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Ein sinnlicher Schuft

Ein sinnlicher Schuft

Titel: Ein sinnlicher Schuft
Autoren: Celeste Bradley
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Vertraulichkeit gestatten.«
    Der Bischof schien erleichtert. »Nun, das wäre damit geklärt…«
    Die Zeit schien stillzustehen, kein Laut war zu hören. Nur ein Satz hallte in Colins Kopf wider.
    Ich habe kein Kind.
    Wenn Chantal kein Kind hatte, dann… hatte er auch keines. Melody war nicht seine Tochter.
    Er hatte geglaubt, nach dem Abschied von Pru keinen Schmerz mehr verspüren und nichts mehr verlieren zu können. Es war ein schrecklicher Irrtum gewesen.
    Mellie, seine lustige, süße kleine Mellie.
    Dann war sie also doch Jacks Tochter. Und er für immer Onkel Colin. Nicht was er sich erhofft hatte, aber auch nicht das schlimmste Schicksal.
    Er spürte, wie ihm jemand die Hand auf die Schulter legte und sie drückte. Lementeur.
    »Sir Colin. Noch ist nicht alles verloren«, flüsterte der Modeschöpfer in sein Ohr. »Erinnern Sie sich an Prudence.«
    Colin schluckte und schüttelte den Kopf. »Sie ist weg– ich habe sie gehen lassen.«
    »Sie können sie wiederfinden.«
    Langsam, durch den Nebel seines Leides, drang ein Pochen zu ihm durch. Sein Herz, es schlug wieder, war in seine Brust zurückgekehrt, wo es hingehörte. Und es war bereit, erneut vergeben zu werden.
    Pru, er musste sie finden, bevor sie endgültig irgendwo untertauchte.
    Er stand abrupt auf. »Ich muss gehen.«
    Es brauchte ein gutes Maß an Überzeugungskraft, ihn so lange zum Bleiben zu bewegen, bis alles geregelt war, doch er folgte nur noch lustlos und ungeduldig dem Fortgang der Diskussionen. Seit er wusste, dass Melody nicht seine Tochter war, wollte er nur noch weg. Wie Chantal und ihr Auserwählter ihr Problem lösten, war ihm herzlich egal. Er jedenfalls war aus dem Rennen.
    Lord Bertram beugte sich erneut zum Bischof vor. »Wenn Sie sich in der Lage sähen, die Genehmigung zurückzuziehen, Exzellenz, wäre ich Ihnen sehr, wirklich sehr verbunden«, sagte er und schaute den Würdenträger bedeutungsvoll an.
    Der verstand, und ein berechnender Ausdruck trat auf sein Gesicht, während Colin ein bitteres Lächeln unterdrückte. Die Kirche sorgte schon dafür, dass sie nicht zu kurz kam, denn bei diesem unmöglichen Deal konnte sie immerhin gleich zweimal Bestechungsgelder einstreichen. Hoffentlich würde es sich wenigstens für Bertie auszahlen.
    Sobald alles geregelt war– die alte Sondergenehmigung wurde verbrannt und eine neue ausgestellt–, wollte Colin gleich zur Tür hasten, um sich auf Hector zu schwingen und die ganze Nacht bis London durchzureiten. Nur noch schnell Lementeur zum Abschied die Hand drücken, dachte er, als er den Modeschöpfer mit Ardmore zusammenstehen sah. Was er dann hörte, ließ ihn aus dem Staunen nicht herauskommen. »Ich bin Ihnen zu tiefstem Dank verbunden, dass Sie mir eine Nachricht über die Heirat haben zukommen lassen, Sir. Ihr Kurier traf mich auf der Straße kurz vor Bath. Ich werde Ihnen diese Freundlichkeit nie vergessen.«
    Nachdem Bertie sich abgewandt hatte, trat Colin stirnrunzelnd zu Lementeur. »Sie haben das arrangiert?«
    Lementeur blinzelte. »Oje. Ja, ich nehme an, das war ich«, meinte er süffisant. »War es falsch von mir?«
    Colin starrte den kleinen Mann an. »Ich bin völlig perplex und weiß nicht, was ich sagen soll. Sie sind ein ausgesprochen ungewöhnlicher Zeitgenosse, Monsieur Lementeur.«
    Der andere grinste koboldhaft. »Meine Freunde«, sagte er und deutete eine Verbeugung an, »nennen mich Button.« Dann versetzte er Colin einen Stoß. »Und jetzt los mit Ihnen, mein Ritter. Ihre Prinzessin erwartet Sie.«
    »Button, ich bin kein Ritter.« Colin grinste den Mann vergnügt an. »Ich bin ein Pirat.«
    Mit diesen Worten marschierte er aus der Kirche, und sein Herz gab den Takt vor.

Zweiundvierzigstes Kapitel
    A ls Colin endlich in London einritt, starrten Hector und er vor Schmutz und waren erschöpft. Ohnehin war es ein Wunder, dass der Wallach nicht lahmte, denn Colin hatte ihn nicht geschont, nicht einmal in den dunkelsten, mondlosen Stunden der Nacht. Doch zum Glück waren die Straßen gut passierbar, Hector hatte nichts zu tragen außer ihm, denn alles Gepäck war in Bath zurückgeblieben.
    Es war fast, als würde das Pferd Colins erwartungsvolle Freude fühlen und schon allein deshalb versuchen, sein Bestes zu geben. Allerdings war sein Glück nicht ungetrübt, denn solange er sie nicht mit eigenen Augen gesehen hatte, fürchtete er, dass sie bereits weg war. Was, wenn er sie nicht fand? Oder wenn sie ihm nicht verzieh?
    Immer wieder redete er sich gut zu,
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