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Ein schicksalhafter Sommer

Ein schicksalhafter Sommer

Titel: Ein schicksalhafter Sommer
Autoren: Daniela Frenken
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wieder vom Feld zurück? Ob es ihm wieder schlecht ging? Sie wollte gerade nach draußen eilen, als die Tür sich wieder öffnete und Hermann die Küche betrat.
    „Na, Mutter.“ Er ließ sich schwer auf einem Stuhl am Küchentisch nieder.
    „Warum bist du schon zurück? Geht es dir nicht gut?“ Besorgt betrachtete Luise das Gesicht ihres Mannes. „Du siehst auch gar nicht gut aus.“
    „Doch, doch, mir geht es gut, Ise.“ Hermann winkte genervt ab. „Hab heute auch noch nicht viel getan.“ Er hielt einen Moment inne . „Stell dir vor, soeben hab ich jemanden eingestellt…“
    „Gott sei Dank !“, jubelte sie und hob die gefalteten Hände kurz zum Himmel, um ihren Ausruf zu bekräftigen. Erfreut ließ sie sich ihrem Mann gegenüber nieder. „Hermann, was für ein Glück!“ Plötzlich lehnte sie sich mit ihrem Stuhl soweit zurück, dass sie beinahe hintenüber fiel.
    „Mine, hast du gehört?“ , rief Luise nun aus Leibeskräften ins Esszimmer, so dass ihr Mann zusammenfuhr. „Der Hermann hat endlich jemanden gefunden.“
    „Herrgott, Luise, schrei doch nicht so.“
    „Sonst hört sie mich ja nicht.“ Luise warf ihrem Mann einen Blick zu und lehnte sich noch weiter nach hinten, um festzustellen, ob ihre Schwiegermutter die frohe Kunde vernommen hatte. „Mine! Hast Du gehört?“, schrie sie noch einmal aus vollem Halse.
    „Luise, jetzt beruhige dich doch“, rief Hermann aufgebracht. „Man könnte ja meinen, du bist nicht ganz gescheit.“
    „Huch, nur weil ich mich freue, dass endlich ein Licht am Horizont erscheint, bin ich also nicht ganz gescheit.“ Verletzt sah Luise ihren Mann an. „Dich interessiert dein Gesundheitszustand ja gar nicht. Ich bin es, die sich den ganzen Tag um dich sorgt. Kaum schlafen kann ich, seit ich mit ansehen muss, wie du jeden Tag schwächer wirst. Und jetzt wirfst du mir vor, dass ich mich freue, wenn endlich -.“
    „Nein, nein, Ise, so hab ich es ja nicht gemeint“, unterbrach Hermann seine Frau. „Es ist nur so, dass wir uns vielleicht nicht zu früh freuen sollten“, sagte er vorsichtig.
    „Was soll das heißen?“ Scharf sah Luise ihn an.
    „Nun, ja, er ist jung und hoffentlich kräftig und hat sich auch gleich an die Arbeit gemacht, und das ist ja schließlich die Hauptsache…“
    „Aber?“
    „Nun, wie soll ich es dir erklären? Man muss ihn sehen...“ Hermann rang nach Worten. „Um es auf den Punkt zu bringen, er gefällt mir nicht.“
    „Das hätte ich mir ja denken können, dass die Sache einen Haken hat.“ Betrübt starrte Luise ins Leere.
    „Ich weiß nicht, vielleicht täusch ich mich auch, man soll ja nicht nach dem Äußeren urteilen. Auf jeden Fall muss ich es mit ihm versuchen. Also, mach dann mal den Anbau bezugsfertig, meine Liebe.“ Hermann erhob sich mit neuer Kraft. „Ich werde dann mal wieder an die Arbeit gehen. Zum Abendessen bring ich ihn mit.“ Er nahm das Essenspaket und war damit verschwunden.
     
    Robert lehnte sich auf die Gabel und sah sich um. Die Gegend hier gefiel ihm. Felder, immer wieder unterbrochen von kleinen Wäldchen und Wiesen, und am Horizont sah man einen riesigen Wald. Das Dorf, durch das er gekommen war, lag auch relativ abgelegen. Hier würden bestimmt nicht viele Fremde vorbeikommen. Alles schön ruhig und friedlich.
    In Gedanken wollte er sich gerade auf die Schulter klopfen, weil er sein Einstellungsgespräch so gut gemeistert hatte, als ihm plötzlich etwas bewusst wurde.
    Durch seinen Verstand, der den ganzen Tag wie benebelt schien, dämmerte ihm plötzlich, was er getan hatte. Er packte den Stiel seines Arbeitsgerätes fester. Er hatte dem Mann seinen richtigen Namen gesagt. Robert schluckte. Wie konnte er nur so dämlich sein? Ausgerechnet, wo er seit Ewigkeiten unbedingt klar denken musste, konnte er keinen klaren Gedanken fassen. Es war zum Verzweifeln. Robert atmete tief durch. Er musste jetzt nachdenken, verdammt. Also gut, nur nicht durchdrehen, ermahnte er sich selbst. Vielleicht war es ja gar nicht so schlimm, dass sein richtiger Name bekannt war. Als er gestern eine gebrauchte Zeitung gefunden hatte, hatte er nichts über seine Flucht finden können. Und dass hier, hunderte Kilometer von seinem Fluchtort entfernt, etwas über ihn in der Zeitung stand, war noch unwahrscheinlicher.
    „Nun gut“, stieß er aus, fuhr sich durch seine verschwitzten Haare und ließ den Blick über die Landschaft schweifen. Der Hof lag sehr abgelegen und wurde dazu noch halb verdeckt von dem schmalen
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