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Ein Vampir ist nicht genug - Roman

Titel: Ein Vampir ist nicht genug - Roman
Autoren: Jennifer Rardin Charlotte Lungstrass
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exotischsten Orte dieser Erde geführt habe?«
    »Okay, ich weiß, dass du zu alt bist, um dir von einem kleinen Punk wie mir eine Lektion erteilen zu lassen …«
    »Jasmine« - (er sprach es aus wie Jas-mi-na, was mir einen wohligen Schauer über den Rücken jagte, auch wenn ich das nie zugegeben hätte) -, »auch wenn ich dir zustimme, dass du mit fünfundzwanzig noch ziemlich jung bist, kannst du dich doch wohl kaum als ›Punk‹ bezeichnen.«
    Stimmt, aber durchgeknallt ist zu nah an der Wahrheit. »Verdammt noch mal, du alte Schnarchnase, bieg doch endlich ab!« Das weißhaarige Wunder, das inzwischen eine Parade anführte, die einen ganzen Block umfasste, musste wohl sein Hörgerät eingeschaltet haben. Endlich bog sie auf den Parkplatz der Vereinigten Methodistenkirche ab, Halleluja, so dass wir anderen uns nach Herzenslust amüsieren konnten, bis irgendein anderer Achtzigjähriger es für nötig befinden würde, nach Einbruch der Dunkelheit die Straße zu erobern. In Ohio wissen die alten Leute es besser und fahren nachts nicht mehr. Ein Grund mehr, warum Cleveland rockt.
     
    Wir fuhren direkt zu unserem sehr alten, sehr exklusiven Hotel. Die Diamond Suites erhoben sich zwölf Stockwerke hoch über die pinkfarbene Stuckmauer, die das Gebäude und die dazugehörigen Gärten umgab, bevor sie in
einem steilen, roten Ziegeldach endeten. Die Fenster waren alle mit schwarzen Metallgittern versehen, die dekorative Verzierungen aufwiesen. Für den bewachten Parkplatz brauchte man eine Schlüsselkarte. Wir hatten unsere zusammen mit dem Wagen bekommen, in dem wir jetzt fuhren, was Teil der auf Diskretion ausgelegten Geschäfts politik der Diamond Suites war, mit der sie ihre öffentlichkeitsscheue, meist berühmte Klientel anlockten.
    Während er jedes Detail der Umgebung in sich aufnahm und sein Gehirn alles zur späteren Verwendung katalogisierte, hatten Vayls Augen das kalte Blau eines alas kischen Huskys angenommen. Parkplatz mit exklusiven Mietwagen. Abgehakt. Automatische, mit Schlüsselkartensystem ausgestattete Eingangstür aus kugelsicherem Glas. Abgehakt. Eingangshalle voller Gratisspielereien, von fluffigen weißen Handtüchern bis zu importiertem Shampoo, alles nett angerichtet in antiken Schränken. Abgehakt. Niemand in Sicht. Hervorragend.
    Vayl, der unsere Taschen trug, lehnte sich zu mir rüber und flüsterte: »Laut einer Legende soll es in diesem Hotel spuken.«
    Ich schnaubte. Keine sonderlich damenhafte Angewohnheit, ich weiß, aber eine die, genau wie das Fluchen, ihre Berechtigung hat. »Wahrscheinlich deine alten Pokerfreunde, die darauf warten, den Punktestand auszugleichen.« Das war gar nicht so weit hergeholt, wie es sich anhörte. Gewissen Gerüchten zufolge hatte Vayl seinen Gehstock und seine erste Goldmine beim Pokern gewonnen.
    Wieder zuckten Vayls Lippen. Nicht zum ersten Mal dachte ich mir: Wenn er jemals richtig lächeln sollte, würde wahrscheinlich sein Gesicht zerbrechen . Aber ich versuchte, das nicht zu laut zu denken. Im Flugzeug hatte er
belauscht, wie zwei Stewardessen sich über das Mordsding des Piloten unterhielten, während sie im Heck der Maschine standen und er neben mir in der ersten Reihe saß. Ein Mann mit solchen Fähigkeiten muss nur ein bisschen aufmerksamer hinhören, um meine sarkastischen Gedanken aufzufangen.
    Vayl hatte das Penthouse reserviert, also nahmen wir den Aufzug Nummer 6a in den zwölften Stock. Als wir unser Ziel erreichten, führte ich einen kleinen Schleichtanz auf - die von Klaustrophobikern genutzte Variante des Ich-muss-mal-pinkeln-Tanzes -, bis Vayl dahintergekommen war, wie er unsere Schlüsselkarte in den Schlitz des Kontrollmechanismus stecken musste, damit sich die Türen öffneten. Nachdem ich aus der Kabine gestürmt war und sich mein Puls normalisiert hatte, sah ich mich um. Wir standen in einem kleinen Vorraum, dessen Wände - inklusive der Aufzugtüren - und halbe Decke mit blumigen Malereien geschmückt waren. Der Fußboden war mit Fliesen ausgelegt, die in dem für Florida so typischen Pinkton erstrahlten.
    Ich rümpfte die Nase wegen der Farbe. Irgendetwas an Pink dreht mir immer den Magen um. Vielleicht ist es die Ähnlichkeit mit Vomex-Sirup. Ich persönlich bevorzuge kräftigere Farben. Deshalb trug ich auch ein smaragdgrünes Seidenshirt unter meiner schwarzen Jacke. Im Gegensatz zu Vayls Mantel, der bis zu den Knien reichte und so aussah, als könnte man darunter leicht ein Gewehr, ein Schwert oder wahrscheinlich sogar ein
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