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Ein Todsicherer Job

Ein Todsicherer Job

Titel: Ein Todsicherer Job
Autoren: Christopher Moore
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lange Locke auf Sophies Kopf – wie eine Babyperücke.
    »Ist schon okay, wenn ihr keine Haare wachsen. Es gab da mal so eine wütende, irische Sängerin, die keine Haare hatte und trotzdem ansehnlich war. Wenn wir ihr Schwänzchen hätten, könnten wir daraus vielleicht Haare transplantieren.«
    »Charlie! Geh nach Hause!«
    »Deine Eltern werden mir die Schuld geben. Ihre kahle Enkelin ist eine Schickse, die fremden Männern gefügig ist und Betriebswirtschaft studiert... wahrscheinlich kriege ich die Schuld an allem.«
    Rachel nahm den Summer von ihrer Decke und hielt ihn hoch, als wäre er mit einer Bombe verdrahtet. »Charlie, ich schwöre dir: Wenn du nicht auf der Stelle nach Hause gehst und dich ausschläfst, rufe ich nach der Schwester und lass dich rauswerfen.«
    Sie klang ernst, lächelte aber. Charlie hatte sie schon immer gern angesehen, wenn sie lächelte. Es fühlte sich an wie Zustimmung, Genehmigung. Die Lizenz, Charlie Asher zu sein.
    »Okay, ich werde gehen.« Er fühlte ihre Stirn. »Hast du Fieber? Du siehst müde aus.«
    »Ich habe eben ein Kind zur Welt gebracht, du Träumer!«
    »Ich mach mir nur Sorgen um dich.« Er war kein Träumer. Sie gab ihm nur die Schuld an Sophies Schwänzchen, und deshalb nannte sie ihn »Träumer« und nicht »Vollidiot« wie alle anderen.
    »Liebster, geh! Bitte! Damit ich mich ein bisschen ausruhen kann.«
    Charlie schüttelte ihre Kissen auf, sah nach dem Wasserkrug, stopfte die Bettdecke fest, küsste ihre Stirn, küsste das Baby, schüttelte das Baby auf, dann fing er an, die Blumen umzuarrangieren, die seine Mutter geschickt hatte, holte die große, weiße Lilie nach vorn, rückte das Knabenkraut zurecht...
    »Charlie! «
    »Ja, doch! Ich geh ja schon!« Er sah sich noch mal im Zimmer um, dann schob er sich rückwärts zur Tür.
    »Soll ich dir irgendwas von zu Hause mitbringen?«
    »Ich bin gut versorgt. In dem Klinikkoffer, den du mir gepackt hast, ist alles drin. Es könnte sogar sein, dass ich den Feuerlöscher gar nicht brauche.«
    »Besser, einen zu haben und ihn nicht zu brauchen, als einen zu brauchen und...«
    »Geh! Ich ruh mich etwas aus. Der Arzt will sich Sophie noch mal ansehen, dann nehmen wir sie morgen mit nach Hause.« »Das scheint mir doch sehr bald zu sein.«
    »Es ist normal.«
    »Soll ich dir noch ein bisschen Propangas für den Campingkocher bringen?«
    »Wir werden versuchen, ohne auszukommen.«
    »Aber...«
    Rachel hielt den Summer hoch, als drohte sie mit harschen Konsequenzen, falls man ihren Wünschen nicht entsprechen sollte. »Hab dich lieb«, sagte sie.
    »Ich dich auch«, sagte Charlie. »Euch beide.«
    »Bye, Daddy.« Wie eine Puppenspielerin winkte Rachel mit Sophies kleiner Hand.
    Charlie hatte einen Kloß im Hals. Noch nie hatte jemand »Daddy« zu ihm gesagt, nicht mal eine Puppe. (Einmal hatte er Rachel beim Sex gefragt: »Wer ist dein Daddy?«, woraufhin sie »Saul Goldstein« antwortete. Danach war er eine Woche lang impotent gewesen, denn es warf alle möglichen Themen auf, über die er lieber gar nicht nachdenken wollte.)
    Rückwärts ging er aus dem Zimmer und schloss die Tür ganz leise, dann lief er den Flur entlang, am Tresen vorbei, wo ihn die Krankenschwester mit dem Schlangen-Tattoo im Vorübergehen anlächelte.
     
    Charlie fuhr einen sechs Jahre alten Minivan, den er von seinem Vater geerbt hatte, zusammen mit dem Secondhandladen und dem Gebäude, in dessen Erdgeschoss sich dieser befand. Schon immer hatte es im Lieferwagen leicht nach Staub, Mottenkugeln und Körpergeruch gestunken, trotz aller Duftbäumchen, die Charlie auf sämtliche Haken, Knöpfe und Knäufe verteilt hatte. Er öffnete die Fahrertür, und der Duft des Unerwünschten – die Ware eines Trödlers – zog über ihn hinweg.
    Bevor er den Schlüssel überhaupt im Zündschloss hatte, sah er die Sarah-McLaughlin-CD auf dem Beifahrersitz. Rachel würde sie vermissen. Es war ihre Lieblings-CD, und jetzt musste sie ohne sie entspannen. Das wollte er nicht zulassen. Charlie griff sich die CD, schloss den Lieferwagen ab und machte sich auf den Weg zu Rachels Zimmer.
    Zu seiner Erleichterung stand die Schwester nicht mehr hinterm Tresen, was ihm einen vorwurfsvollen Blick ersparte. Im Stillen hatte er eine kleine Ansprache darüber vorbereitet, dass ein guter Ehemann und Vater die Bedürfnisse seiner Frau vorauszusehen habe, und dazu gehöre eben auch, ihr Musik zu bringen... na ja, er konnte den kleinen Vortrag auch auf dem Rückweg halten, wenn
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