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Ein Weihnachtsengel auf vier Pfoten

Ein Weihnachtsengel auf vier Pfoten

Titel: Ein Weihnachtsengel auf vier Pfoten
Autoren: Petra Schier
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hatte, wie es ihr gewesen war. Denn – und das war fast zum Lachen – sie hatte ebenfalls auf dem Mietvertrag ihren vollständigen Namen angegeben: Theresia Hannah Mayer. Sie hatte die Erfahrung gemacht, dass der Name Theresia auf die Leute einen besonderen Eindruck machte und sie offenbar dadurch seriöser wirkte. Doch das erklärte ja nicht, was ihn veranlasste, sich ihr gegenüber immer so unfreundlich zu verhalten.
    Sie schloss aus den Gerichtsunterlagen, dass Marios Mutter auf das Sorgerecht verzichtet hatte und seither mehr oder weniger von der Bildfläche verschwunden war. Es gab – zumindest hier – kein einziges Foto von ihr.
    Niedergeschlagen legte sie den Klarsichthefter mit den Gerichtsdokumenten wieder zuoberst in den Karton und schob ihn beiseite. Dann machte sie sich daran, Paulas Geschenke unter den Weihnachtsbaum zu legen, doch die Sache ließ ihr keine Ruhe. Immer wieder wanderte ihr Blick zu dem Karton hin. Schließlich setzte sie sich auf die Couch und zog ihn noch einmal zu sich heran.
    Doch bevor sie hineingreifen konnte, kam Billa mit einem merkwürdigen Winseln zu ihr und legte ihr etwas in den Schoß.
    Verblüfft nahm Hannah das Bündel Briefe auf. »Was bringst du mir denn da?«
    Billa schnaufte und lief mit einem auffordernden Bellen zur Hintertür.
    Hannah folgte ihr rasch. »Musst du hinaus? Gut, dann beeile dich aber, sonst wird es hier noch kälter!« Sie lehnte die Tür nur an und kehrte ins Wohnzimmer zurück, wo sie das Gummiband löste und die Briefe auf dem Couchtisch ausbreitete. Auf einigen stand Leon als Absender, auf anderen «Yvonne Schwarz«, Marios Mutter. Leons Briefe waren augenscheinlich alle ungeöffnet zurückgeschickt worden.
    Hannah warf einen kurzen Blick auf die Uhr und lauschte dann. Aus der Küche drang leise Musik aus dem kleinen batteriebetriebenen Radio und dazwischen Paulas Stimme. Ihre Tochter sang die Lieder aus dem Weihnachtsprogramm mit.
    Hannah kämpfte kurz mit sich, doch dann siegte die Neugier, und sie zog den ersten Brief dieser Yvonne aus dem Umschlag.
     

22. Kapitel
     
    Leon warf aufgebracht sein Telefon auf die Couch und starrte aus dem Fenster. Sein Onkel wollte ihm dieses Mal also nicht helfen. Und einen verdammten Elektriker, der am Heiligen Abend arbeitete, gab es in der Stadt offenbar nicht.
    Er rieb sich in leichter Verzweiflung über die Stirn.
    »Tu dir selbst einen Gefallen und fahr zu ihr«, hallte die Stimme seines Onkels noch immer in seinem Ohr.
    Leon wusste, dass Richard recht hatte. Die Sache mit dem Haus war mittlerweile zu einer lächerlichen Farce geworden. Er sträubte sich, dorthin zu fahren, doch weshalb? Weil er das Haus für Yvonne und sich und Mario hatte umbauen wollen? Weil sie ihn im Stich gelassen hatte und es zu schmerzhaft für ihn gewesen war, an den Ort zurückzukehren, in den er so viel Energie und Hoffnung gesteckt hatte? Doch nun wohnte dort eine Frau, die das Recht auf Strom und eine funktionierende Heizung hatte. Und auf all die vielen anderen Reparaturen, die er schon so lange vor sich herschob. Wenn sie ihm nur nicht immer so auf den Nerv gehen würde!
    Leon wandte sich vom Fenster ab und betrachtete das hübsch dekorierte Wohnzimmer, die rotgrünen Girlanden am Kamin und den imposanten Weihnachtsbaum, den er mit Mario gemeinsam ausgesucht und geschmückt hatte. Die Fenster wurden von Lichterketten umrahmt, auf dem Tisch stand ein brennender Kerzenleuchter neben einer Schale mit Nüssen und Gebäck. Auf einem der Stühle lagen drei alte Notenhefte mit Weihnachtsliedern.
    Mario war nach dem Abendessen in seinem Zimmer verschwunden, um noch letzten Schliff an ein Bild zu legen, das er Tante Agnes schenken wollte. Leon hatte in der Zwischenzeit alles für die Bescherung vorbereitet und wartete nur noch darauf, dass Richard und Agnes eintrafen. Wieder blickte er aus dem Fenster in den Garten, und wieder dachte er an seine Mieterin. Im Grunde benahm er sich wirklich albern; er hatte sie noch nicht einmal zu ihrem Einzug begrüßt. Und wenn er ehrlich zu sich war, wusste er auch, dass er den Ärger über sich selbst nur auf sie projiziert hatte. Was konnte sie schließlich dafür, dass er Probleme mit seiner Vergangenheit gehabt hatte?
    Er lehnte den Kopf gegen die Fensterscheibe und genoss die Kühle auf der Stirn. Als er Hannah begegnet war, hatten sich seine Ängste und all die schlechten Erinnerungen nach und nach aufgelöst. Und auch wenn er beim Gedanken an sie jetzt nur noch eine traurige Leere
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