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Ein Stueck vom Himmel

Ein Stueck vom Himmel

Titel: Ein Stueck vom Himmel
Autoren: Karl Lukan
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Schultersicherung erfunden und als sicherste Sicherung empfohlen (wobei das Seil über die Schulter des Sichernden lief).
    Den beiden Jungen kam das Gruseln, als wir erzählten, wie das so war ...
    ... wenn Fritzerl auf einem schmalen Band oder kleinen Stand das Seil über ihre zarte Schulter legte und – voll Überzeugung, jederzeit einen Sturz von mir halten zu können sagte: »Kannst schon gehen, i hab dich schon!« ...
    ... und ich loskletterte voll Glauben, dass Fritzerl jeden Sturz von mir halten würde.
    Doch bald kamen uns doch Zweifel an der Sicherheit der Schultersicherung und so setzte ich bei einem Übungsklettern der Bergsteigerschule in den Wienerwaldfelsen eine »Fallübung« an.
    Über einen etwa zehn Meter hohen Felsen wuchs ein dicker Baum, um den wir das Seil schlangen. An einem Seilende band ich mich an, am anderen sollte mich einer der Teilnehmer sichern. Es war ein Eisendreher (klar, dass ich für dieses Experiment keinen Feinmechaniker ausgesucht hatte).
    Bevor ich mich ins Seil fallen ließ, fragte ich ihn noch: »Hast mich fest, Schurl?«
    »Du kannst beruhigt fliegen!«
    Kein Kletterer fliegt beruhigt. Nur ungern löste ich meine Hände vom Fels und fiel ...
    ... fiel so lange, bis ich mit meinen Zähnen in die eigenen Haarwurzeln biss. Ich saß am Boden und über mich beugte sich der verzweifelte Schurl, dem mein Sturz das Seil aus den Händen gerissen hatte. »Sei net bös!«, sagte er. »I hab net gewusst, dass du, wennst fliagst, so schwer bist!«
    Jetzt wussten wir, dass der Sturz eines Seilersten mit der Schultersicherung allein nicht gehalten werden kann. Diese Schultersicherung von anno dazumal wollten unsere Filmpartner gern in ihrem Film haben. Fritzerl und ich sollten sie vorführen. Dafür mussten wir uns anseilen. Und da durchzuckte mich ein gewaltiger Schreck ...
    Schon einige Zeit war vergangen, seit wir uns zum letzten Mal angeseilt hatten. Und jetzt wusste ich nicht mehr recht, wie man einen Seilknoten knüpft!
    Langsam hob Fritzerl ein Seilende auf und langsam begann sie das Seil zu einem Knoten zu schlingen. Auch ich hatte das Seil aufgenommen und – wie von Zauberhand geschaffen – hatte dann auch ich schon einen perfekt geschlungenen Seilknoten an der Brust.
    Beide hatten wir vergessen, wie man einen Seilknoten knüpft. Aber unser Unterbewusstsein ließ uns nicht im Stich und wie in Trance hatten wir uns ruck-zuck angeseilt.
    »Gelernt ist gelernt!«, sagte anerkennend einer der Jungen, als wir zwei so schnell fix und fertig angeseilt dastanden.
    Der Superkletterer
    Schon einige Tage lang belagerten wir im Bergell beim Warten auf Schönwetter einen Granitblock im Kar. Dieser war wohl nur an die acht Meter hoch, aber an welcher Seite wir es auch versuchten – keiner von uns kam auf ihn hinauf!
    Angefangen hatte dieses Blöckebehüpfen als ein Spaß zum Zeitvertreib. Dann war allmählich mehr daraus geworden ...
    »Ich stifte einen Liter Rotwein dem, der als Erster auf diesem Zapfen oben steht!«, sagte schließlich Schwanda.
    Diesen Liter Roten gewann ich! Ich befestigte ein Seil auf der einen Seite des Blockes, warf es über den Block, hantelte dann hinauf und stand auf dem Zapfen oben!
    Das war zwar höchst unfair, aber der Liter Rotwein, den Schwanda in der Sciorahütte stiften musste, hatte uns allen gut geschmeckt. Unser Ehrgeiz, den Block »ehrlich« zu erklettern, war allerdings nun noch mehr angeheizt.
    Am nächsten Tag kam Erich Waschak auf die Sciorahütte. Waschak, der mit Forstlechner als erste Seilschaft die Eiger-Nordwand in einem Tag durchstiegen hatte. Nachdem er seinen Rucksack abgestellt hatte, ließen wir ihm gerade so viel Zeit, um einmal tief Atem zu holen – dann führten wir ihn auch schon zu unserem Block.
    »Unmögliches wird sofort erledigt, für Wunder brauchen wir etwas Zeit!«, sagte Erich, als er vor dem Block stand. Zwei Stunden später massierte er seine bereits schmerzenden Finger und schaute ebenfalls ungläubig zu dem Block hinauf.
    Ein schmächtiges Bürscherl, das schon einige Zeit zugesehen hatte, ging nun zu dem Block, griff wie spielerisch in den Fels, stieg hoch, stieg höher, fand auch dort noch mit seinen Fußspitzen Halt, wo jeder von uns schon mindestens ein Dutzend Mal abgerutscht war, machte zuletzt einen lässigen Klimmzug und stand oben auf dem Block. Da sagte er ziemlich betroffen: »Ja, wie komm ich da jetzt wieder hinunter?«
    Mit meinem Seiltrick kletterte ich wieder hinauf auf den Block, gratulierte dem
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