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Ein sinnlicher Schuft

Ein sinnlicher Schuft

Titel: Ein sinnlicher Schuft
Autoren: Celeste Bradley
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Kinder sind bereits eingestiegen.«
    »Danke, Bailiwick. Nimm bitte Miss Filbys Sachen mit hinunter und warte dort auf sie.«
    »Ja, Sir.«
    Während Bailiwick mit den Koffern davontrottete, wandte Colin den Blick nicht von Pru. Wenn sie jetzt ging, würde er sie vermutlich nie wiedersehen.
    Küss sie.
    Wenn er das tat, würde er nie wieder damit aufhören.
    Halt sie fest.
    Er wagte es nicht aus Angst, sie nie wieder loszulassen.
    Bitte sie, trotz allem bei dir zu bleiben.
    Er konnte es nicht, denn es würde sie entehren.
    Unter der Intensität seines Blickes trat Pru unruhig von einem Fuß auf den anderen.
    Küss mich.
    Sie musste sofort gehen.
    Halt mich fest.
    Wenn er sie auch nur berührte, würde sie alles von sich werfen und ihn bitten, sie für immer bei sich zu behalten.
    Bitte mich zu bleiben.
    Zu bleiben? Als was?
    Geliebte, Hure, Bettwärmer – klingt alles gut, Chef.
    Sein attraktives Gesicht sah aus wie aus Stein gemeißelt. Er hielt seinen Körper gerade wie ein Soldat. Und in seinen grünen Augen, die so gerne lachten, erkannte sie den Ausdruck großen Leides.
    Er liebt mich. Niemand wird mich je wieder so sehr lieben.
    Trotzdem musste sie ihn gehen lassen, als letztes Geschenk an ihn, als Zeichen ihrer Liebe. Und so wandte sie dem einzigen Mann, den sie je lieben würde, den Rücken zu. Machte einen Schritt. Und dann noch einen. Die magischen Fäden, die sie aneinanderbanden, schienen einer nach dem andern zu zerreißen, als sie langsam davonging, und bei jedem Schritt war es, als würde ihr Herz durchbohrt.
    »Pru!«
    Sie sollte nicht stehen bleiben und sich erst recht nicht umdrehen, doch der verzweifelte Kummer und Schmerz in seiner Stimme ließ sie innehalten. Als sie den Kopf umwandte, sah sie, wie seine Schultern bebten. »An diesem Tag in jedem Jahr bis zu meinem Tod werde ich mich an dich erinnern. Ich will keinen Augenblick vergessen. Jedes Jahr an diesem Tag, das gelobe ich.«
    O mein Liebster. Ich werde mich an jede Sekunde erinnern und jede einzelne als kostbares Juwel in meinem Herzen bewahren.
    Stattdessen sagte sie: »Heute ist Ihr Hochzeitstag, Sir. Sie müssen an diesem Tag an Ihre Frau denken.«
    Doch weil sie ihn nicht ganz ohne Trost zurücklassen konnte, schenkte sie ihm ein letztes strahlendes Lächeln. »Du kannst dich an gestern erinnern, wann immer du an mich denken willst.«
    Dann raffte sie ihre Röcke und rannte mit zugeschnürter Kehle und mit Tränen in den Augen den Flur hinunter. Hinter sich hörte sie sein kurzes, gequältes Auflachen, ehe sie um die Ecke bog und aus seinem Leben verschwand.
    Die Kutsche mit Bailiwick auf dem Kutschbock und seinem enormen Schimmel als Zugtier fuhr zunächst durch Bath, bevor sie die Grenzen der kleinen Stadt verließ und ein sanft hügeliges Tal durchquerte, in dem der Avon floss. Pru saß in Fahrtrichtung mit Melody auf dem Schoß, während ihr gegenüber Evan aus dem Fenster sah, das Kinn auf die verschränkten Arme gestützt, und sie beide demonstrativ ignorierte.
    »Evan.«
    Er warf ihr schnell einen bösen Blick über die Schulter zu und starrte weiter aus dem Fenster. »Hab keine Lust, mit dir zu reden«, sagte er knapp.
    »Evan, ich weiß, dass du durcheinander bist. Es war eine verwirrende Zeit für uns alle, aber…«
    Er lehnte sich auf seinem Sitz weit zurück und schaute ihr zornig ins Gesicht. »Liegt alles nur an ihm. Mieser alter Lambert.«
    Pru sah es kommen und legte ihre Hände gerade noch rechtzeitig auf Melodys Ohren, doch das Kind schob sie weg.
    »Was hat Evan gesagt?«
    Pru griff in ihre Rocktasche und zog ein Haarband hervor. »Melody, sieh nur, was ich für Gordy Anne habe.«
    Erstaunlicherweise funktionierte der Trick immer wieder, und bald schon war Melody schwer damit beschäftigt, irgendetwas für ihre Lumpenpuppe aus dem Band zu fabrizieren.
    Pru wandte sich Evan zu. »Er ist nicht schuld, weißt du«, sagte sie zärtlich. »Ich habe ihn zurückgelassen.«
    »Bailiwick hat gesagt, er heiratet heute. Sie!«
    »Ja, das wird er. Er hatte es immer fest vor, und ich wusste das.«
    Evan riss die Augen auf. »Das wusstest du? Die ganze Zeit? Warum hast du ihn dann umarmt und geküsst und so?«
    Das würde sie allerdings selbst gerne wissen. Trotzdem war das Ganze völlig ungeeignet, um mit einem Zwölfjährigen diskutiert zu werden. »Ich werde es dir irgendwann erzählen, wenn du alt genug bist, es zu verstehen.«
    »Ich versteh schon. Du bist nichts als eine…«
    Pru hob eine Hand. »Evan Filby, wenn du
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