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Ein Tropfen Blut

Ein Tropfen Blut

Titel: Ein Tropfen Blut
Autoren: Theo Pointner
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Straightflush! Später, als er schon im Bett gelegen hatte, hatte er, um sich abzulenken, versucht auszurechnen, wie hoch die mathematische Wahrscheinlichkeit war, dass in einer Runde zwei derart gute Blätter aufeinander trafen. Aber wichtig war nur eine Sache gewesen – er hatte die schlechteren Karten auf der Hand gehabt. Mit vier Jungs. Unglaublich!
    Wenn er doch auf Balu gehört hätte, dass nur der Einsatz auf dem Tisch zählte. Aber nein, die Pferde waren mit ihm durchgegangen, er hatte ja unbedingt noch zwanzig Riesen bei Achmed aufnehmen müssen. Scheiße! Gerade erst einen Schuldschein eingelöst und danach sofort den nächsten am Hals.
    Zusammen mit den Schulden auf der Bank lag Locke weit über hundert Riesen im Minus. Und in zwei, drei Monaten musste er die Kohle, die er unterschlagen hatte, wieder zurückzahlen, sonst hatten sie ihn am Wickel; Locke machte sich da nichts vor.
    Seine Tasse war leer. Er überlegte einen Moment, ob er sich noch einen weiteren Cappuccino gönnen sollte, entschied sich aber dagegen. Langsam, aber sicher wurde es Zeit für ihn.
    Entschlossen faltete er seine Zeitung zusammen und stand auf, wobei er der Blondine vom Nebentisch seine Rückenlehne gegen den Ellbogen donnerte. Locke entschuldigte sich mit einem charmanten Lächeln und mischte sich unter die Meute der mit Tüten bepackten Hausfrauen.

9
     
     
     
    »Ulli, das ist doch wirklich nicht nötig«, seufzte Katharina Thalbach. »Der Mazda ist doch noch ganz gut in Schuss. Einen neuen Wagen können wir uns zurzeit nicht leisten.«
    »Ganz gut in Schuss?«, echote der Sozialarbeiter auf der anderen Seite des Tisches. »Guck dir den letzten TÜV-Bericht an. Die Karre fiel schon vor zwei Jahren fast auseinander. Die Gebühren für die nächste Untersuchung können wir uns sparen.«
    Die Blonde seufzte erneut, rückte ihren Filius, der unruhig auf ihrem linken Oberschenkel hin und her zappelte und dabei fröhlich in seinem Eis herum mantschte, zurecht und schaute den Vater ihres Sohnes zweifelnd an. Ulli Zander und sie waren seit gut sieben Jahren zusammen; lang genug, dass Katharina wusste, dass er sie mit seinem penetranten Dauergrinsen in die Knie zwingen konnte.
    »Es soll doch kein Neuwagen sein«, fuhr Ulli fort, während er die Zitronenscheibe aus seiner Cola fischte. »Ein guter Gebrauchter tut es auch.«
    »Und was schwebt dir da vor?«, gab sich Katharina schon fast geschlagen.
    »Na ja, einigermaßen bequem und komfortabel sollte der schon sein. Am besten wäre ein Kombi. Als Thilo sich seinen getarnten Leichenwagen gekauft hat, warst du doch schlichtweg aus dem Häuschen. Und so teuer war der Wagen nicht.«
    Ohne es zu wollen, verzogen sich Katharinas Mundwinkel zu einem Schmunzeln. Natürlich, das hätte sie sich denken können. Ullis Busenkumpel hatte etwas Neues und Klein-Ulli wollte auch ein neues Spielzeug.
    »Wenn der nicht seine Riesentöle durch die Gegend kutschieren müsste, hätte der sich etwas Kleineres gekauft«, wandte Katharina ein.
    »Denk doch mal praktisch«, forderte der Sozialarbeiter. »Es ist immer ein fürchterliches Gequetsche, bis wir Arnes Kinderwagen im Auto haben. In deinen Fiesta passt der eh kaum rein. So ein Kombi ist total praktisch.«
    »Das bestreite ich ja gar nicht«, meinte Katharina. »Aber so ein Schiff im Stadtverkehr?«
    »Ich hab mich schon mal umgesehen«, erklärte Ulli. »So für zehn oder zwölf kriegt man schon ganz tolle Autos.«
    »Na prima«, stieß die Blonde hervor. »Und das Geld nehmen wir mal so eben aus der Portokasse.«
    Verärgert vernichtete sie den Rest ihres Kaffees, wischte mit der Serviette den mindestens fünfundzwanzigsten Eisspritzer, den Arne verteilt hatte, von ihrem Kleid und griff nach einer neuen Zigarette.
    »Muss das sein?«, fragte Ulli ruhig.
    »Was?«
    »Du hast den Kleinen bei dir.«
    »Mein Gott, Ulli, wir sind unter freiem Himmel. Und du hältst dich mit der Qualmerei auch nicht gerade zurück, obwohl du nur einen Meter weit weg sitzt.«
    »Nicht dass unser Junior ein Raucherbein hat, bevor er in den Kindergarten geht…«, grinste Zander, zündete sich dabei selbst eine Zigarette an. Dann beugte er sich vor, schaute seinem Sohnemann ins Gesicht und fragte: »Kannst du schon Raucherbein sagen?«
    »Du bist bescheuert«, meinte Katharina grinsend.
    Arne jauchzte freudig auf, versorgte seine Mutter mit einer weiteren Eisladung und schaffte es, einen Löffel voll Gefrorenes in seinen Mund zu befördern. Das runde Gesicht unter den
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