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Ein Vampir ist nicht genug - Roman

Titel: Ein Vampir ist nicht genug - Roman
Autoren: Jennifer Rardin Charlotte Lungstrass
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Vielleicht habe ich die Grenze ein paarmal zu oft überschritten. Und dabei weiß er noch nicht einmal etwas von den Blackouts. Außerdem war es irgendwie schön, wenn da jemand war, der auf einen aufpasste, der sich Sorgen machte. Ich war erst seit ungefähr einem halben Jahr allein. Aber es fühlte sich an wie Jahrtausende.
    Ich seufzte. »Du hast gesagt, er hätte mich angefordert? Warum?«
    »Er hat seine eigenen Gründe, die er dir erklären wird, wenn er so weit ist, sagt er.« Pete und ich hoben beide eine Augenbraue.
    »Ist wohl ein ziemlich mysteriöser Typ, was?«, stellte ich fest.
    »Wenn er es darauf anlegt«, stimmte Pete mir zu.
    »Also, was kannst du mir über ihn sagen?«
    Pete zog eine fünf Zentimeter dicke Akte aus einem der
Stapel und öffnete sie. »Er ist seit den frühen Zwanzigerjahren bei uns. Sein voller Name lautet Vasil Nicu Brancoveanu. Geboren am achtzehnten November 1713 in Mogos¸oaia, Rumänien, in der Nähe von Bukarest.«
    »Um Himmels willen, können wir die Geburtsurkunde überspringen und direkt zur schmutzigen Wäsche kommen?«
    Pete schüttelte den Kopf über meine Ungeduld, aber er schloss die Akte und schenkte mir ein nachsichtiges Lächeln. »Er verfügt über eine ganz besondere Kraft, Jaz, und ich danke Gott jeden Tag dafür, dass er unsere Seite gewählt hat. Ich habe diese Akte jetzt schon viermal gelesen, und ich glaube nicht, dass sie alle seine Fähigkeiten enthält. Ich kann dir verraten, dass er ziemlich gut entwickelte hypnotische Kräfte besitzt. Er ist ein verdammt guter Schwertkämpfer, kann auch gut mit Fernkampfwaffen umgehen, zieht aber den Nahkampf vor. Vampirische Kraft und Schnelligkeit, natürlich, gepaart mit einer sorgfältig geschulten Fähigkeit, sich einfach in Luft aufzulösen.«
    »Und?«
    Pete nickte. Ihm war klar, dass ich auf den großen Knall wartete, auf den Kern, um den sich die anderen Kräfte drehten. »Er ist das, was wir einen Geist nennen.«
    Die Geschichten waren also wahr. Er konnte durch Berührung Menschen erfrieren lassen.
    Wir unterhielten uns noch ein bisschen, wobei Pete mir auch verriet, dass, während er mich davon abbringen wollte, übertriebene Risiken einzugehen, seine Vorgesetzten die Tatsache schätzten, dass ich dazu bereit war.
    »Unsere Regierung sieht in Vayl eine Art Nationalschatz, Jaz«, erklärte Pete. »Auf dem Papier bist du seine Assistentin. In Wirklichkeit bist du sein Bodyguard. Du kennst ja die Mitglieder unseres Aufsichtsrats.«

    Und wie. Die Senatoren Fellen, Tredd und Bozcowski hatten mir den Wunsch, je wieder wählen zu gehen, nachhaltig ausgetrieben.
    Pete fuhr fort: »Sie haben mich gebeten, dir die Dringlichkeit deiner vorrangigen Mission eindeutig klarzumachen, die immer darin bestehen wird, dafür zu sorgen, dass er in einem Stück zurückkommt.«
    Ich bin einen Meter fünfundsechzig groß. Wenn ich daran denke, etwas zu essen - was nicht allzu regelmäßig vorkommt -, wiege ich vierundfünfzig Kilo. Keine Frage, dieser Vayl konnte mich jederzeit wie einen trockenen Zweig zerbrechen, sollte er den Drang danach verspüren. Außerdem lebt man nicht so lange, wenn man nicht einige grundsätzliche Überlebensstrategien entwickelt. Ich lachte. »Lass den Unsinn, Pete. Vayl braucht genauso dringend einen Bodyguard, wie ich einen Zwergpudel brauche. Uns ist doch beiden klar, dass du mir in dieser Sache etwas verschweigst. Aber weißt du was? Ich nehme es hin, zumindest erst mal. Denn ich bin neugierig.« Und weil ich, bei Gott, diesen Job liebte. Er hatte mich am Leben erhalten. Er hatte es mir ermöglicht, bei Verstand zu bleiben, nachdem … danach.
    Pete sah so peinlich berührt drein, dass ich es noch einmal versuchen wollte. »Komm schon, Boss. Warum ich?«
    Er strich sich die drei Haare glatt und ließ dann die Hand auf den Tisch sinken. »Weil Vayl nun mal dich will. Und in diesem Laden kriegt Vayl immer, was er will.«

1
    Sechs Monate später
    G eh mir aus dem Weg, du alte Schachtel«, murmelte ich leise, während die alte Dame, die zu dieser späten Stunde nicht einmal einen Golfwagen hätte fahren sollen, geschweige denn einen sperrigen Lincoln, vor mir die Straße entlangtuckerte, mit gesetztem Blinker, der verkündete, dass sie irgendwo zwischen hier und dem Ozean rechts abbiegen wollte.
    »Sind wir heute Abend ein wenig empfindlich, Lucille?« Lucille Robinson ist mein üblicher Deckname und mein Alter Ego: ein freundliches, süßes Mädchen, das immer genau weiß, was man sagen sollte.
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