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Ein Roboter namens Klunk: Roman (German Edition)

Ein Roboter namens Klunk: Roman (German Edition)

Titel: Ein Roboter namens Klunk: Roman (German Edition)
Autoren: Simon Haynes
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streckte unauffällig eine Hand nach der Klimaanlage aus und aktivierte den Luftfilter. »Echte Menschenmengen sind auch nicht gerade billig.«
    »Sie haben diese Versager für ihre Anwesenheit bezahlt?« Jerling starrte die Frau überrascht an. »Ich dachte, das wären loyale Anhänger der Rhinos!«
    »Die Rhinos haben keine Anhänger. Weil sie nie gewinnen.«
    »Dann entlassen Sie sie und kaufen Sie ein paar gute Spieler.« Jerling runzelte die Stirn. »Ich hätte diesem Jungen den Ballon in Rechnung stellen sollen.«
    »Soll ich mich darum kümmern?«
    »Darauf pfeife ich.« Jerling fuchtelte ungeduldig mit seiner Zigarre in der Luft herum. »Sich auf Kleinigkeiten zu konzentrieren, ist ein typischer Anfängerfehler. Ich bin lange genug im Geschäft, um das zu wissen. Außerdem ist das Ding mittlerweile wahrscheinlich längst schon vom Wind fortgeweht worden.« Er warf Carina einen flüchtigen Blick zu. »Da wir gerade von Kleinigkeiten sprechen, was für ein Mist war das heute Morgen auf meinem Bildschirm?«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    »Dieses Memo wegen des zahnärztlichen Gesundheitsvorsorgeprogramms der Firma. Ich habe nichts mit einem derartigen Unfug am Hut. Setzen Sie jemand anderen darauf an.«
    »Vergünstigungen für Ihre Mitarbeiter sind ein wichtiger Aspekt Ihrer Geschäfte.«
    »Die sollten verdammt froh darüber sein, dass sie überhaupt Jobs haben.« Jerling schnaubte. »Einkaufszentren eröffnen, zahnärztliche Gesundheitsvorsorgeprogramme … Demnächst werden Sie mich noch eine Ruhestandsparty organisieren lassen.«
    »Unsinn, Mr. Jerling. Sie erfüllen eine wichtige Funktion.«
    »Kommen Sie mir nicht so herablassend.« Jerling paffte an seiner Zigarre. »Besorgen Sie mir eine interessante Aufgabe. Etwas, das meine kleinen grauen Zellen auf Trab hält.«
    »Sie wissen, was Ihr Arzt gesagt hat, Mr. Jerling. Er hat Ihnen davon abgeraten, sich direkt in die Entscheidungsprozesse einzumischen.«
    »Na gut, dann besorgen Sie mir zuerst etwas, womit ich mich intellektuell beschäftigen kann, und anschließend einen neuen Arzt.«
    Carina sah in ihrer Aktentasche nach. »Wir haben einen Posten an diversem Inventar, das reif fürs Recycling ist. Ich benötige Ihre abschließende Zustimmung, bevor ich die nächsten Schritte einleiten kann.«
    »Das war’s? Das ist das Beste, was Sie mir anbieten können? Recycling?«
    »Es ist unverzichtbar für das Gedeihen der Firma. Der ständige Austausch von Gerätschaften ist vorteilhaft für die Moral der Belegschaft und reduziert die Reparaturkosten sowie unsere Steuerabgaben.« Carina reichte ihrem Boss einen gebundenen Bericht. »Hier haben Sie die entsprechenden Informationen.«
    Jerling seufzte angesichts des Gewichts der Akte. »In den guten alten Zeiten habe ich mir die Fakten vortragen lassen und dann gleich an Ort und Stelle entschieden. Wann ist dieser ganze Formularkram dazugekommen?«
    »Standardprotokoll für Körperschaftsrecht. Alles gemäß den Vorschriften.«
    »Und eine Vorschrift für jede Kleinigkeit«, brummte Jerling. Er blätterte die Akte durch und betrachtete finster die winzige Schrift. »Worum geht es dabei überhaupt?«
    »Abschreibungstabellen. Alle beweglichen Güter der Firma, aufgelistet nach dem Datum ihrer Anschaffung und steuerlichen Absetzbarkeitsraten.«
    »Wunderbar. Würde es Ihnen etwas ausmachen, das Ganze für Laien verständlich zu formulieren?«
    »Je weiter Sie in der Akte zurückblättern, desto älter sind die dort aufgelisteten Güter. Ich empfehle, dass wir alles ab Seite 70 abstoßen.«
    »Sind Sie verrückt geworden?« Jerling starrte Carina empört an. »Ich werde mich nicht von einwandfreiem Inventar trennen.«
    »Es würden gewaltige Steuergutschriften anfallen, wenn Sie es täten.«
    Jerling betrachtete die entsprechende Seite der Akte aus schmalen Augen. »Fahrzeuge, Schiffe, Computer … eine Menge von dem Kram haben wir gerade erst angeschafft.«
    »Ich fürchte, nein. Die jüngsten Güter sind fünf Jahre alt, einige beinahe schon 30. Nehmen Sie zum Beispiel diese Roboter hier …«
    Jerling stöhnte. »Keine Roboter. Nicht vor aller Augen sichtbar.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Wissen Sie, was passiert, wenn Sie eine Gruppe von Robotern aus einer Firma abziehen?«
    Carina schüttelte den Kopf.
    »Der Rest wird melancholisch. Genau das passiert dann. Sie sagen zwar kein Wort, aber ihre Blicke folgen Ihnen überall hin. Anklagend, traurig, zornig …« Jerling schüttelte ebenfalls den Kopf.
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