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Ein Toter fuehrt Regie

Ein Toter fuehrt Regie

Titel: Ein Toter fuehrt Regie
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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keinen leichten Job haben.
    «Guten Abend, Herr Zumpe», sagte Koch.
    «Guten Abend…» murmelte Mannhardt.
    «Sie wollen wissen, wie das mit dem Überfall war?» fragte Zumpe mit schwacher Stimme.
    «Nein», sagte Mannhardt mechanisch und hörte seine Stimme wie von einem Tonband. «Ich wollte nur wissen, ob es stimmt, daß Ihr Vater Apotheker war und daß Sie früher mal ein Pharmaziestudium abgebrochen haben?»
    Koch hatte ihm diese Information von Frau Zumpe mitgebracht.
    Zumpe war erstaunt. «Ja…»
    «Und Sie waren im Mai und Juni dieses Jahres zweimal bei Herrn Ossianowski draußen in Kladow?»
    «Ja, wir sind da nach dem Baden vorbeigekommen, und…»
    Mannhardt tat das, was er tun mußte; er ließ das Fallbeil heruntersausen. «Dann lesen Sie doch bitte mal diese Protokolle hier – und die Schlußfolgerungen…» Sagen konnte er es nicht.
    Zumpe las. Langsam, mühsam.
    Mannhardt atmete tief durch. Ossianowski konnte stolz sein auf seine ‹Strecke›: Kuhring tot, Zumpe zu lebenslanger Haft verurteilt, Brockmüller verstümmelt; ob die Lux einen bleibenden Schaden davongetragen hatte, stand noch nicht fest… Morgen fand Owis Einäscherung statt, und er hatte sich vielleicht noch wirksamer gerächt, als er beabsichtigt hatte. Oder hatte er wirklich mit voller Absicht Brockmüller des Mordes an Kuhring bezichtigt und durch die Wahl seines Buches dafür Sorge getragen, daß er die Aufzeichnungen fand? Es schien fast so. Genial gesponnen. Mein Gott, was hätte aus diesem Mann werden können, wenn…
    Zumpe ließ die Blätter auf die Bettdecke sinken und sah Mannhardt mit großen Augen an.
    Mannhardt brachte keinen Ton heraus.
    Zumpes Augen füllten sich langsam mit Tränen. Dann flüsterte er kaum hörbar: «Es stimmt, ich war es…» Er schloß die Augen und wandte sich ab.
    Wer war hier ein Mörder – Zumpe? Ossianowski? Oder Kuhring und Brockmüller? Oder… Mannhardt?
    Mannhardt und Koch gingen auf den Flur hinaus.
    «Soll ich dich nach Hause fahren?» fragte Koch.
    «Nein, danke; ich nehm ‘n Taxi.»
    Dann stand er unten auf der Urbanstraße und wartete auf ein Taxi. Er fühlte sich schuldig. Im Verlauf der Untersuchung des Falles hatte er Ossianowskis Menschenhaß gelegentlich geteilt und sich, wenn er ehrlich war, insgeheim gefreut, wie da ein Unterdrückter seine Peiniger erledigt hatte, einen nach dem anderen. Doch nun begriff er, daß sie alle Opfer waren, daß diese Welt nur Opfer kannte.
    Autos schossen vorüber, fünftausend Mark wert, zehntausend, fünfzehntausend. Gegenüber flimmerten Farbfernseher. Und morgen gratulierten sie ihm alle, und er kämpfte weiter um die Beförderung zum Hauptkommissar, um ein paar Mark mehr im Monat, und jeder Mensch, dem er zehn Jahre Gefängnis verschaffte, war ein weiterer Pluspunkt für ihn… Er wußte, daß diese düstere Stimmung nicht anhalten würde; er kannte sich in dieser Beziehung. Aber er wußte auch, daß sie sich immer einmal einstellen würde.
    Er sah das gelbe Licht eines Taxis vom Hermannplatz her nahen und winkte.
    Der Wagen rollte aus, er zog an der hinteren Tür. Sie war verschlossen, und der Fahrer mußte sich erst nach hinten biegen, um sie zu öffnen.
    «Wo soll’s denn hingehen?» fragte er.
    «Waikiki», antwortete Mannhardt. «Und fahren Sie bitte schnell.»
    «Wei… Wie bitte? Wo soll ‘n das sein?»
    «Auf Hawaii», sagte Mannhardt.
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