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Ein Tropfen Blut

Ein Tropfen Blut

Titel: Ein Tropfen Blut
Autoren: Theo Pointner
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sehen, ob Lacour bei mir ein bisschen auskunftsfreudiger wird. Kommst du mit?«
    Schäfer und Hofmann standen kurz vor der Aufgabe. Die Kollegin vom KK 12 kaute resigniert auf einem Kuli, während sich Hofmann ständig über die Haarstoppeln fuhr. Als Wielert und Thalbach eintraten, hob Lacour für einen kurzen Moment den Blick, dann starrte er wieder zum Fenster hinaus.
    »Besonders kooperativ waren Sie bisher ja wohl nicht gerade«, begann Wielert, nachdem Schäfer ihm Platz gemacht hatte. »Was glauben Sie, wie lange halten Sie das durch?«
    Lacour sah wieder zur Seite, sagte aber nichts.
    »Noch fünf, sechs Stunden?«, fuhr Wielert fort. »Oder vielleicht acht oder auch zehn? Egal. Wir können länger.«
    »Spätestens morgen müssen Sie mich rauslassen«, murmelte Lacour.
    »Ach, guck mal, sprechen kann er also«, meinte Wielert. »Irrtum, mein Lieber, wir müssen gar nichts. Ich habe gerade einen Haftbefehl für Sie bekommen.«
    »Bluff«, zischte Lacour.
    »Meinen Sie? Hier, schauen Sie.« Wielert fingerte den Papierbogen der Staatsanwaltschaft aus seiner Westentasche.
    Locke zuckte die Achseln. »Schwachsinn. Ich habe niemanden ermordet.«
    »O doch, das haben Sie«, nickte Wielert. »Und ich weiß auch, warum.«
    »Schön für Sie«, erklärte Lacour.
    Katharina angelte in Zeitlupe eine Zigarette aus ihrer Hardbox, zündete sie an und nahm einen tiefen Zug, obwohl ihr der Kopf schon dröhnte. Lacour leckte sich über die Lippen. Also doch, der Kerl war angreifbar.
    »Fangen Sie mit Ihrer Frau an«, meinte Thalbach nach einem weiteren Zug. »Seit wann hatten Sie die Geschichte geplant?«
    Locke riss seine Augen von der Zigarette los und heftete sie erneut auf das Fenster.
    »Sie glauben, wir könnten Ihnen nichts beweisen?«, übernahm Wielert. »Wir haben Fingerabdrücke von Ihnen in dem VW-Bulli gefunden.«
    Langsam drehte sich der Kopf des Beschuldigten wieder ins Zentrum des Zimmers. »Was?«
    »In dem Wagen, in dem Sie Ihre Opfer entführt und vergewaltigt haben«, wurde Wielert genauer. »Sie waren sehr vorsichtig und haben das Auto gründlich gesäubert. Aber die Rückseite des Rückspiegels haben Sie vergessen. Zwei Abdrücke, von Ihrem rechten Zeige- und Mittelfinger.«
    Lacour musterte seine Fingerspitzen, auf denen sich immer noch Reste des Färbemittels der Kriminaltechnik befanden.
    »Bitte?«, fragte Wielert und legte eine Hand hinters Ohr. »Ich habe nicht verstanden.«
    »Kunststück«, fauchte Lacour. »Ich hab gar nichts gesagt.«
    »Es wäre aber besser für Sie. Macht vor Gericht einen guten Eindruck, wenn Sie gestehen.«
    »Glauben Sie wirklich, ich falle auf einen derart plumpen Trick herein?«
    »Kein Trick«, meinte Wielert entschieden, »sondern Tatsachen. Und kommen Sie mir bloß nicht mit der Ausrede, Sie wären als Anhalter in dem Wagen gefahren.«
    »Ich weiß überhaupt nicht, was Sie meinen«, wehrte Lacour ab.
    »Mensch, wir haben Ihre Fingerabdrücke und wir können Ihnen ein hervorragendes Motiv nachweisen.
    Das reicht unter Umständen schon für eine Verurteilung. Ersparen Sie uns zusätzliche Arbeit und Ihnen selbst weitere Stunden auf diesem unbequemen Stuhl.«
    »Fick dich ins Knie«, murmelte Lacour.
    »Ich habe vor einer knappen Stunde mit Ihrem Chef telefoniert«, überhörte Wielert die Beleidigung. »Sie wissen ja wohl, warum Sie gestern so auf Knall und Fall entlassen worden sind? Aus dem Grund, aus dem Sie schon von der Bank gefeuert wurden. Unterschlagung. Nachdem meine Kollegen gestern in Ihrer Firma waren, hielt es Ihr Chef für angebracht, die Unterlagen einer kleinen Prüfung zu unterziehen. Hat sich offensichtlich gelohnt.«
    Lacours Augen verengten sich zu Schlitzen.
    »Wie viel war es denn dieses Mal?«, fragte Wielert. »Zwanzig Riesen? Dreißig? So viel, wie Sie in Achmeds Bar verzockt haben?«
    Zum ersten Mal zeigten die Worte bei Lacour Wirkung. Seine Schultern sackten einen Augenblick nach unten. »Was?«, fragte er irritiert.
    »Katharina, zeig ihm die Schuldscheine«, bat Wielert.
    Thalbach quetschte den Stummel ihrer Kippe in den Aschenbecher und zog die Kopien aus einer Mappe ans Licht. Wielert hatte zu Beginn des Verhörs die Order gegeben, die Schuldscheine zunächst aus dem Spiel zu lassen. Er hatte gerne noch einen Trumpf in der Hinterhand.
    Lockes Augen wurden groß. »Wo haben Sie die her?«, fragte er fassungslos.
    »Egal«, unterdrückte Wielert seine ersten Triumphgefühle. »Sie leugnen nicht, diese Unterschriften geleistet zu
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