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Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Titel: Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)
Autoren: Kate Noble
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und der Mann neben ihm machten ihn nervös.
    »Aber selbstverständlich. Deine englische Fantasie lässt ja sehr zu wünschen übrig«, entgegnete sein Begleiter, dessen französischer Akzent den grausamen Biss der Worte milderte. »Ich hingegen sehe durchaus klar. Aber ich zähle auf deine englische Befangenheit.« Noch einmal pochte er mit dem Knöchel auf die Theke. Der fleischige Mann dahinter kam mit der Flasche und füllte das Glas wieder auf.
    Der erste Mann hob die Hand, um anzuzeigen, dass ihm nicht nachgeschenkt werden sollte. »Ich glaube nicht, dass es für unsere … Operation günstig ist, wenn wir zu viel trinken.«
    » C’est la différence . In England scheint es besseren französischen Branntwein zu geben als in Frankreich selbst. Und das sogar hier«, er gestikulierte in Richtung der derben Fröhlichkeit in dem gut besuchten Etablissement, »an diesem Ort. Ich werde mir meinen Anteil daran sichern. Die Taube hat mir viel geraubt, aber das hat er mir nicht genommen.«
    »Aber wann … «
    »Wenn es nötig ist, nüchtern zu sein, bin ich nüchtern«, erklärte der Franzose. »Aber jetzt, in diesem Moment, sind wir nichts anderes als zwei Kameraden, die sich auf einen Drink treffen. Daher schlage ich vor, dass du dir auch noch einen gönnst. Non? Auch gut. Und was unsere Vereinbarung betrifft … ich bin vorbereitet. Ich schlage vor, dass du dich ebenfalls bereit machst.«
    Damit stand er auf, griff nach seinem Spazierstock mit dem silbernen Knauf und drehte sich um, ohne im Mindesten zu schwanken. Mit einer Eleganz, wie sie den Menschen seiner Nationalität zu eigen war, ging er beschwingt zur Tür und verließ das Gebäude.
    Der erste Mann wandte sich wieder zur Theke und gab dem Wirt das Zeichen, dass er jetzt doch noch einen Drink wünschte. Dann stieß er leise einen zittrig klingenden Atemzug aus.
    Er wusste, dass das, was er tat, seinem Wohl und dem Englands diente.
    Aber er wollte verdammt sein, wenn das, worauf er sich eingelassen hatte, nicht ein Pakt mit dem Teufel war.
    Vor dem Bull and Whisker herrschte ein im Großen und Ganzen ruhiger Abend. Wie Abende am Hafen nun mal sind, dachte Johnny Dicks, während er an dem Stumpen kaute, der ihm zwischen den Zähnen klemmte. Er schaute zu, wie die Männer nüchtern in den Pub gingen und auf dem Weg an ihm vorbei sogar noch ihre Mützen zogen; und er schaute zu, wie sie betrunken wieder herausschwankten. Manchmal musste er sich von seinem mehr oder weniger bequemen Stuhl erheben, um die ruppigeren Gäste zu hindern, das Bull zu betreten; manchmal steckte Marty den Kopf durch die Tür und rief ihn hinein, damit er jemanden vor die Tür expedierte, der sich in seinem Rausch derber benahm, als es Marty gefiel.
    Als Marty und er noch als Kameraden im Siebzehnten Regiment gedient hatten, war er immer für eine kernige Rauferei zu haben gewesen. Aber seit Marty das Bull gekauft hatte, behauptete er, dass die Kosten für die zerbrochenen Stühle und das zerschlagene Geschirr Schlägereien einen Hauch weniger lohnenswert machten.
    Johnny Dicks dachte also gerade über das letzte Mal nach, als Marty einen zersplitterten Stuhl beklagt hatte und wie sein Schwager, der Tischler, ihn immer übers Ohr haute, als ein aalglatter Herr aus dem Bull and Whisker geschlendert kam und den Spazierstock so schwingen ließ, als gehörte ihm die ganze Welt und der Himmel darüber sowieso.
    »Wünsch ’nen guten Abend, Kap’tän«, rief Johnny Dicks und nickte dem Mann zu, der so heftig herumfuhr, dass sein Stock auf Dicks’ Schienbein traf.
    »Hey!«, rief der aus, »das hat wehgetan!«
    »Wie hast du mich genannt?«, spie der aalglatte Mann aus. Nach all den Drinks klang sein französischer Akzent verwaschen. Beim Gehen hielt sich der Mann einigermaßen gerade, aber wenn wie jetzt das Temperament hochschoss, machten sich die Drinks bemerkbar. Johnny Dicks erhob sich, und Größe und Gewicht, die ihn zu einem imposanten Türsteher machten, verfehlten ihre Wirkung nicht, als er sich über den Franzmann beugte. Dessen Gesicht nahm allerdings einen ganz besonderen Glanz an, während es in seinen Augen ahnungsvoll glitzerte.
    »Ich bin nicht dein Kap’tän«, stieß der Franzose aus und schwang seinen Spazierstock wie einen Kricketschläger. Mit seiner fleischigen Faust schnappte Johnny nach dem Stock und wirbelte ihn herum. Aber der Franzose war schneller, duckte sich weg und landete zwei schnelle Treffer auf Johnnys Körper – einen auf die Leber und einen auf die
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