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Ein schwarzer Vogel

Ein schwarzer Vogel

Titel: Ein schwarzer Vogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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dachte, nun — ich hielt Sie für einen
Freund. Aber jetzt...«
    »Wofür Sie mich hielten, ist
unwichtig. Wann wurde Ihnen zum erstenmal klar, daß vielleicht Ihre Mutter
Robert Cameron getötet hat?«
    »Sie hat ihn nicht getötet.«
    »Schade, Dona. Ich hatte
gehofft, Sie würden Vertrauen zu mir haben, und ich könnte Ihnen helfen. Aber
anscheinend muß ich es der Polizei überlassen, Sie zu verhören.«
    »Wie können Sie mir denn
helfen?«
    »Das weiß ich noch nicht. Ich
bin nicht sicher, ob nicht schon irgend jemand in dem Mordfall völlig
klarsieht. Zuerst müssen die Tatsachen bekanntwerden. Und ich habe gesehen, wie
Ihre Mutter ein Messer zog, um es nach Ihnen zu werfen. Ich weiß auch, daß Sie
das Messer vertauscht haben, ohne daß ich es bemerkte. Wollen Sie mir jetzt
nicht die Wahrheit sagen?«
    »Meine Mutter war an jenem
Morgen mit Cameron verabredet«, stieß sie hervor.
    »Hat Ihnen irgend jemand
befohlen, nicht darüber zu sprechen?«
    »Meine Mutter.«
    »Was hat sie gesagt?«
    »Daß sie ihre Verabredung mit
Cameron absagen mußte.«
    »Haben Sie ihr das geglaubt?«
    »Nein. Ich weiß, daß es nicht
stimmt.«
    »Sie wissen also, daß sie bei
Cameron war?«
    »Ja. Ich glaube es jedenfalls.«
    »Ich will Ihnen erklären, wie
ich den Ablauf des Verbrechens sehe. Vielleicht sind Sie mir gegenüber dann
vertrauensvoller.«
    »Ja, bitte, Mr. Lam.«
    »Sharples und Cameron
übernahmen als Treuhänder den Besitz von Cora Hendricks. Das Vermögen bestand
in einem Bergwerk, das eine Zeitlang auf gut Glück ausgebeutet wurde. Dann
schafften die beiden moderne Maschinen an, und die Mine warf gute Gewinne ab.
Damit vergrößerten sie den Besitz. Den beiden Erben gegenüber versuchten sie,
gerecht, unparteiisch und ehrlich zu sein. Aber der eine dieser beiden Erben,
Shirley Bruce, entwickelte sich zu einem verführerischen jungen Mädchen, das
diese beiden Männer völlig beherrschte, als sie in das Alter kamen, in dem
Männer sich mehr oder minder den Kopf verdrehen lassen.«
    Dona hielt ihre Blicke auf mich
gerichtet und hörte zu, ohne mich zu unterbrechen.
    »Felipe Murindo wurde Verwalter
der Mine und erhielt dafür ein recht ansehnliches Gehalt. Er muß sein Geld
gespart haben, denn nach seinem Tode entdeckte man, daß er in Medellin ein
recht beachtliches Bankkonto besaß. Das war für einen Mann, der in seinem Leben
nicht einen Tag eine Schule besucht hat, sehr beachtlich.«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
fragte sie.
    »Etwa vor drei Jahren entdeckte
Cameron hoch über dem Fluß eine Gesteinsschicht, die ihm vielversprechend
erschien. In aller Stille unternahm er ein paar Probeschürfungen und sicherte
sich dann das Gelände. Es wurde ein Schacht angelegt und ein Stollen
vorgetrieben. Dann wurde der Schacht demonstrativ verlassen und die Arbeit an
ihm eingestellt.«
    »Und weiter?« fragte sie.
    »Das geschah aber nur zum
Schein. Tatsächlich arbeitete Felipe Murindo in dem Schacht weiter und schürfte
dort Smaragde. Robert Cameron flog in regelmäßigen Abständen nach Südamerika,
wo er allgemein als seriöser, vertrauenswürdiger Geschäftsmann angesehen war.
Selbstverständlich wurde auch er den Zollkontrollen unterworfen, aber das waren
nicht mehr als die üblichen Durchsuchungen, die auch Vergnügungsreisende
erfahren. Wahrscheinlich ist auch Ihnen bekannt, daß die Zollbeamten von
Ferienreisenden schon ziemlich ausführliche Berichte in Händen haben, wenn sie
die Grenze überschreiten. Wenn ein Reisender aus irgendeinem Grund verdächtig
sein sollte, dann sind die Zollbeamten meistens über ihn unterrichtet.«
    »Ja, ich habe immer angenommen,
daß es so ist.«
    »Cameron schmuggelte in großen
Mengen ungeschliffene Smaragde aus Kolumbien heraus. Der Mann, der die Steine
schliff und polierte, war wahrscheinlich der gleiche, der aus alten
Schmuckstücken die darin befindlichen, nicht sehr wertvollen Steine entfernte
und durch Smaragde ersetzte. Sie hatten vielleicht verschiedene Abnehmer für
ihren Schmuck, das weiß ich nicht. Aber sie konnten auf diese Weise unauffällig
eine ganz hübsche Menge Smaragde absetzen. Das war gar nicht so einfach, denn
Juwelenhändler sind Gerüchten gegenüber besonders empfindlich, und der Smaragdmarkt
wird von der kolumbianischen Regierung kontrolliert.
    Sharples und Cameron befanden
sich aber aus anderen Gründen in einer gewissen Verlegenheit. Sie konnten den
Gewinn aus ihrem Smaragdschmuggel weder in ihrer Einkommensteuererklärung
aufführen noch unter

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