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Ein unerhörtes Angebot

Ein unerhörtes Angebot

Titel: Ein unerhörtes Angebot
Autoren: MARY BRENDAN
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stolzierte zum Fenster und sah finster hinaus.
    Helen wusste, dass ihr Bruder und Jason Hunter sich vor vielen Jahren zerstritten hatten. Sie war damals fünfzehn gewesen und hatte die Einzelheiten niemals erfahren. Aber ihr waren Gerüchte zu Ohren gekommen, die besagten, dass es um eine Frau gegangen war. Zu jener Zeit hatte sie bedauert, dass Jason nicht mehr zu Besuch kam, denn sie war ein wenig in ihn verliebt gewesen. Doch all das hatte inzwischen keine Bedeutung mehr. Mehr als zehn Jahre waren seitdem vergangen und sehr viel mehr stand auf dem Spiel als zwei erwachsene Männer, die wegen einer weit zurückliegenden Kränkung schmollten.
    „Das Ganze ist absolut lächerlich.“ Helen seufzte. „Und es ist verwerflich, dass du deine Pflicht uns gegenüber nicht erfüllst.“
    „Es ist genauso verwerflich, dass du deine Pflicht nicht erfüllt hast!“, brüllte George außer sich. „Glaubst du, ich hätte unserem Vater versprochen, dich zu unterstützen, wenn mir klar gewesen wäre, dass du sieben Jahre später immer noch eine Last sein würdest? Vater hatte den Eindruck, dass du nach einer angemessenen Trauerzeit wieder heiraten würdest. Und ich auch.“
    Helen wurde blass. „So etwas hat Papa niemals gesagt …“
    „Doch, das hat er.“ George wurde nicht einmal rot bei seiner Lüge. „Er glaubte, du besäßest den Anstand, einen neuen Mann zu finden, bis Charlotte das Schulzimmer verlassen hat. Und du beschuldigst mich der Selbstsucht! Kehre lieber erst einmal vor der eigenen Tür!“
    Helen starrte ihren Bruder fassungslos an. „Mir gegenüber hat Papa dergleichen nie erwähnt“, brachte sie mühsam hervor. „Ich war willkommen in seinem Haus …“
    „Gewiss nahm er an, dass es nicht nötig wäre, so unverblümt zu sprechen, und dass dein Gewissen dich schon richtig leiten würde.“
    Helen schwieg, und George betrachtete sie nachdenklich. „Hunter will Westlea House kaufen. Er hat jedenfalls Interesse bekundet. Ich verabscheue den Mann, aber ich werde das Anwesen an ihn veräußern. Ich brauche dringend Geld, und er besitzt mehr als genug davon.“
    „Das kannst du nicht tun!“ Helen packte seinen Arm.
    „Ich kann tun, was ich will! Philip Goode sollte seinen verdammten Stolz schlucken und seinen Cousin um Hilfe bitten. Hunter hat hervorragende Verbindungen in der City und könnte ihm zu einer einträglichen Stellung im Bankgeschäft verhelfen.“
    Helen starrte ihn nur stumm vor Entsetzen an.
    „Du meinst, Goode kann es sich erlauben, nichts zu unternehmen?“ George ließ ein geringschätziges Schnauben hören. „Dann sollte er sich klarmachen, dass sein Cousin aus ziemlich hartem Holz geschnitzt ist. Hunter wird nicht zögern, den Büttel auf euch zu hetzen, um euch zu vertreiben, wenn das Haus erst einmal ihm gehört.“

3. KAPITEL

    „Was sagten Sie?“
    Jason Hunter ließ den Blick auf seinem bejahrten Butler ruhen. Er war nicht sicher, ob er richtig gehört hatte, denn seine Gäste verursachten einen Lärm, der Cedrics Stimme um einiges übertönte.
    „Eine Dame möchte Sie sehen, Sir“, informierte der ältliche Dienstbote seinen Herrn noch einmal.
    „Ja, so viel habe ich mitbekommen. Nannte sie ihren Namen, Cedric?“
    Mark Hunters zweite Anekdote eher derber Natur löste erneut schallendes Gelächter unter den Gentlemen aus, die sich in Jasons Bibliothek eingefunden hatten.
    „Mrs. Kingston.“
    Jason verstand Cedrics Worte trotz des Krachs und presste kurz die Lippen zusammen, bevor ihnen ein leiser Fluch entwich. Was für eine unglaubliche Dreistigkeit von dieser Frau, ihn in seinem Zuhause zu stören! Er nickte dem Butler knapp zu und befahl: „Führen Sie sie in den kleinen Salon und sagen Sie ihr, sie soll warten.“
    Cedric neigte verständnisvoll das grauhaarige Haupt. Seine müden Knochen mochten es ihm in letzter Zeit nicht mehr erlauben, sich allzu weit aus dem Haus zu wagen, und sein taubes Ohr verhinderte, dass er jeden Klatsch mitbekam, aber er wusste, dass eine gewisse Mrs. Kingston sich wegen seines Herrn zum Narren machte. Und was für eine freche Person sie war, mit ihrem hochmütigen Blick und dem stolz erhobenen Kinn! Cedric hatte sofort begriffen, welche Sorte Frau ihm da gegenüberstand. Zur Zeit seines alten Herrn wäre jemand wie sie umgehend des Hauses verwiesen worden. Aber er würde schon den richtigen Ort finden, an dem sie sich in Geduld üben konnte.
    „Was ist los?“, wollte Mark wissen, als Cedric seufzend aus dem Raum schlurfte.
    „Das
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