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Ein Traummann zum verzweifeln

Titel: Ein Traummann zum verzweifeln
Autoren: Susan Andersen
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Moment, als Nick über die Türschwelle trat, um sie zusammenzuziehen. Sie hatte ganz vergessen, wie groß er war. Das wurde ihr erst wieder bewusst, als er an ihr vorbeiging und sie sich in Augenhöhe mit seinem Schlüsselbein befand. Als seine Kamera ihre Brust streifte, schoss ihr Blick hoch und wurde von seinen Augen festgehalten. Sie riss sich mit Gewalt los und deutete rüde auf den Besuchersessel vor ihrem Schreibtisch. »Nimm Platz!«
    Wütend darüber, dass sie nach all diesen Jahren immer noch nicht immun gegen ihn war, drängte sie sich hastig um den Schreibtisch und ließ sich in ihren eigenen Sessel fallen. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und warf ihm einen leidenschaftslosen Blick über den Schreibtisch zu. Ohne Reggie als Zuhörer fühlte sie sich nicht gezwungen, auf ihre guten Manieren zu achten. »Was, zum Teufel, tust du hier, Coltrane?«
    Eine ausgezeichnete Frage. Eine Frage, die Nick sich seit der Minute, da er durch die Tür geschritten war und Daisy über den Schreibtisch ihres Sekretärs gebeugt gesehen hatte, schon selbst gestellt hatte. Er hätte sich an zig andere Sicherheitsfirmen wenden können, und zwar am besten an eine, die sich möglichst weit weg von einer Daisy Parker mit großen Augen und Oberlehrergehabe befand. Sie hatte irgendetwas an sich, was bei ihm unvermeidlich Gefühle auslöste, die er besser nicht gefühlt hätte.
    Aber als er mit seinen Erkundigungen begonnen hatte, war unentwegt ihr Name als eine der besten Adressen in diesem Geschäft genannt worden. Gleichzeitig war ihm von mehr als einer Seite zu Ohren gekommen, dass sich ihre gerade im Aufbau begriffene Firma kaum über Wasser halten konnte. Warum also nicht zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und ihr den Auftrag zuschanzen? Das würde ihr helfen, und er bekäme den Schutz, den er brauchte, zu einem Preis, den er sich leisten konnte.
    Zum Teufel, diese Nacht im Mark Hopkins lag Jahre zurück. Sie waren beide erwachsen genug, um sie zu vergessen.
    »Ich brauche deine Dienste«, sagte er kühl.
    »Was ist los, Coltrane – hat dich dein Lotterleben am Ende womöglich eingeholt?«
    Er hatte den gesamten Weg hierher hin und her überlegt, wie viel er ihr erzählen sollte. Bis zu diesem Moment hatte er tatsächlich in Erwägung gezogen, mit der vollen Wahrheit herauszurücken, aber man brauchte kein Intelligenzbolzen zu sein, um zu sehen, dass das nicht funktionieren würde. Er würde damit zu viele wunde Punkte von Daisy treffen.
    Die ganze Geschichte hatte damit begonnen, dass er am Samstag nicht seine gewohnten hundertfünfzig Prozent gegeben hatte. Er stand in dem Ruf, spitzenmäßige Fotos, Fotos, die ihresgleichen suchten, abzuliefern. Die Leute behaupteten, sie seien ungeheuer expressiv. Um ehrlich zu sein – in dieser Beziehung stellte er sein Licht auch nicht unter den Scheffel: Er hatte wirklich einen sechsten Sinn oder ein inneres Auge, auf jeden Fall irgendetwas, was einfach wusste, wann er auf den Auslöser zu drücken hatte. Deshalb gelang es ihm immer wieder perfekt, das Wesentliche einer Situation einzufangen und auf den Punkt zu bringen. Und da er mit seiner Nikon so gut wie verheiratet war, vergaßen die Leute oftmals, dass sie überhaupt da war.
    Das Ergebnis war, dass er manchmal Situationen auf den Film bannte, die genügend Sprengstoff hatten, um den Ruf eines Menschen zu beschädigen oder gar zu zerstören. Die Boulevardpresse bot ihm routinemäßig ein kleines Vermögen an, falls er sich entscheiden sollte, irgendeines dieser peinlichen Fotos herauszurücken. Aber er vernichtete stets die Negative. Nachdem er als Mitglied der Gesellschaft, die ihn beschäftigte, aufgewachsen war, wusste er sehr wohl, dass er einen wesentlichen Teil seines Erfolgs seiner Diskretion verdankte.
    Doch am Samstagnachmittag hatte er, kurz bevor er sich auf den Weg zum Pembroke-Anwesen im Weinanbaugebiet gemacht hatte, einen beunruhigenden Anruf von seiner Schwester bekommen. Deshalb war er bei der großen Hochzeitsgesellschaft nicht so konzentriert wie üblich bei der Sache gewesen.
    Aber wer hätte auch gedacht, dass die sonst so besonnene, überlegte Maureen etwas tun würde, was ihr so überhaupt nicht entsprach, dass sie nämlich die kriminelle Energie aufbringen würde, in ihrer Immobilienfirma Gelder zwischen den Anderkonten zu verschieben? Er zweifelte keine Sekunde daran, dass sie es für einen guten Zweck getan hatte. Ihre Neigung, die Probleme anderer zu lösen, war hinreichend bekannt. Dennoch
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