz, ihr zu sagen, dass sie leider überhaupt nicht singen kann.
    »Bumm bäng-a-BÄNG!«, trällert sie und hüpft auf einem Bein herum, als ich an ihr vorbeikomme. Sie trägt ein Tuch über den knallroten Haaren, eine Schildpattbrille und ein Patchworkkleid über einem Rollkragenpullover, dazu Gummistiefel. Ich tanze im Vorbeigehen ein bisschen mit und muss lachen, als sie mich eine Pirouette drehen lässt. Dann wirbelt sie weiter, und ich tappe in Richtung Warenlager davon.
    Außerdem wäre da noch Justyna, die eindeutig ein Auge auf Jan Baptysta geworfen hat, weshalb sie mir gegenüber auch äußerst kühl ist. Sie ist gut einen Meter achtzig groß und hat Hände und Füße so groß wie Tennisschläger. Ehrlich gesagt macht sie mir ziemlich Angst. Was ich dadurch zu kompensieren versuche, dass ich überfreundlich zu ihr bin, allerdings meist ohne erkennbare Reaktion
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