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Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot

Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot

Titel: Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot
Autoren: Kerstin Gier
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einkaufen als bei Aldi. Da ist es neuerdings immer so voll! Und was für ein Pack da einkaufen geht, unfassbar. Möchte nicht wissen, was für Krankheiten man sich dort einfängt. Bei Metzger Sendmann ist es immer schön ruhig.«
    »Bei Metzger Sendmann!«, sagte Stephan staunend. »Solltest du auf deine alten Tage etwa noch zum Verschwender werden?«
    »Metzger Sendmann ist Doktor Berners Schwiegersohn«, erklärte mein Schwiegervater. Doktor Berner war einer der scheintoten Geizhälse seiner Doppelkopfrunde. »Deshalb behandelt man mich dort besonders zuvorkommend. Auch wenn ich nur die Sonderangebote nehme. Den Aufschnitt vom Vortag packt man dort nämlich bunt durcheinander in eine Tüte, und die ganze Tüte kostet weniger als eine Lage Schinken. Und was da alles drin ist: Mailänder Salami, Schwarzwälder Schinken, Fleischwurst, Sülze, Leberwurst – alles vom Feinsten.«
    Evelyn, die sich gerade eine Scheibe Schinken auf ihr Brötchen legte, ließ die Gabel sinken. Auch Oliver, Stephan und Katinka hielten inne. Nur Eberhard ließ sich nicht stören und biss herzhaft in ein Leberwurstbrötchen. »Was uns nicht umbringt, macht uns stark. Wurst ist Wurst, da beißt die Maus keinen Faden ab.«
    »Vati, dieser Aufschnitt in Tüten ist nicht vom Vortag, sondern eher von der Vorwoche«, sagte Oliver, undStephan setzte hinzu: »Und er ist für Leute mit
Hunden
gedacht!«
    »Ihr bekommt Marmelade«, sagte Katinka besorgt zu den Kindern. »Wegen der Salmonellengefahr …« Dann aber kehrte ihr Lächeln zurück. Richtig, da war ja noch etwas … »Und jetzt hört mal alle zu. Wir bekommen – Lea!!«
    Lea hatte ihr Milchglas umgeworfen. Das machte sie jeden Sonntag, und Katinka tupfte blitzschnell und routiniert das Tischtuch ab und goss neue Milch ins Glas.
    »Blödsinn«, sagte Fritz derweil. »Für Hunde haben die dort die Innereien. Obwohl ich das auch für Verschwendung halte. Weiß der Himmel, warum heute keiner mehr leckere Nierchen zu schätzen weiß.«
    Wir hatten zu Hause noch nicht gefrühstückt, aber das Schinkenbrötchen lockte inzwischen nicht mehr. War da nicht so ein seltsamer grüner Schimmer auf dem Schwarzwälder? Ich hielt mich sicherheitshalber an meinem Kaffee fest. Morgen wollte ich sowieso mit einer Diät beginnen. Ich hatte zwar nicht zugenommen, aber Stephan nannte mich seit neuestem Pummelchen oder Molli-Olli, was mir überhaupt nicht gefiel. Er vertrat die These, dass sich das Körpergewicht bei Frauen über dreißig anders verteile als vorher – und zwar nachteilig anders.
    »Jetzt seid doch mal leise.« Katinka klopfte mit dem Eierlöffel an ihre Kaffeetasse.
    »Schscht«, machte ich. Katinka tat mir allmählich Leid, weil sie ihre »Überraschung« einfach nicht loswerden konnte.
    »Vielen Dank, Tochter«, sagte Fritz in das darauf folgende Schweigen und wandte sich seinen Söhnen zu. »Also, was gibt’s Neues bei euch?« Das fragte er jedenSonntag, und es war jeden Sonntag der Auftakt zu einem handfesten Familienstreit. Na ja, man kann sich an alles gewöhnen.
    »Bei Ebi und mir gibt es wunderbare Neuigkeiten«, machte Katinka einen verzweifelten Versuch, den Familienstreit zu verhindern, aber Fritz unterbrach sie rüde: »Dich habe ich nicht gemeint, Tochter. Du erzählst mir ja sowieso jeden Tag, was es Neues gibt.« Das stimmte sicher, denn Katinkas und Eberhards Reihenhaus lag nur zwei Straßen weiter, und Katinka ließ es sich nicht nehmen, täglich mit den Kindern einen Spaziergang zu Opa zu machen. Und das gar nicht mal aus purem Eigennutz, denn während die Kinder spielten, kümmerte sich Katinka um Fritzens Wäsche, obwohl er behauptete, sehr gut allein zurechtzukommen. Wirklich zu stören schien ihn Katinkas Anwesenheit bei aller Knurrigkeit aber nicht, denn er hatte tatsächlich ein Schaukelgerüst und einen Sandkasten in seinem Garten für Dings, Dings und Dings aufgestellt. Beides Sonderangebote vom Baumarkt und außerdem leicht beschädigt, aber immerhin. Für einen Mann, der vor lauter Geiz beim Metzger Hundeaufschnitt für sich und seine Familie kaufte, sich die Haare selber schnitt und seit 1979 denselben Mercedes fuhr, war es eine überaus großzügige Geste.
    Katinka sah zu Recht beleidigt aus.
    »Ich wollte, dass deine Brüder mir etwas von ihrem Elend berichten. Erst die schlechten, dann die guten Nachrichten«, sagte Fritz beschwichtigend und wandte sich an Stephan: »Also: Was macht der Umsatz? Und wie geht es eurer Bruchbude?«
    »Welche Bruchbude meinst du? Das
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