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Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot

Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot

Titel: Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot
Autoren: Kerstin Gier
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gefällt. Natürlich ist es nicht nureine Frage des Geizes, sondern sozusagen ein Erziehungskonzept. Aber es hat gründlich versagt, wie man sieht.«
    »Blödsinn«, widersprach Berner. »Das sagst du nur, weil du genau weißt, dass deine Söhne sich genauso wenig kaufen lassen wie meine Tochter.«
    »Blödsinn? Weißt du, was die für Schulden haben? Die würden sofort nackt Straßenbahn fahren, wenn ich ihnen dafür was zahlte.«
    Berner beugte sich interessiert vor. »Na ja, so viel gehört da nicht dazu in heutigen Zeiten. Aber würden sie auch etwas
wirklich
Verrücktes tun?«
    »Alles«, sagte Fritz überzeugt. »Wenn ich nur genug zahle.«
    »Niemals«, hielt Berner dagegen. »Du bist größenwahnsinnig, wenn du das glaubst.«
    »Wollen wir wetten?«, fragte Fritz und beugte sich ebenfalls vor. Man merkte dem alten Herrn an, dass er an der Diskussion Spaß zu finden begann. »So komme ich wenigstens billiger dabei weg, wenn ich endlich mal in meine Kinder investiere.«
    »Oh ja, eine richtige Wette«, freute sich auch Scherer. »Eine geheime, interne Wette, exclusiv für unsere Loge. Wir bieten alle mit. Wo es mit den Aktien doch jetzt keinen richtigen Spaß mehr macht …«
    »Kinder sind nicht käuflich. Ich setze auf den Doktor«, sagte Rückert. »Vorausgesetzt, es fällt uns etwas richtig Verrücktes ein.«
    »Tja, Fritz, die Wette wirst du wohl verlieren.« Berner streckte die Hand aus. »Ich habe da nämlich schon eine Idee, bei der deine Kinder keinesfalls mitmachen, nicht mal für eine Million …«
    Fritz nahm Berners Hand und schüttelte sie förmlich. »Das wollen wir doch mal sehen«, sagte er. »Ich habe bisher noch nie eine Wette verloren.«
    »Ich setze auf den alten Fritz«, sagte Scherer. »Unterschätze nie die Magie des Geldes …«
    Und dann steckten die vier alten Männer die Köpfe zusammen, um sich etwas wirklich Verrücktes auszudenken.

1. Kapitel
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    E s war wie jeden Sonntag: Ich stand nackt vor meinem Kleiderschrank und wusste nicht, was ich anziehen sollte. Nicht, dass der Schrank leer gewesen wäre, aber alle in Frage kommenden Klamotten waren offensichtlich gerade in der Wäsche – wie immer. Es gibt wohl Dinge, die lernt man nie, egal, wie alt man wird.
    Im Spiegel auf der Innenseite der Schranktür betrachtete ich missmutig mein Gesicht. Im Großen und Ganzen sah ich mit dreiundreißig nicht anders aus als mit dreiundzwanzig. Aber diese drei Querfalten auf meiner Stirn, die waren vor zehn Jahren noch nicht da gewesen. Wahrscheinlich hatte ich sie beim Grübeln vor diesem Kleiderschrank bekommen. Diese ewige Kleiderfrage war aber auch wirklich zum Stirnrunzeln. Ich musste mir unbedingt eine Antifaltencreme zulegen. Allerdings würde die Anschaffung einer Antifaltencreme, die
wirklich
gegen Falten half, uns endgültig in den finanziellen Ruin treiben. Von neuen Klamotten ganz zu schweigen.
    »Olli!«, brüllte Stephan von unten. »Beeil dich gefälligst ein bisschen.«
    »Ich habe aber nichts zum Anziehen«, brüllte ich zurück. Vor lauter Schreck bröselte der Putz von der Decke. Ich registrierte es mit einem Achselzucken. Machte nichts. Alles was von allein hinunterfiel, brauchte nicht mühsam abgeschlagen zu werden. Allerdings war es, wenn manes genau nahm, ein Wunder, dass überhaupt noch etwas an der Decke klebte, denn in diesem Haus bröselte der Putz ungefähr schon seit 1950, was in etwa auch das Jahr war, in dem es erbaut wurde. Es war das einzige Haus, das ich je gesehen hatte, das sozusagen übergangslos vom Rohbauzustand in den Ruinenzustand gewechselt hatte. Dabei war es – kaum zu glauben – die ganze Zeit über bewohnt gewesen. Und niemand der Bewohner hatte auch nur irgendetwas annähernd Geschmackvolles in diesem Haus hinterlassen. Neben den diversen Gebäudeschäden gab es eine Vielzahl grell gemusterter Fliesen (überwiegend osterglockengelb und jägergrün), Tapeten (überwiegend großgeblümt) und PVC-Verkleidungen (überwiegend dunkelbraunes Eichenimitat) zu bestaunen. Die Räume waren allesamt so scheußlich, dass man sich nicht einmal an den Anblick gewöhnen konnte, sondern sich jeden Morgen aufs Neue wunderte und schüttelte.
    Es gab so viel zu tun, dass man gar nicht wusste, wo man mit der Renovierung eigentlich anfangen sollte. Das war vielleicht der Grund dafür,
dass
wir noch nicht damit angefangen hatten. Aber der eigentliche Grund war natürlich, dass wir absolut und vollkommen pleite waren.
    Das ganze Haus erinnerte mich fatal an den
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