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Ein Roboter namens Klunk: Roman (German Edition)

Ein Roboter namens Klunk: Roman (German Edition)

Titel: Ein Roboter namens Klunk: Roman (German Edition)
Autoren: Simon Haynes
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begann in dem Versuch, das Publikum mitzureißen, wie wild zu applaudieren.
    Knapp außerhalb des Lichtkegels zog Jerling ein letztes Mal an seiner Zigarre, ließ sie achtlos auf den frisch gefliesten Boden fallen und zermahlte den glühenden Stumpen unter seinem Absatz zu Krümeln. Dann marschierte er auf die Bühne und ergriff das Mikrofon. Er brachte die Menge durch ein Winken zum Schweigen und begann zu sprechen, doch die Lautsprecher blieben stumm. Der junge Mann nahm ihm das Mikrofon aus der Hand und fummelte hektisch daran herum. Jerling bedachte ihn mit einem finsteren Blick.
    »… verdammte Ding sofort in Ordnung, oder Sie sind Ihren Job los!«, dröhnte seine Stimme unvermittelt aus den Lautsprechern, während er das Mikrofon wieder entgegennahm. Er fing sich schnell wieder. »Ich danke Ihnen für Ihr zahlreiches Erscheinen«, wandte er sich an die Zuschauer, wobei er sich ein Lächeln abrang. Es war das übliche Publikum – junge Mütter mit Kinderwagen, alte Damen, die überdimensionierte Handtaschen umklammert hielten, und ein Häuflein arbeitsloser Jugendlicher, die nichts Besseres zu tun hatten. Spontan beschloss Jerling, gleich auf Seite sieben seiner Rede vorzuspringen. Die Leute aus der PR-Abteilung würden zwar stöhnen, aber sie konnten den Beitrag für die aktuellen Nachrichten auch mit altem Filmmaterial unterfüttern. »Und so ist es mir ein außerordentliches Vergnügen, dieses neu renovierte Stadion zu eröffnen und den Forgtown Rhinos viel Glück für die kommende Spielzeit zu wünschen!«
    Die Menge klatschte höflich Beifall, als sich Jerling zum Stadioneingang begab und das Band zerschnitt. »Hiermit erkläre ich das Stadion für eröffnet!«, verkündete er unter erneutem Applaus.
    Auf dem Rückweg zu seiner wartenden Limousine kam Jerling dicht an einer Mutter mit ihrem kleinen Sohn vorbei. Der Junge blickte sehnsüchtig zu einem Bündel bunter Luftballons empor, die an einem Geländer festgebunden waren. Aus einem spontanen Impuls heraus löste Jerling einen der Ballons aus dem Bündel. »Hier, Junge«, sagte er, »pass gut darauf auf.«
    Die Mutter strahlte ihn an. »Danke, Mr. Jerling. Ich bin mir sicher, dass er ihn für den Rest seines Lebens wie einen Schatz hüten wird.«
    Jerling vollführte eine leutselige Geste, die verriet, wie leicht ihm derart großzügige Geschenke von der Hand gingen. Tief im Inneren verspürte er das wohlige Schaudern, das jede gute Tat in ihrem Wohltäter hervorruft.
    »Aber, Mama, ich wollte doch den roten Ballon!«, quengelte der Junge.
    Walter Jerling wandte sich ab, ging weiter zu seinem Wagen, zwängte sich auf den Rücksitz und ließ sich in das weiche Polster sinken. Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss. Der Motor summte kraftvoll, als der Wagen zügig beschleunigte.
    Im Fond hockte Carina Rinoret steif auf der Kante ihres Sitzes, eine Aktentasche im Schoß. Ihre dunkelbraunen Augen musterten Jerling aufmerksam, während sie versuchte, seine Laune einzuschätzen. Sie musste nicht lange warten.
    »Schicken Sie diesen dämlichen MC in die Wüste«, knurrte er.
    »Ja, Sir.«
    »Goldanzüge und Scheinwerfer. Was zur Hölle hat er sich dabei gedacht? Ich bin ein Geschäftsmann, kein gottverdammter Popstar!« Als der Wagen auf den Highway einbog, riss Jerling die Schutzhülle von einer frischen Zigarre und rammte sie mit der Spitze in den Zigarrenanzünder. »Was ist eigentlich aus dem letzten Burschen geworden?«
    »Gefeuert«, antwortete Carina. »Sie waren der Ansicht, er wäre langweilig.«
    »Und haben Sie diese Menge gesehen?«, fuhr Jerling gereizt fort. »Armselig!« Er klemmte sich die Zigarre zwischen die Zähne und begann, gierig daran zu saugen. »Gestern habe ich Hinchfig in den Nachrichten gesehen. Bei ihm war die Menschenmenge doppelt so groß, und alle haben auch lauter gejubelt.«
    »Ich hatte Ihnen ja zu einem virtuellen Publikum geraten, aber Sie haben ausdrücklich auf einem echten bestanden.«
    »Dieser hinterlistige Bastard!« Jerling nahm die Zigarre aus dem Mund und starrte Carina an. »Hinchfig betrügt die Öffentlichkeit mit einem falschen Publikum?«
    Carina nickte. »Er leistet sich allein dafür einen brillanten Programmierer und einen Raum voller Computer. Wir sollten genauso vorgehen.«
    »Schlagen Sie sich das aus dem Kopf. Diese Programmierer sind launisch, überempfindlich und unzuverlässig.« Jerling blies eine Rauchwolke aus. »Und für zusätzliche Computer werde ich auch kein Geld rausschmeißen.«
    Carina
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