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Ein verhängnisvolles Versprechen

Ein verhängnisvolles Versprechen

Titel: Ein verhängnisvolles Versprechen
Autoren: H Coben
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Kopf.
    »Ich war nicht unbedingt der Typ für langfristige Beziehungen, was?«
    »Du hast die Partner gewechselt wie ein Multiplex-Kino die Filme.«
    Esperanza lächelte. »Das stimmt.«
    »Ich könnte nicht mal sagen, ob du je länger als einen Monat am Stück beim gleichen Geschlecht geblieben bist.«
    »Das Wunder der Bisexualität«, sagte Esperanza. »Aber mit Tom ist das was anderes.«
    »Wieso?«
    »Ich liebe ihn.«
    Er sagte nichts.
    »Du glaubst nicht, dass ich das schaffe«, sagte sie. »Einem Menschen treu zu sein.«
    »Das hab ich nicht gesagt.«
    »Weißt du, was bisexuell bedeutet?«
    »Klar«, sagte Myron. »Ich kannte viele bisexuelle Frauen. Zweimal Sex, und weg waren sie.«
    Esperanza sah ihn nur an.
    »Okay, der Witz hat schon einen ziemlich langen Bart«, sagte Myron. »Es ist bloß …« Er zuckte die Achseln.
    »Ich steh auf Frauen und Männer. Aber wenn ich mich langfristig binde, geht’s um einen Menschen, nicht um ein Geschlecht. Klar?«
    »Klar.«

    »Gut. Und jetzt erzähl, was zwischen dir und dieser Ali Wilder schiefläuft.«
    »Nichts.«
    »Win sagt, ihr habt’s noch nicht getan.«
    »Win hat das gesagt?«
    »Ja.«
    »Wann?«
    »Heute Morgen.«
    »Win war hier, um dir das zu sagen?«
    »Erst hat er eine Bemerkung über die Zunahme meiner Körbchengröße nach der Geburt gemacht, und dann hat er mir erzählt, dass du dich mit dieser Frau seit fast zwei Monaten triffst, und ihr es noch nicht getrieben habt.«
    »Wie kommt er denn darauf?«
    »Körpersprache.«
    »Hat er das gesagt?«
    »In Körpersprache ist Win verdammt gut.«
    Myron schüttelte den Kopf.
    »Und, hat er Recht?«
    »Ich bin heute bei Ali zum Abendessen eingeladen. Die Kinder sind bei ihrer Schwester.«
    »Ist der Plan von ihr?«
    »Ja.«
    »Und ihr habt nicht …?« Obwohl Hector noch saugte, gelang es Esperanza, den Punkt zu verdeutlichen.
    »Nein, wir haben nicht.«
    »Mann.«
    »Ich warte auf ein Zeichen.«
    »Was zum Beispiel? Ein brennender Busch? Sie hat dich zu sich nach Hause eingeladen und dir gesagt, dass die Kinder über Nacht außer Haus sind.«
    »Ich weiß.«
    »Das ist das internationale Zeichen für Bespring mich.«
    Er sagte nichts.

    »Myron?«
    »Ja.«
    »Sie ist Witwe – kein Krüppel. Wahrscheinlich hat sie einfach ein bisschen Angst.«
    »Deshalb lass ich es ja langsam angehen.«
    »Das ist edel und lieb, aber dämlich. Und es nützt auch nichts.«
    »Du meinst also …?«
    »Stürz dich so bald wie möglich auf sie, ja.«

5
    Myron war um sieben bei Ali.
    Die Wilders wohnten in Kasselton, einer Stadt, die etwa eine Viertelstunde mit dem Auto von Livingston entfernt lag. Vor dem Verlassen des Hauses hatte Myron ein seltsames Ritual zelebriert: Eau de Cologne oder kein Eau de Cologne? Das war einfach: kein Eau de Cologne. Enger Slip oder Boxershorts? Er entschied sich für ein Zwischending, bei dem es sich weder um enge Boxershorts noch einen langbeinigen Slip handelte. Boxer-Slips stand auf der Packung. Er wählte einen dunkelgrauen. Er zog ein schwarzes T-Shirt an und darüber einen braunen Pullover von Banana Republic. Die Jeans war von The Gap. Leichte Slipper aus dem Tod’s Outlet-Store in Schuhgröße 49 schmückten seine Füße. Lässiger ging es nicht.
    Ali öffnete die Tür. Hinter ihr brannte schummriges Licht. Sie trug ein schwarzes Kleid mit rundem Ausschnitt. Sie hatte die Haare nach hinten gesteckt. Myron gefiel das. Die meisten Männer mochten offenes Haar, Myron hatte es schon immer schöner gefunden, wenn das Gesicht frei war.
    Er starrte sie noch einen Moment an und sagte dann: »Wow.«
    »Hattest du nicht behauptet, dass du redegewandt bist?«

    »Ich versuche, mich zurückzuhalten.«
    »Und wieso?«
    »Wenn ich meine ganze Coolness zum Einsatz bringe, fangen die Frauen in den umliegenden Staaten an, sich die Kleider vom Leib zu reißen. Ich muss meine Macht im Zaum halten.«
    »Da hab ich ja noch mal Glück gehabt. Komm rein.«
    Bisher war er noch nicht weiter ins Haus vorgedrungen als bis in den Flur. Jetzt folgte er Ali in die Küche. Sein Magen zog sich zusammen. An der Wand hingen Familienfotos. Myron betrachtete sie kurz. Er entdeckte Kevins Gesicht. Er war auf mindestens vier Fotos zu sehen. Myron wollte die Bilder nicht anstarren, sein Blick blieb aber an einem Foto von Erin hängen. Es zeigte sie und ihren Vater beim Angeln. Ihr Lächeln war herzzerreißend. Myron versuchte, sich das Mädchen, das in seinem Keller gesessen hatte, mit einem solchen Lächeln
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