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Ein verhängnisvolles Versprechen

Ein verhängnisvolles Versprechen

Titel: Ein verhängnisvolles Versprechen
Autoren: H Coben
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rausgekriegt?«
    Edna zuckte die Achseln. »Den hat sie mir auch gesagt.«
    »Das war die falsche Antwort. Mark Cooper war ein Junge, dem sie den Spitznamen ›Ärger‹ gegeben hatten. Das war noch so was, was mir Sorgen bereitet hat.«
    »Das war clever von ihr«, sagte Edna Skylar. »Trotzdem. Ich hätte sie vielleicht zwei Monate festgehalten und weiter Hinweise darauf gestreut, dass sie ausgerissen ist. Dann hätte ich sie gehen lassen. Sie hätte hinterher die gleiche Geschichte erzählt, dass sie entführt worden ist.«
    »Und niemand hätte ihr geglaubt.«

    »Sie hätte das Baby zur Welt gebracht, Myron. Das war das Einzige, was mich interessiert hat. Der Plan hätte funktioniert. Als die Polizei von der Abhebung am Geldautomaten erfahren hat, waren sie sicher, dass sie ausgerissen ist. Also haben die sich aus der Sache rausgehalten. Die Eltern – tja, das sind halt Eltern. Ihre Sorgen wurden einfach beiseitegewischt, genau wie bei den Rochesters.« Sie sah ihn an. »Nur eins ist mir in die Quere gekommen.«
    Myron breitete die Hände aus. »Meine angeborene Bescheidenheit verbietet mir, es auszusprechen.«
    »Dann sag ich’s. Sie. Sie haben das Ganze durcheinandergebracht.«
    »Sie werden mich doch wohl nicht als frechen, aufdringlichen Jungen bezeichnen. Wie in Scooby-Doo .«
    »Finden Sie das komisch?«
    »Nein, Edna. Ich finde das überhaupt nicht komisch.«
    »Ich wollte niemandem weh tun. Natürlich hätte es Aimee Unannehmlichkeiten bereitet. Es hätte sogar eine traumatische Erfahrung werden können, obwohl ich ziemlich gut mit Medikamenten umgehen kann. Ich hätte es hingekriegt, dass es ihr gut geht und das Baby in Sicherheit ist. Für die Eltern wäre es natürlich die Hölle gewesen. Ich habe versucht, auch sie davon zu überzeugen, dass Aimee ausgerissen ist – und dass es ihr gut geht. Das wäre eine gewisse Erleichterung für sie gewesen. Aber ich musste alle Vor- und Nachteile abwägen. Selbst wenn alle ein bisschen leiden mussten. Ich wollte ein Leben retten. Es war genau so, wie ich es Ihnen erzählt habe. Bei Drew habe ich Mist gebaut. Ich habe nicht auf ihn aufgepasst. Ich habe ihn nicht beschützt.«
    »Also wollten Sie bei Ihrem Enkel nicht den gleichen Fehler noch einmal machen«, sagte Myron.
    »Genau.«
    Patienten und Besucher, Ärzte und Krankenschwestern und alle möglichen anderen Leute waren unterwegs. Über ihnen erklangen
Warntöne und Ansagen aus den Lautsprechern. Jemand ging mit einem riesigen Blumenstrauß an ihnen vorbei. Myron und Edna beachteten ihn nicht.
    »Am Telefon haben Sie es selbst gesagt«, fuhr Edna fort. »Als Sie mich gebeten haben, in Aimees Akte zu schauen. Es geht darum, die Unschuldigen zu schützen. Etwas anderes wollte ich gar nicht. Aber als Aimee verschwand, haben Sie sich selbst die Schuld gegeben. Sie haben sich verpflichtet gefühlt, sie zu suchen. Und dann haben Sie angefangen, Nachforschungen anzustellen.«
    »Und als ich Ihnen zu nah gekommen bin, mussten Sie Ihre Verluste begrenzen.«
    »Ja.«
    »Also haben Sie Aimee gehen lassen.«
    »Ich hatte keine Wahl. Alles brach plötzlich in sich zusammen. Als Sie sich eingemischt haben, sind plötzlich Menschen gestorben.«
    »Daran wollen Sie mir doch wohl nicht die Schuld geben, oder?«
    »Nein, aber mir auch nicht«, sagte sie mit hoch erhobenem Kopf. »Ich habe niemanden umgebracht. Ich habe Harry Davis nicht gesagt, dass er die Zeugnisse austauschen soll, und Jake Wolf nicht, dass er jemanden bestechen soll. Ich habe Randy Wolf nicht aufgefordert, Drogen zu verkaufen, und meinen Sohn nicht, mit einer Schülerin ins Bett zu gehen. Und Aimee Biel ist auch nicht auf meinen Wunsch von ihm schwanger geworden.«
    Myron sagte nichts.
    »Wollen Sie noch einen Schritt weiter gehen?« Ihre Stimme wurde etwas spitzer. »Ich habe Drew nicht gesagt, dass er Jake Wolf mit einer Pistole bedrohen soll. Ganz im Gegenteil. Ich habe versucht, meinen Sohn zu beruhigen, konnte ihm aber nicht die Wahrheit sagen. Vielleicht hätte ich das tun sollen. Aber Drew hat schon immer alles vermasselt. Also habe ich ihm nur gesagt, dass er ruhig bleiben soll und dass mit Aimee
alles okay ist. Aber er hat mir nicht zugehört. Er dachte, Jake Wolf hätte ihr etwas angetan. Also ist er auf ihn losgegangen. Ich nehme an, seine Frau hat die Wahrheit gesagt. Sie hat ihn in Notwehr erschossen. So ist mein Sohn zu Tode gekommen. Aber ich war’s nicht.«
    Myron wartete. Ihre Lippen zitterten, aber Edna kämpfte dagegen an. Sie
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