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Ein unmoralisches Angebot

Ein unmoralisches Angebot

Titel: Ein unmoralisches Angebot
Autoren: Sarah Morgan
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Einzelheiten gefragt hatte, war er ihr ausgewichen.
Es handele sich lediglich um einen finanziellen Engpass, hatte er
erklärt, und sie brauche sich keine Sorgen zu machen.
    Sie
vertraute ihrem Bruder uneingeschränkt, dennoch bedauerte sie
nun, sich mit diesen Allgemeinplätzen zufrieden gegeben zu
haben. Hatte Peter in letzter Zeit nicht auch sehr bedrückt
gewirkt?
    Nervös
ging Amy neben Sharif die ihr endlos erscheinenden, marmorgefliesten
Korridore entlang. Wenn sie es auch nicht wahrhaben wollte, der
orientalische Prunk des Goldenen Palastes von Kazban schüchterte
sie ein. Nahezu vor jeder Tür standen Wachen, und Amy wagte
kaum, sich umzublicken.
    Mit
aller Macht zwang sie sich zur Ruhe. In diesem Palast lebte die
königliche Familie, die selbstverständlich eine mit
Pistolen und Schwertern bewaffnete Leibgarde besaß. Mit ihr,
Amy, die nur eine Nachricht übermitteln sollte, hatte das nichts
zu tun.
    Trotzdem
hätte sie am liebsten auf dem Absatz kehrtgemacht und wäre
aus dem Palast gelaufen. Nicht nur aus dem Palast, sondern weiter
durch die geheimnisvolle, sonnendurchglühte Wüstenlandschaft,
durch die man sie auf dem Weg hierher gefahren hatte, bis zum
Flughafen. Wie gern wäre sie jetzt wieder in ihrer kleinen
Heimatstadt in England – zurück in der Einsamkeit.
    Energisch
verbot sie sich alle weiteren Gedanken an ihr Zuhause. Sie musste
sich auf den Zweck ihrer Reise konzentrieren. Seit dem Tod ihrer
Eltern bis zu diesem Tag hatte ihr Bruder, der fünf Jahre älter
war als sie, für sie gesorgt wie ein Vater. Ihn jetzt im Stich
zu lassen würde sie sich nie verzeihen.
    Amy
hatte Mühe, mit Sharif Schritt zu halten. "Könnten Sie
vielleicht etwas langsamer gehen?" bat sie. "Meine
Sandaletten sind für einen Spurt auf glattem Boden nicht
geeignet, und andere Schuhe habe ich nicht dabei. Dem Prinzen mit
einem gebrochenen Knöchel gegenüberzutreten wäre mir
sehr peinlich."
    Dass
sie den Prinzen nach näherem Überlegen eigentlich überhaupt
nicht mehr begegnen wollte, verschwieg sie lieber. Das Mitleid, das
sie in den Augen des alten Dieners zu entdecken glaubte, ließ
ihren Mut noch weiter sinken. Meine Entscheidung ist falsch gewesen,
erkannte sie verzweifelt.
    Warum
schien jeder Angst vor Zakour Al-Farisi zu haben? War er wirklich so
skrupellos, wie man es ihm nachsagte? Jeder Mensch hat auch seine
guten Seiten, beruhigte sie sich, als die Panik sie zu überwältigen
drohte.
    Der
Mann blieb vor einer Tür stehen, vor der sich gleich mehrere
bewaffnete Wächter befanden, trat ein und bedeutete ihr, ihm zu
folgen.
    Panik
befiel Amy plötzlich.
    "Ich
glaube, ich bin doch nicht die richtige Ansprechpartnerin für
den Prinzen. Wenn er so beschäftigt ist, sollte ich ihn nicht
stören und lieber meinen Bruder schicken." Hoffnungsvoll
sah sie den Mann an. Doch dieser schob sie wortlos ins Zimmer.
    Von
dem großen, prächtig ausgestatteten Raum tief beeindruckt,
blieb Amy staunend stehen. Auf der einen Seite befanden sich durch
Säulen getrennte Spitzbogenfenster, die gedämpftes Licht
auf die kostbaren Bildteppiche an der gegenüberliegenden Wand
fallen ließen.
    Alles
um sich her vergessend, trat Amy näher, um sie genauer zu
betrachten. Die Wildpferde, die darauf zu sehen waren, wirkten so
echt, dass man das Donnern der Hufe förmlich zu hören
meinte.
    In
einer Ecke lagen kostbar bestickte Seidenkissen, die zum Sitzen
einluden, etwas weiter entfernt stand ein kunstvoll geschnitzter
Tisch, auf dem ein Computer in modernstem Design stand.
    Der
Kontrast zwischen alter arabischer Kultur und neuester westlicher
Elektronik verschlug Amy den Atem. Wer immer diesen Raum bewohnte,
benutzte ihn offensichtlich als Büro.
    Sie
blickte sich um und wünschte, sie hätte sich anders
angezogen. Ihr braves blaues Leinenkleid war sicherlich praktisch,
entbehrte jedoch Schick und Eleganz. Von ihrem Gehalt als Lehrerin
konnte sie sich jedoch keine Modellkleider leisten, außerdem
war ihr für die Schule bequeme Garderobe die liebste.
    Amy
besann sich und wandte sich wieder an ihren Begleiter. "Wann
werde ich den Prinzen sehen? Sollte ich auf meine Audienz nicht doch
lieber verzichten, wenn er so viel zu tun hat? Ich möchte ihm
keinesfalls lästig werden."
    Anstatt
ihr zu antworten, ließ sich der Diener plötzlich auf die
Knie fallen. Überrascht blickte Amy ihn an.
    "Sie
möchten schon wieder abreisen, Miss Kingston?" vernahm sie
plötzlich eine Stimme hinter sich. "Lässt unser Land
es an Gastfreundschaft fehlen, dass
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