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Ein Staatsgeheimnis Am Rhein

Titel: Ein Staatsgeheimnis Am Rhein
Autoren: Georg R. Kristan
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Trachtenjacke. Die kleine Rosette im Knopfloch war offensichtlich ein Mikrofon.
    Falkenhorst hatte verstanden und sagte ruhig: »Ich danke Ihnen für die schnelle und korrekte Abwicklung dieser Angelegenheit, die den beiderseitigen Interessen gedient hat.«
    »Auch unsere Seite legt Wert darauf, die Sache bis zum Sonntag erledigt zu haben.« Michail Artanow vermied jeden Hinweis auf das Geld.
    »Es wäre am einfachsten«, sagte Falkenhorst, »wenn wir das Gespräch in meinem Wagen fortsetzen könnten. Hier ist es ziemlich windig.«
    »Ja, gern.«
    Jetzt würden gewiß einige Figuren neue Standorte beziehen und dabei die Handlungsbevollmächtigten im Fadenkreuz halten.
    Diese gingen an dichtgewachsenen Ilexbüschen vorbei zum Parkplatz hinüber. In diesen wenigen Minuten hatte ein ganz Umsichtiger seinen Opel so vor dem BMW geparkt, daß ein Schnellstart nicht möglich war. Vorn an der Zufahrt hockte ein Mann hinter dem Steuer seines Ford und las den »General-Anzeiger«. Ihm blieb Zeit genug, bei einer unerwünschten Abfahrt des BMW ein Ramming zu fahren, wenn es erforderlich werden sollte.
    Falkenhorst war nicht böse über diese Vorsichtsmaßnahmen. So würde sein Partner es nicht wagen, ihm – tot oder lebendig – die Wagenschlüssel abzunehmen, um sein Glück auf eigene Rechnung zu suchen. Eine Million ist ein Happen Geld – dafür muß eine alte Frau in Ost oder West schon sehr lange stricken!
    Falkenhorst setzte sich auf den Fahrersitz, entriegelte von innen die Beifahrertür und ließ Artanow einsteigen. Dieser plazierte die Tragetasche auf seinem Schoß und zog die Wagentür zu. Den über die Knopflochrosette zugeschalteten Freunden in den Büschen würde es schwerfallen, weiterhin an dem Gespräch teilzunehmen, denn das Blech der umschließenden Karosserie wirkte wie ein Faradaykäfig und behinderte den Empfang. Doch Artanow blieb vorsichtig mit seinen Worten.
    »Welch seltsame Art, sich wiederzusehen. Aber Sie werden verstehen, daß mein Chef bis zum Sonntag alles erledigt haben möchte. Schließlich sollen unsere Freunde und Helfer nach diesem Zeitpunkt keine Schwierigkeiten bekommen. Es war ja von Anfang an Ihr Wunsch, keine offiziellen Verrechnungen und Überweisungen zu tätigen.«
    »Ja, aber in beiderseitigem Interesse. Nur so konnte Ihnen die finanzielle Hilfe gewährt werden. Wir hätten die Zinsen ab Sonntag nicht mehr einfordern können.«
    »Und wir legen Wert auf eine rechtzeitige, korrekte Abrechnung: fünfhundert à tausend und tausend à fünfhundert. Alles banderoliert und mit dem Stempel unserer Hausbank versehen. Wollen Sie nachzählen?«
    Falkenhorst schüttelte den Kopf. »Einen solchen Betrag – hier im Wagen? Nein. Sie haben mein volles Vertrauen.«
    »Danke«, sagte Artanow und öffnete mit einem kleinen Schlüssel das Schloß seiner Bügeltasche. Er klappte sie auf und entnahm ihr eine prall gefüllte Plastiktüte. Mit einem Lächeln wie ein Vater, der seinem Kind die Überraschung zeigen will, die er für Mutters Geburtstag gekauft hat, ließ er Falkenhorst einen Blick hineinwerfen.
    Vom Rande des Parkplatzes bei den Ilexbüschen strahlte plötzlich ein Lichtreflex herüber. Die Sonne spiegelte sich in der Linse eines Fernglases oder in einem Teleobjektiv. Die Freunde waren auf der Hut!
    Falkenhorst nahm die Plastiktüte mit einem »Danke« entgegen und legte sie auf den Attachekoffer im Fond des Wagens. Artanow sah ihn erwartungsvoll an.
    »Ach ja, die Empfangsbestätigung.« Falkenhorst griff in die Innentasche seines Sakkos und nahm das Dokument heraus. »Bitte sehr!«
    Michail Artanow hatte keinen Zweifel an der Echtheit der Unterschrift. Er wußte auch um Falkenhorsts Bevollmächtigung, die sich in der Abkürzung i. A. – im Auftrag – ausdrückte. Der kritische Blick galt nur dem Dienstsiegel. Es zeigte den Bundesadler mit der Umschrift des Ministeriums und eine Ordnungsnummer. Mängel ließen sich nicht erkennen.
    »Somit ist alles erledigt«, sagte Artanow und fügte mit einem Lächeln hinzu: »Sie sind jetzt ein reicher Mann. Da lebt man im Westen gefährlich.« Zu gern hätte er gewußt, ob der »reiche Mann« mit dem Einverständnis seines Ministers hier war; sonst kannte ja keiner die Vorgänge. »Die Wahlkämpfer werden am Sonntag müde sein«, warf er leicht hin. »Sie sind doch schon Wochen unterwegs.«
    »Ja, auch mein Chef ist unterwegs«, erklärte Falkenhorst und wußte in der gleichen Sekunde, daß er einen Fehler gemacht hatte. Um abzulenken, fragte er:
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