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Ein Traummann auf Mallorca

Ein Traummann auf Mallorca

Titel: Ein Traummann auf Mallorca
Autoren: Penny Roberts
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irgendjemand brachte neuerdings Jachten zu Schleuderpreisen, bei denen ein ehrlicher Unternehmer nicht mithalten konnte, auf den Markt. Und wie es aussah, bediente sich dieser Konkurrent auch noch aus dem Ersatzteillager der Santiago-Werft. Javier fand jedenfalls keine andere Erklärung dafür, dass Bauteile mit Seriennummern, die eigentlich bei ihm auf Lager liegen sollten, in eine Jacht gelangt sein konnten, die er sich über einen Strohmann beschafft hatte.
    Seine Recherchen nahmen so viel Zeit in Anspruch, dass er es nicht schaffte, sich in dem Maß um Aurora zu kümmern, wie es nötig gewesen wäre. Unwillkürlich kam ihm sein Vater in den Sinn. Javier unterdrückte einen Kraftausdruck. Wie oft hatte er sich geschworen, niemals so zu werden wie sein alter Herr. Und? Was war aus dem guten Vorsatz geworden?
    Unwirsch verscheuchte Javier die unwillkommenen Gedanken an seinen Vater, den er seit mehr als acht Jahren nicht mehr gesehen hatte. Die Beziehung zwischen ihnen war vollkommen zerrüttet, ebenso wie die zwischen Miguel Santiago und Javiers jüngeren Brüdern Luís und Alejandro. Sie alle drei wollten nichts mehr mit dem Mann zu tun haben, der ihnen eine Unterschlagung unterstellt hatte. Da machte es auch keinen Unterschied, dass ihm dieser Unsinn von der falschen Schlange eingetrichtert worden war, die vorgegeben hatte, ihre als junges Mädchen verschwundene Schwester Laura zu sein. Miguel Santiago hatte ihr mehr geglaubt als seinen drei Söhnen – und zahlte nun den Preis dafür.
    Javier atmete tief durch. Nun, zumindest hatte Charlene Beckett ihn in seinem Aufzug zunächst für einen Gartenarbeiter gehalten. Und die Erkenntnis, dass sie in Wahrheit mit dem Mann redete, der sie zu einem Vorstellungsgespräch erwartete, schien ihr nachhaltig die Sprache verschlagen zu haben.
    Jetzt räusperte sie sich angestrengt und strich sich eine widerspenstige Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich …“, stammelte sie unbeholfen. „Es tut mir leid, Señor Santiago, ich …“
    „Was ist denn jetzt mit dem Vogeljungen?“, fiel Aurora ihr ins Wort. Seine Tochter blickte zu ihm hoch, und Javier stellte fest, dass ihr Tränen in den Augen standen. „Wir müssen es zum Tierarzt bringen, Papá  – schnell!“
    Javier runzelte die Stirn. Dann ging er in die Hocke und sah sich das verletzte Tier an. Es zuckte schwach, und allem Anschein nach war der rechte Flügel gebrochen. „Ob man da überhaupt noch etwas tun kann …?“, murmelte er halb zu sich selbst.
    Kaum dass ihm die Worte über die Lippen gekommen waren, schalt er sich einen Narren. Wie konnte er nur! Im Grunde hatte er laut gedacht und dabei völlig vergessen, dass das Kind es hörte. Er wollte gerade noch etwas Tröstliches hinzufügen, doch da war es auch schon zu spät.
    Seine Tochter brach in Tränen aus, und wie immer, wenn sie weinte, fühlte Javier sich hilflos und überfordert. Er konnte einfach nicht mit Kindern umgehen, dazu fehlten ihm Geduld und Einfühlungsvermögen – eben die Eigenschaften, die Auroras Mutter besessen hatte.
    „Aurora, mi corazón , ich …“ Er wollte sie in den Arm nehmen, doch sie schüttelte ihn ab und schmiegte sich stattdessen an Charlene Beckett.
    Die ging neben dem Mädchen in die Knie, strich ihm über den dunklen Lockenschopf und lächelte aufmunternd. „Ich bin sicher, dass dein Papá es nicht so gemeint hat, Aurora.“ Sie lächelte mitfühlend. „Du wirst sehen, der Tierarzt findet einen Weg, das Vögelchen wieder gesund zu machen.“
    Erstaunt musterte Javier die schöne Engländerin. Für einen Moment war es ihm vorgekommen, als habe er Catalina sprechen hören. Sie hätte sicher etwas ganz Ähnliches zu Aurora gesagt.
    Doch als Charlene Beckett sich zu ihm umdrehte, kehrte er wieder in die Realität zurück. „Worauf warten Sie noch?“, fragte sie und bedachte ihn mit einem Blick, der keinerlei Widerspruch zuließ. „Holen Sie einen Wagen. Wir haben keine Zeit zu verlieren!“
    Die schroff-romantische Küstenlandschaft flog förmlich an ihnen vorüber, als sie sich kurz darauf auf dem Weg zum Tierarzt befanden. Charlene saß neben Javier Santiago auf dem Beifahrersitz seines Sportcabrios, die Schachtel mit dem verletzten Vögelchen auf dem Schoß, und Aurora rutschte unruhig auf der Rückbank des Wagens hin und her.
    „Kannst du nicht schneller fahren, Papá ?“, fragte die Kleine und versuchte, einen Blick auf ihren Schützling zu erhaschen, doch der Sicherheitsgurt hinderte sie daran.
    „Es ist
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