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Ein Tropfen Blut

Ein Tropfen Blut

Titel: Ein Tropfen Blut
Autoren: Theo Pointner
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nicht nur russisches Sprichwort«, unterbrach der Kredithai ungeduldig. »Erspare mir bitte deine Sprüche. Außerdem, wer hat denn etwas von Schlachten gesagt? Melken wäre da angebrachter.«
    Der Russe deutete durch ein weiteres Stirnrunzeln an, was er von dieser Form des Gelderwerbs hielt.
    »Genug geplauscht«, meinte Achmed. »Hast du es?«
    »Klar. Hier.« Gleichzeitig zog er ein dickes Bündel Geldscheine aus der Tasche und warf es seinem Gegenüber zu. »Zähl nach, alles da.«
    »Glaub ich dir auch so. Was hatten wir ausgemacht?«
    »Zweitausend.«
    »Richtig, dein Anteil waren zwei Riesen«, nickte Achmed und zählte von dem dicken Bündel Geld ‘ zwanzig Hunderter ab, die er dem Russen zurückgab. Der steckte die Scheine ohne Regung ein.
    »Und, wohin zieht es dich jetzt?«, fragte Peeren nicht wirklich interessiert.
    »Weiß noch nicht«, gab der Russe zurück. »Erst mal ein, zwei Wochen Urlaub, dann vielleicht nach Hannover. Expo läuft, da ist gutes Geld drin.«
    »Und wann bist du wieder mal hier?«
    »Vielleicht August, September. Warum?«
    »Weil ich bis dahin bestimmt wieder so ein paar Idioten wie die von gestern aufgetrieben habe«, erklärte Achmed. »Meldest du dich, wenn du da bist?«
    »Ich weiß nicht«, überlegte Bassaiew. »Irgendwann wir fallen auf.«
    »Ach, das ist doch Quatsch. Balu ist derartig schnell, dass keiner etwas merken kann.«
    »Stimmt, Balu ist schnell. Aber fällt auf, wenn immer nur ich dicke Pötte kassiere. Und bei Bescheißen können die anderen böse werden.«
    »Du siehst Gespenster. Hat gestern einer ein Wort darüber verloren, dass du ein gutes Spiel nach dem anderen gemacht hast? Eben. Und immerhin ziehen wir das ja nicht jede Woche durch. Von den Pappnasen gestern Abend ist das nächste Mal bestimmt keiner dabei.«
    Bassaiew legte den Kopf quer und nickte. »Also gut, wenn ich wieder da, ruf ich dich an.«
    »Willst du noch eins der Mädchen, bevor du dich verziehst? Diese Neue soll der Knaller sein, hab ich gehört.«
    »Zu dürr«, lehnte der Russe ab. »Oder kann ich Mausi haben?«
    Achmed zeigte seinem Geschäftspartner einen Vogel. Mausi gehörte allein ihm, trotzdem verlangte der Osteuropäer jedes Mal nach der Chefin des Hauses. »Nur über meine Leiche«, antwortete er laut. »Bei deiner Vorliebe für Brutalo-Sex würde ich die doch nur gestückelt zurückbekommen.«
    Der Russe hob seine rechte Hand, streckte den Zeigefinger aus und machte dann den Daumen krumm. »Deutsche Frauen halten eben nichts aus, hab ich schon immer gesagt.« Mit einem leichten Nicken verließ er den Raum.
    Achmed stand auf und legte das Geld in den Safe.
    Als er wieder saß, drückte er auf einen Knopf der Gegensprechanlage und rief nach Balu.
    Es war Zeit für eine Zahlungserinnerung.

7
     
     
     
    »Was ist hier eigentlich los?«, drängte Katharina. »Irgendetwas ist da im Busch.«
    »Vermutlich hast du Recht«, nickte Karl Heinz Gassel, während er in seinen Stoffbeutel griff und einen knallroten Apfel hervorzauberte. Mit ruhigen, gleichmäßigen Bewegungen breitete er zwei Zellstofftücher auf seiner Schreibunterlage aus und deponierte ein kleines Küchenmesser neben dem Obst.
    »An den Anblick werde ich mich wohl nie gewöhnen«, lästerte Hofmann. »Mensch, Dicker, wann hörst du denn endlich mit deiner Diät auf? Irgendwann sieht man dich ja gar nicht mehr.«
    Bochums ehemalige Antwort auf Helmut Kohl schob die modisch eingefasste Brille ein Stück weiter die Nase hoch und sah den Stoppelhaarigen gleichmütig an. Gassel hatte im Laufe der letzten neun oder zehn Monate mindestens fünfzig Kilo seiner Körpermasse verloren und die schon berühmt-berüchtigten Anzüge aus dem Schlussverkauf von C&A gegen fürchterlich bunte Hawaiihemden, Leinenhosen oder, zumindest im Winter, schicke Rollkragenpullover und einen sündhaft teuren Ledermantel eingetauscht. Seinen Spitznamen ›Dicker‹ wurde er dennoch nicht los.
    »Vielleicht noch fünf Kilo«, erklärte Gassel, während er vorsichtig den Apfel von seiner Schale befreite. »Dann bin ich da angelangt, wo ich hinwollte.«
    Vor einer guten halben Stunde war die Versammlung mit der Staatsanwältin beendet worden. Unmittelbar danach waren die Beamten einzeln oder in kleinen Gruppen in ihre Büros geflüchtet und haderten jetzt mit ihrem Schicksal.
    »Glaubt ihr, diese de Vries hatte Gisbert im Kopf, als sie von dem Disziplinarverfahren geredet hat?«, sprach Katharina das aus, was alle beschäftigte.
    »Würde es dich
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