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Ein verhängnisvolles Versprechen

Ein verhängnisvolles Versprechen

Titel: Ein verhängnisvolles Versprechen
Autoren: H Coben
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nett von Ihnen zu versuchen, die Eltern ein bisschen zu beruhigen. Aber warum hätte Aimee von dort anrufen sollen – genau von der Stelle, wo Sie Katie Rochester gesehen hatten? Das konnte Aimee nun wirklich nicht wissen. Die Einzige, die das wusste, waren Sie. Und die Daten von Ihrem E-ZPass für die Brückenmaut haben wir auch schon überprüft. Zwanzig Minuten vor diesem Anruf sind Sie durch den Lincoln Tunnel nach Manhattan gefahren.«
    »Das ist nicht unbedingt ein Beweis, der vor Gericht standhalten wird«, sagte Edna.
    »Nein, wohl nicht. Aber ich sag Ihnen, worüber Sie stolpern werden. Über das Propofol. Sie können zwar Rezepte ausschreiben, bestellen müssen Sie es aber trotzdem. Auf meinen Tipp hin hat die Polizei schon Ihr Büro überprüft. Sie haben große Mengen Propofol gekauft, und niemand kann uns sagen, wo es hingekommen ist. Aimee hat eine Blutprobe abgegeben. Das Zeug war noch nachweisbar. Alles klar?«
    Edna Skylar holte tief Luft, hielt sie an und stieß sie dann langsam wieder aus. »Und haben Sie auch ein Motiv für diese angebliche Entführung, Myron?«
    »Sollen wir dieses Spielchen wirklich bis zum bitteren Ende spielen?«
    Sie zuckte die Achseln. »Wenn wir schon bis hier gekommen sind.«
    »Na gut. Das Motiv. Das war das Hauptproblem. Warum sollte jemand Aimee entführen? Wir dachten alle, jemand wollte sie zum Schweigen bringen. Ihr Sohn hätte seinen Job verlieren können. Randy Wolfs ganze Zukunft war in Gefahr. Harry Davis hatte auch viel zu verlieren. Aber denen hätte es eigentlich nichts genützt, Aimee zu entführen. Es gab auch weder Lösegeldforderungen
noch sexuelle Übergriffe oder sonst irgendwas in der Art. Also habe ich mich die ganze Zeit gefragt: Aus welchem Grund sollte jemand eine junge Frau entführen?«
    »Und?«
    »Sie haben von den Unschuldigen gesprochen.«
    »Stimmt.« Ihr Lächeln wirkte jetzt resigniert. Edna Skylar wusste, was als Nächstes kam, dachte Myron, aber sie weigerte sich aufzugeben.
    »Wer könnte unschuldiger sein«, sagte Myron, »als Ihr ungeborener Enkel?«
    Sie könnte genickt haben. Es war schwer zu sagen. »Und weiter?«
    »Als wir darüber gesprochen haben, wie Sie Ihre Patienten bewerten, haben Sie es selbst gesagt. Man muss Prioritäten setzen. Es geht Ihnen um die Rettung der Unschuldigen. Sie hatten ein fast reines Motiv, Edna. Sie wollten Ihren Enkel retten.«
    Edna Skylar drehte sich um und sah den Flur entlang. Als sie sich wieder Myron zuwandte, war das Lächeln verschwunden. Ihr Gesicht war leer. »Aimee war schon fast im dritten Monat«, fing sie an. Ihr Tonfall hatte sich verändert. Es lag etwas Sanftes darin und etwas Abwesendes. »Ich musste das Mädchen noch ein oder zwei Monate hinhalten, dann wäre es zu spät für einen Schwangerschaftsabbruch gewesen. Indem ich Aimees Entscheidung nur ein bisschen hinauszögerte, würde ich meinen Enkel retten. Ist das so verkehrt?«
    Myron sagte nichts.
    »Und Sie haben Recht. Ich wollte, dass Aimees Verschwinden dem von Katie Rochester ähnelt. Die Vorgaben passten natürlich perfekt. Beide gingen auf dieselbe Schule, und beide waren schwanger. Dann brauchte ich nur noch den Geldautomaten. Ich habe alles getan, damit Aimees Verschwinden so aussieht, als wäre sie ausgerissen. Aber nicht aus dem Grund, den Sie angeführt haben – nicht weil sie ein nettes Mädchen aus einer netten Familie war. Eigentlich ganz im Gegenteil.«

    Myron nickte. Jetzt verstand er es. »Wenn die Polizei richtige Ermittlungen aufgenommen hätte«, sagte er, »wäre man womöglich auf die Affäre mit Ihrem Sohn gestoßen.«
    »Genau.«
    »Keiner der Verdächtigen hatte eine Blockhütte. Sie haben eine, Edna. Sie hat sogar einen braun-weißen Kamin, wie Aimee ihn beschrieben hat.«
    »Da waren Sie aber wirklich fleißig.«
    »Ja, war ich.«
    »Ich hatte es ziemlich gut geplant. Ich wollte sie gut behandeln. Ich wollte die Entwicklung des Babys überwachen. Ich habe ihre Eltern angerufen und gehofft, dass die sich dadurch etwas weniger Sorgen machen. Ich hätte so weitergemacht – Hinweise darauf hinterlassen, dass Aimee ausgerissen ist und dass es ihr gut geht.«
    »Wie zum Beispiel der Chat im Internet.«
    »Ja.«
    »Woher hatten Sie das Passwort und den Benutzernamen?«
    »Die hat sie mir gegeben, als sie von den Medikamenten benommen war.«
    »Haben Sie sich verkleidet, wenn Sie bei ihr waren?«
    »Ich habe mein Gesicht verdeckt, ja.«
    »Und der Name von Erins Freund? Mark Cooper? Wie haben Sie den
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