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Ein Schöner Ort Zum Sterben

Ein Schöner Ort Zum Sterben

Titel: Ein Schöner Ort Zum Sterben
Autoren: Granger Ann
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aufzubauen?« Sie sah Markby ins Gesicht. Sie wusste, was er dachte, doch jetzt war nicht der Zeitpunkt, um den alten Streit wieder aufflammen zu lassen. Irgendwann einmal, wie irgendwer irgendwo so schön gesagt hatte.
    Die beiden nächsten Wochen vergingen einigermaßen hektisch. Prue besuchte Meredith wie versprochen und verabschiedete sich von ihr. Sam hatte, wie es schien, sein Körbchen akzeptiert und sich angewöhnt, darin zu schlafen. Der Umzug nach Cornwall versprach, ohne Probleme abzulaufen.

    »Wie kommt Matthew zurecht?«, erkundigte sich Meredith.
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung!«, sagte Prue eisig.
    »Sie war da. Sie hat doch tatsächlich die Unverschämtheit besessen, neue Vorhänge auszumessen! Ich habe es nicht fertig gebracht, mit ihr zu reden!«
    Mit ›sie‹ war offensichtlich Matthews zukünftige Frau gemeint. Meredith verzichtete darauf, das Thema zu vertiefen.
    »Leben Sie wohl, Meredith, meine Liebe!«, sagte Prue und küsste sie auf die Wange.
    »Ich weiß, dass Adeline Zutrauen zu Ihnen gefasst hat, als Sie bei uns waren, was ich wundervoll von Ihnen fand. Adeline war ein sehr, sehr einsamer Mensch.« Das Silver Bells hatte geschlossen. Reeves saß in Untersuchungshaft, und Daphne war zu Verwandten abgereist. Mrs. Prides Bein war immer noch nicht ausgeheilt, doch unter Barneys fürsorglicher Pflege genas sie langsam. Merediths Hals war wieder in Ordnung, und nun, da sie endlich den Kragen ablegen und sich ohne Schmerzen bewegen konnte, machte sie etwas, das sie sich schon lange vorgenommen hatte. Sie brachte Blumen an das gemeinsame Grab von Adeline und Katie Conway. Sie lagen auf dem
    »Neuen Friedhof«, gleich neben dem alten und übervollen Bamforder Kirchhof. Dem neuen Friedhof fehlte die planlose Zwanglosigkeit, die den alten so anziehend gemacht hatte. Die Gräber zogen sich ordentlich in Reih und Glied dahin, und die Grabsteine waren ausnahmslos weiß und uniform. Man hatte Bäume gepflanzt, die die Eintönigkeit ein wenig auflockern und je nach Jahreszeit Schutz oder Schatten spenden sollten, doch sie waren noch jung und klein. Als Meredith mit dem Blumenstrauß in der Hand zum Grab der beiden Conway-Frauen kam, fand sie Matthew vor, der mit den Händen in den Manteltaschen und mit hochgeschlagenem Kragen unter einem Nadelbaum stand. Er schien in Gedanken versunken. Meredith hatte ihn seit dem Tag von Adelines Tod nicht mehr gesehen, und sie zögerte, ihn jetzt anzusprechen, doch er wandte den Kopf und sah sie an.
    »Miss Mitchell?«
    »Hallo, Matthew. Wie geht es Ihnen?« Sie hielt ihm den Strauß hin.
    »Ich konnte nicht zur Beerdigung kommen, deswegen dachte ich, ich komme heute vorbei und bringe ein paar Blumen.«
    »Danke sehr.« Matthew nahm die Hände aus den Taschen.
    »Wie geht es Ihnen? Ich habe gehört, Sie waren ziemlich schwer verletzt?«
    »Nicht so schwer, nein. Aber ich konnte mich nicht mehr bewegen. Ich bin wieder gesund, danke.« Sie blickte sich um.
    »Ich habe eine Steckvase für die Blumen mitgebracht. Irgendwo muss es hier Wasser geben.«
    »Dort drüben ist ein Hahn, beim Schuppen.« Meredith ging Wasser holen und richtete ein wenig verlegen ihre Blumen aus, während er sie beobachtete. Als sie fertig war, trat sie zurück und begutachtete die Wirkung. Dabei konnte sie nicht umhin, die Inschrift auf dem provisorischen Holzkreuz zu lesen, das anstelle des endgültigen Grabsteins am Kopfende stand. Matthews Augen waren ebenfalls auf das Holzkreuz gerichtet.
    »Adeline hätte gewollt, dass wir sie im Familienmausoleum zur letzten Ruhe beisetzen, doch das kam überhaupt nicht in Frage. Man bemüht sich selbstverständlich, die Wünsche der Verstorbenen zu befolgen, doch Adelines Wünsche waren, wie alles, was sie sagte oder dachte, nun ja … weltfremd.«
    »Sie war sehr krank«, sagte Meredith leise.
    »Das weiß ich. Ich habe viele Jahre mit ihrer Krankheit gelebt! Ich genieße in der Gemeinde wohl keinen besonders guten Ruf mehr, wie?«, fragte er peinlich direkt.
    »Wie steht es mit Ihnen? Teilen Sie die allgemeine Missbilligung?«
    »Nein. Warum sollte ich?«
    »Ich heirate wieder, zu Weihnachten. Das hat jedermann schockiert.«
    »Sie müssen sich ein neues Leben aufbauen«, sagte sie zu ihm. Er lächelte schief.
    »Danke. Sie sind der erste Mensch, der ein freundliches Wort für mich findet. Selbstverständlich haben die Menschen mir Beileid gewünscht, aber sie waren nicht bereit, Verständnis für meinen Versuch aufzubringen, mir ein, wie Sie es
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