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Ein Schöner Ort Zum Sterben

Ein Schöner Ort Zum Sterben

Titel: Ein Schöner Ort Zum Sterben
Autoren: Granger Ann
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sie aufmerksam gemacht hatte. Meredith warf einen Blick auf ihre Armbanduhr und beobachtete den Sekundenzeiger, während er einmal ganz um das Zifferblatt kreiste. Dann rappelte sie sich hinter ihrem Grabstein auf und huschte wie eine unförmige Spinne von Grabstein zu Grabstein bis zum Schuppen. Er war mit einem Vorhängeschloss versperrt und ohne Nutzen für sie, doch die Bäume boten relative Sicherheit. Es hatte keine weiteren Schüsse gegeben. Meredith spähte zur Brustwehr hoch, doch dort regte sich nichts mehr. Auch die Krähen schienen die Luft für rein zu halten und kehrten nach und nach auf den Friedhof zurück, wo sie noch eine Weile um den Turm kreisten, bevor sie landeten. Wenn dort oben jemand mit einer Waffe stand, dann hätten sie ihn gesehen und wären nicht zurückgekommen. Der Mörder war also verschwunden, nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass sein Opfer tot war. Wie um sich selbst zu überzeugen, wandte Meredith sich um und blickte zu Matthew hinüber, der noch immer in der gleichen Haltung am Boden lag. Sie wagte sich vorsichtig unter den Bäumen hervor. Stille. Auf der Brustwehr regte sich nichts. Hinter ihr in einem Baum raschelte ein Vogel, und Meredith zuckte zusammen. In unbequem geduckter Haltung huschte sie zum Tor, das den neuen Friedhof mit dem alten verband, der mit all seinen Bäumen ausgezeichnete Deckung bot und den sie auf jeden Fall durchqueren musste, wenn sie zum Ausgang wollte. Niemand schoss unterwegs auf sie. Meredith richtete sich schmerzhaft auf. Sie hatte einen Krampf im Rücken, ihr erst frisch verheilter Hals schmerzte wieder, ihr Herz hämmerte wie wild, und sie musste dringend auf die Toilette. Wenigstens gab es jetzt nirgendwo mehr ein Anzeichen von Gefahr, und Meredith verspürte einen machtvollen Drang, ihre Schlussfolgerungen zu überprüfen und sich die Stelle anzusehen, von wo aus der Heckenschütze Matthew unter Beschuss genommen hatte. Danach würde sie zur Polizei gehen und schildern, was sich ereignet hatte. Das Außenportal der Kirche stand offen. Meredith ging, eng an die Wand gedrückt, darauf zu. In der Vorhalle angekommen, öffnete sie das Innenportal und spähte hinein. Es schien alles leer, und wie sie vermutet hatte, stand die kleine Pforte offen, durch die man in den Turm gelangte. Sie wurde durch einen langen Haken an der Wand gesichert. Meredith ging zur Pforte und schob vorsichtig den Kopf hindurch. Sie lauschte. Die Wendeltreppe nach oben lag still. Nichts regte sich. Immer noch vorsichtig, doch ermutigt durch die Tatsache, dass sie durch die sich um die zentrale Säule windende Treppe von oben her nicht gesehen werden konnte, schlich Meredith die ausgetretenen steinernen Stufen hinauf. Schlitze in den Wänden ließen in regelmäßigen Abständen ein wenig Licht herein und gestatteten einen Blick auf die Außenwelt, sodass man ungefähr wusste, wie weit man bereits nach oben gestiegen war. Der Gestank der Fledermausexkremente wurde immer schlimmer. Die Luft roch beißend, und Übelkeit stieg in Meredith auf, ein Gefühl, das noch verstärkt wurde von der nicht enden wollenden Rechtsdrehung der Wendeltreppe. Meredith blieb stehen, lehnte sich an die kalte Steinwand und lauschte erneut. Doch sie war inzwischen ganz sicher, dass sich dort oben niemand mehr aufhielt. Am oberen Absatz der Treppe gelangte Meredith in den winzigen Raum unter dem Dachgestühl, das die Kirchturmspitze bildete. Dort oben raschelte es, und leise, spitze Schreie hallten zu ihr herab. Sie blickte nach oben und erkannte winzige dunkle Gestalten, die eingehüllt in ihre Flügel am Gebälk hingen und sie aus bösen winzigen Fuchsgesichtern beobachteten. Die kleine Pforte, die nach draußen auf die Brustwehr führte, stand sperrangelweit offen. Ein Jagdgewehr lehnte an ihr. Der Mörder hatte es vor dem steilen Abstieg zurückgelassen, um nicht behindert oder später mit der Waffe in der Hand ertappt zu werden. Er war unbewaffnet geflohen und unerkannt entkommen. Meredith ließ die Waffe unberührt und trat hinaus auf die schmale Brustwehr. Augenblicklich erfasste der Wind ihre Kleidung. Sie hatte nicht mit der Macht gerechnet, mit der er hier oben wehte, oder mit der durchdringenden Kälte. Meredith fühlte sich unsicher. Das Mauerwerk der Brüstung wirkte weder hoch noch stabil genug, um Schutz zu gewähren. Hinter ihr lief das Dach in steilem Winkel zur Spitze zusammen, sodass sie sich nicht anlehnen konnte, wie es bei einer Mauer der Fall gewesen wäre. Der Boden tief
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