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Ein sinnlicher Schuft

Ein sinnlicher Schuft

Titel: Ein sinnlicher Schuft
Autoren: Celeste Bradley
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Melodys Anwesenheit im Club wissen durfte, heimlich dort die Vorräte geplündert hatte.
    Hinter Wilberforce betrat er schließlich die Hauptküche und entdeckte Melody, die– in eine riesige Schürze gehüllt– auf einem Stuhl am Herd stand und unter Aufsicht des Chefkochs so heftig in einem Topf herumrührte, dass der dampfende Inhalt über den Rand schwappte und zischend auf der Herdplatte verkrustete. Gordy Anne lugte argwöhnisch aus der Tasche der Schürze, die zweimal um Melody gewickelt war.
    Seine Kleine begrüßte ihn, sobald sie ihn erspäht hatte, mit einem strahlenden Lächeln und schwenkte ihren tropfenden Löffel. »Onkel Colin!« Dann drückte sie ihm einen klebrigen Kuss ins Gesicht.
    Colin wusste nicht, was er sagen sollte. Wo war das untröstliche Kind? Melody schien doch bester Laune zu sein. Fragend wandte er sich an Wilberforce. »Was hat das zu be…«
    Bevor er das Wort herausgebracht hatte, sah er sie. Pru. Sie stand an einem der Tische, bis zu den Ellbogen mit Mehl bestäubt, und rollte einen Teig mit einem riesigen Nudelholz aus, das in ihm Erinnerungen weckte. Zumindest war sie damit beschäftigt gewesen, bevor er den Raum betrat. Jetzt stand sie wie gelähmt da, starrte ihn nur an, während der Teig in zähen Klumpen von dem erhobenen Nudelholz tropfte.
    Ruhig ging Colin um den Tisch herum, nahm ihr das Gerät aus der Hand und legte es auf den Tisch, zog sein Taschentuch hervor und begann das Mehl von ihrem Gesicht zu wischen.
    Ungläubig ruhten ihre Augen auf ihm, als sei er ein Geist aus einer anderen Welt. Sie bewegte sich auch dann noch nicht, als er ihre Hände nahm und sie so gründlich vom Mehl befreite, wie das ohne Wasser möglich war. Und willenlos ließ sie sich anschließend aus dem Raum in einen Flur ziehen, der zu einer weiteren Küche führte. Im Weggehen hörte er Melody aufgeregt kichern »Bald bin ich wieder bei einer Hochzeit dabei.«
    Genau das wirst du, kleines Mäuschen.
    In der stillen Küche nebenan drehte Colin eine seltsam gefügige Pru ins Licht, das durch das Fenster auf ihr Gesicht fiel. »Miss Prudence Filby«, flüsterte er, »ich habe nicht geheiratet. Melody ist nicht meine Tochter. Chantal hat gelogen.«
    Pru erwachte aus ihrer Erstarrung. »Nun, das ist kaum das erste Mal.«
    Colin lächelte. Er freute sich darüber, dass ihre alte Scharfzüngigkeit zurückgekehrt war. Pru ohne eine spitze Bemerkung auf den Lippen war nicht wirklich Pru. »Ich habe dir etwas zu sagen, Miss Filby. Wirst du also den Mund halten und zuhören?«
    Ihre Mundwinkel zuckten. »Klar, Chef. Is schließlich Ihr Antrag und so.«
    Er hob ihr Kinn an und schaute in diese verwunschenen grauen Augen. »Weißt du, warum ich dich an dem zweiten Tag zurückgelassen habe?«
    Pru schaute ihn nachdenklich an. Was sollte das? Warum erinnerte er sie an diesen schrecklichen Moment? Ausgerechnet jetzt, wo sie nur glücklich war, ihn wiederzusehen? »Ja. Weil wir dir im Weg waren… wegen Chantal.«
    Er lächelte. »Genau.« Zärtlich fasste er ihre Schultern. »Du warst mir im Weg. Denn als ich dich in jener ersten Nacht im Arm hielt und dir Schluck für Schluck Brühe einflößte und dir beim Schlafen zusah, da wusste ich, dass ich alles andere aus dem Blick verlieren würde, wenn ich dich nicht aus dem Weg schaffen würde.«
    Sie lenkte ein. »Ich weiß, wie sehr du Melody liebst. Du wolltest unbedingt glauben, dass sie deine Tochter ist.«
    »Ja und nein.« Er lachte über ihre Verwirrtheit. »Ich liebe dich. Da, ich habe es gesagt. Ich liebe dich. Ich liebe dich, seit … Oh, wahrscheinlich von Anfang an.« Er küsste sie. »Als ich dich zum zweiten Mal zurücklassen musste …«
    »Sir Colin, ich fange an mich zu erinnern, warum ich dich nicht mag.«
    Er zog sie ganz dicht an sich heran. »Es tut mir leid, so leid. Ich werde es nie wieder tun.«
    Sie fing an zu lachen, lehnte die Stirn an seinen Hals und lachte unaufhörlich weiter.
    »Und jetzt …« Er ließ sich auf ein Knie nieder, zog die kleine Schachtel aus seiner Tasche … Endlich hörte sie auf zu lachen, doch in ihrer Miene spiegelten sich zwiespältige Gefühle wider. Als er ihr das hübsch verpackte Präsent hinhielt, wich sie zurück. »Ich möchte Chantals Ring nicht – ich könnte es nicht über mich bringen, ihn zu tragen.«
    Lächelnd öffnete er das Samtetui. »Den hier habe ich vorhin gefunden. Für dich.«
    Sie wurde blass. »Aber…«
    »Ich wusste nicht, ob du noch hier sein würdest… Ich hoffte es einfach so
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