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Ein verhängnisvolles Versprechen

Ein verhängnisvolles Versprechen

Titel: Ein verhängnisvolles Versprechen
Autoren: H Coben
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des Lock-Horne-Buildings  – es hieß nicht zufällig wie Win – an der Ecke Park Avenue und 52nd Street in Midtown Manhattan. Als die Fahrstuhltür sich oben öffnete, stand Myron vor einem großen Schild – einer Neuerwerbung –, auf dem in einer modernen, schicken Schrift
    MB REPS
    stand. Das neue Logo hatte Esperanza entworfen. Das M stand für Myron, das B für Bolitar. Das Reps begründete sich aus der Tatsache, dass sie als Agentur Prominente rep räsentierten. Myron hatte sich den Namen selbst ausgedacht. Wenn er das erzählte, machte er häufig eine kleine Pause und wartete, bis der Applaus langsam wieder abebbte.
    Ursprünglich hatten sie nur Sportler vertreten. Da hatte die Firma noch MB SportsReps geheißen. Innerhalb der letzten fünf
Jahre hatten sie ihren Geschäftsbereich ausgeweitet und auch Schauspieler, Schriftsteller und andere Prominente unter Vertrag genommen. Daher die kluge Kürzung des Namens. Man beschnitt das Überflüssige und verschlankte den Betrieb. Ja, genau das war die Geschäftsphilosophie von MB Reps, die sich jetzt sogar schon im Namen widerspiegelte.
    Myron hörte das Baby schreien. Esperanza musste schon da sein. Er steckte den Kopf in ihr Büro.
    Esperanza gab dem Baby die Brust. Er senkte sofort den Blick.
    »Äh, ich komm später wieder.«
    »Jetzt stell dich nicht so idiotisch an«, sagte Esperanza. »Man könnte glauben, dass du noch nie eine weibliche Brust gesehen hast.«
    »Na ja, ist halt schon ’ne Weile her.«
    »Und so ansehnlich ist sie bestimmt auch nicht gewesen«, ergänzte sie. »Jetzt setz dich hin.«
    Anfangs hatte MB SportsReps nur aus dem Superagenten Myron und seiner Empfangsdame, Sekretärin und Gehilfin Esperanza bestanden. Manche kannten Esperanza vielleicht noch aus ihrer Zeit als hübsche, geschmeidige Profi-Catcherin, wo sie unter dem Namen Little Pocahontas aufgetreten war. Esperanza war hier im Umland New York Citys jeden Sonntagvormittag auf Channel II zu sehen gewesen, wie sie, nur mit einem Feder-Stirnband und einem Bikini aus Wildlederimitat bekleidet, der den Großteil der männlichen Zuschauer zum Sabbern brachte, in den Ring kletterte. Zusammen mit ihrer Partnerin, Big Chief Mama, die sich außerhalb des Rings Big Cyndi nannte, hatte sie eine ganze Weile lang den interkontinentalen Meisterschaftsgürtel im Team-Catchen der FLOW getragen, was für Fabulous Ladies Of Wrestling stand. Der Catcherinnen-Verband hatte sich ursprünglich Beautiful Ladies Of Wrestling nennen wollen, die Fernsehsender hatten aber Probleme mit den Initialen geltend gemacht.
    Offiziell war Esperanza jetzt die stellvertretende Geschäftsführerin
von MB Reps, im Prinzip führte sie den Sportbereich jedoch selbstständig.
    »Tut mir leid, dass ich eure Coming-out-Party verpasst habe«, sagte Esperanza.
    »Das war keine Coming-out-Party.«
    »Ist ja auch egal. Aber Hector hatte Schnupfen.«
    »Geht’s ihm wieder besser?«
    »Ja, alles klar.«
    »Und was gibt’s jetzt?«
    »Es geht um Michael Discepolo. Wir müssen seinen Vertrag unter Dach und Fach kriegen.«
    »Kommen die Giants immer noch nicht in die Hufe?«
    »Nein.«
    »Dann ist er demnächst vertragsfrei und kann sich was anderes suchen«, sagte Myron. »So wie er in letzter Zeit gespielt hat, wird er sich dabei nicht verschlechtern.«
    »Aber Discepolo ist ein echter New Yorker. Er würde lieber schnell bei den Giants verlängern.«
    Esperanza nahm Hector von der einen Brust und legte ihn an die andere Seite. Myron versuchte, nicht zu plötzlich wegzusehen. Er wusste nie, wie er damit umgehen sollte, wenn eine Frau in seiner Anwesenheit ihr Baby stillte. Er wollte sich vernünftig benehmen, wusste aber nicht, was das bedeutete. Natürlich starrte man nicht hin, wandte aber auch nicht den Blick ab. Und dazwischen bewegte man sich wirklich auf dünnem Eis.
    »Ich hab noch eine Neuigkeit«, sagte Esperanza.
    »Aha?«
    »Tom und ich heiraten.«
    Myron sagte nichts. Er verspürte ein eigenartiges Stechen.
    »Und?«
    »Glückwunsch.«
    »Das ist alles?«
    »Ich bin halt ein bisschen überrascht. Aber eigentlich finde ich das toll. Wann ist denn der große Tag?«

    »Samstag in drei Wochen. Aber ich muss dich was fragen. Wenn ich jetzt den Vater meines Kindes heirate, bin ich dann immer noch ein gefallenes Mädchen?«
    »Na ja, immerhin war Hector bei der Geburt ein uneheliches Kind.«
    »Gutes Argument. Ich glaub, damit kann ich leben.«
    Myron sah sie an.
    »Was ist los?«
    »Du heiratest.« Er schüttelte den
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