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Ein Vampir für alle Fälle

Ein Vampir für alle Fälle

Titel: Ein Vampir für alle Fälle
Autoren: Charlaine Harris
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ich dachte...«
    »Ich weiß. Ich dachte auch, dass zwischen Quinn und mir alles klar wär«, sagte ich, und falls das etwas trübsinnig klang - genauso fühlte ich mich bei dem Gedanken an meinen verschollenen Wertiger. »Ich dachte immer, er würde sich melden. Aber bislang kam nicht ein Wort.«
    »Hast du noch das Auto seiner Schwester?« Frannie Quinn hatte mir ihr Auto geliehen, damit ich nach der Katastrophe in Rhodes irgendwie nach Hause kam.
    »Nein, das ist eines Abends einfach verschwunden, als Amelia und ich beide in der Arbeit waren. Ich habe Quinn auf dem Handy angerufen und ihm auf die Mailbox gesprochen, dass es weg ist. Aber er hat nicht zurückgerufen.«
    »Das tut mir wirklich leid, Sookie«, sagte Sam. Er wusste, dass das kein Trost war, aber was sollte er schon groß sagen?
    »Ja, mir auch«, erwiderte ich und versuchte, nicht allzu deprimiert zu klingen. Ich musste mich wenigstens bemühen, nicht ständig in dieser ermüdenden gedanklichen Endlosschleife zu versinken. Ich wusste doch, dass Quinn nicht mir die Schuld an seinen schweren Verletzungen gab. Ich hatte ihn vor meiner Abfahrt aus Rhodes noch im Krankenhaus besucht, und er war in der Obhut seiner Schwester Frannie gewesen, die mich zu dem Zeitpunkt auch nicht mehr zu hassen schien. Keine Vorwürfe, kein Hass - warum also hörte ich nichts mehr von Quinn?
    Es war, als hätte der Erboden sich aufgetan und ihn verschluckt. Ich zuckte die Achseln und versuchte, an etwas anderes zu denken. Viel Arbeit war das beste Mittel gegen diese Art von Sorge. Wir fingen an, einige der Sachen zu Sams Pick-up hinüberzutragen, der etwa einen Block weiter stand. Sam hatte sich die schwereren Dinge geschnappt. Er ist nicht besonders groß, aber wie alle Gestaltwandler hat er echte Bärenkräfte.
    Um halb elf waren wir fast fertig. Den Hochrufen vor der Villa entnahm ich, dass die beiden frischgebackenen Ehefrauen in ihren Flitterwochenkleidern die Treppenstufen herabgekommen waren und vor ihrer Abfahrt ihre Brautsträuße in die Menge geworfen hatten. Portia und Glen fuhren nach San Francisco, und Halleigh und Andy wollten in irgendeinen Badeort auf Jamaika. Mir entging eben einfach gar nichts.
    Sam sagte, dass ich jetzt ruhig gehen könne. »Dawson wird mir nachher helfen, den Pick-up zu entladen.« Eine gute Idee, fand ich, zumal Dawson, der Sam an diesem Abend hinter der Bar im Merlotte's vertrat, ein Schrank von einem Mann war.
    Nachdem wir das Trinkgeld aufgeteilt hatten, war ich etwa dreihundert Dollar reicher. Ein wirklich lukrativer Abend. Ich steckte das Geld in die Hosentasche, wo es eine Beule schlug, weil viele Ein-Dollar-Scheine darunter waren. Zum Glück waren wir hier nicht in der Großstadt, sondern im kleinen Bon Temps, ich musste also nicht fürchten, eins über den Schädel gezogen zu bekommen, noch ehe ich im Auto saß.
    »Okay, dann gute Nacht, Sam«, sagte ich und zog meinen Autoschlüssel aus der anderen Hosentasche. Eine Handtasche hatte ich an diesem Abend nicht mitgenommen. Auf dem Weg vom Garten der Villa zur Straße hinunter fuhr ich mir etwas missmutig durchs Haar. Ich hatte die Frau im rosa Kittel gerade noch davon abhalten können, es hochzustecken, doch dann hatte sie mir eine bauschige Lockenfrisur im Farrah-Fawcett-Stil verpasst. Ich kam mir albern vor.
    Autos fuhren vorüber, in den meisten saßen Hochzeitsgäste auf dem Weg nach Hause. Sonst herrschte der übliche Samstagabendverkehr. Die am Bordstein parkenden Wagen zogen sich sehr weit die Straße hinunter, und der Verkehr floss nur recht stockend. Ich hatte mein Auto rechtswidrig gegen die Fahrtrichtung geparkt, doch davon wurde in unserer Kleinstadt gewöhnlich kein Aufhebens gemacht.
    Als ich mich bückte, um die Autotür aufzuschließen, hörte ich ein Geräusch hinter mir. In einer einzigen Bewegung schloss ich die Faust um die Schlüssel, wirbelte herum und schlug zu, so fest ich konnte. Der Schlüsselbund verlieh meiner Faust einen eisernen Drall, und der Mann hinter mir wankte rückwärts über den Gehsteig und landete schließlich mit dem Hintern auf dem Rasen der Bellefleurs.
    »Ich wollte Ihnen nichts tun«, murmelte Jonathan.
    Gar nicht so leicht, einigermaßen würdig und harmlos zu wirken, wenn man auf dem Hintern hockt und einem Blut aus dem Mundwinkel läuft, doch dem asiatischen Vampir gelang es spielend.
    »Sie haben mich überrascht«, sagte ich, was eine starke Untertreibung war.
    »Das habe ich gemerkt«, erwiderte er und sprang leichtfüßig auf. Er
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