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Ein Quantum Blut - Biting the Bullet

Titel: Ein Quantum Blut - Biting the Bullet
Autoren: Jennifer Rardin
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Beispiel folgen. Und trotzdem setzen sich eure Söhne betrunken hinter das Steuer und eure Töchter beten Huren an. Ihr schreit, dass der Planet stirbt. Aber ihr schluckt die Ressourcen dieser Welt, als wären sie billiger Wein. Ihr betet um Frieden, während eure Soldaten für eine Sache kämpfen und sterben, an die sie schon lange nicht mehr glauben.«
    »Ach, komm mir nicht mit diesem Mist«, sagte ich und unterbrach seine Predigt mit einem nachlässigen Wedeln der Hand. »Du hasst uns doch nur, weil du gerne Menschen hasst, und wir sind ein leichtes Ziel. Wenn es uns nicht gäbe, wärst du keinen Deut anders.«
    »Wäre ich wohl!«, beharrte er und stampfte wie ein bockiger Dreijähriger mit dem Fuß auf.
    »Wärst du nicht«, erwiderte ich kalt. »Denn wir sind nicht das Problem. Du bist es. Du diskutierst nicht. Du lässt dich auf keine Kompromisse ein. Verdammt noch mal, du würdest dich ja nicht einmal mit einer dicken Stange Dynamit an der Brust an einen Verhandlungstisch setzen. Also vergiss es.«
    Der Zauberer riss die Augen so weit auf, dass ich mich
einen Moment lang fragte, ob sie ihm wohl gleich aus dem Kopf springen würden. »Ungläubige!«, kreischte der Zauberer spuckend. »Angra Mainyu lässt mich tausend Jahre leben, damit ich jeden einzelnen Amerikaner auf der Welt töten kann!«
    »Bist du dir sicher, dass Angra Mainyu sich überhaupt noch für deine Pläne interessiert?«, fragte Vayl. »Immerhin hat er zugelassen, dass wir dich hier aufspüren.« Als der Zauberer nicht antwortete, fügte Vayl hinzu: »Ich sollte vielleicht außerdem noch anmerken, dass du zwar den Tod der Amerikaner forderst, gleichzeitig aber am meisten den deines Bruders herbeisehnst, der kein Amerikaner ist.«
    »Er könnte aber genauso gut einer sein. Verbreitet diesen ganzen Mist über Frieden und Toleranz. Ich hätte ihn umbringen sollen, als wir noch klein waren. Aber ich habe keinen Weg gefunden, bei dem ich nicht als Täter entlarvt worden wäre. Und meine selige Mutter hätte mir nie verziehen, wenn sie es gewusst hätte. ›Wäre er doch nur tot, während alle anderen glauben, er lebt‹, dachte ich immer. Also habe ich angefangen, die Nekromantie zu studieren.«
    »Aber das Dasein als Zombie war nicht das, was du dir für FarjAd letztendlich gewünscht hast«, stellte ich fest. Der Zauberer schüttelte den Kopf. »Warum nicht?«, fragte ich.
    »Es wäre zu schwierig gewesen, ihn zu kontrollieren. Aber ich war mir nicht sicher, ob ich es schaffen würde, ihn umzubringen. Also habe ich alles so arrangiert, dass ihr Amerikaner es tun würdet.« Kazimi sah mich verschlagen an. »Und das habt ihr ja auch. Und auch wenn Sie Ihr Herz daran gehängt haben, mich auf ewig unter Ihr Joch zu zwingen, fürchte ich, muss ich doch ablehnen.
« Er lenkte unsere Aufmerksamkeit auf den hinteren Teil des Raums, wo sich seine Zombies aufgestellt hatten wie ein fieses Bombenkommando.
    »Ähm, Zauberlehrling?« Ich winkte kurz, um mir seine Aufmerksamkeit zu sichern. »Bevor es hier drin zu hektisch wird, würde ich vorschlagen, dass du mal kurz bei Kanal vierzehn reinschaust.«
    Mit einem verwirrten Blick nahm er die Fernbedienung von einem kleinen Tisch und schaltete seinen Zweiundfünfzig-Zoll-Plasmafernseher ein. Auf dem Bildschirm erschien sein eigenes, vor Wut verzerrtes Gesicht, mit einer Verzögerung von fünf Sekunden, wie es gerade verkündete, er hätte seinen Bruder umbringen sollen, als sie noch Kinder waren.
    »Natürlich versteht nicht jeder im Iran Englisch, deshalb werden wir später unseren Dolmetscher mit in den Sender nehmen, um das Ganze mit einer Übersetzung zu versehen. Ich denke, wir werden auch einen kleinen News-Ticker unter das Video legen. Irgendetwas in der Art von Immobilienmogul Delir Kazimi entpuppt sich als Staatsfeind Nummer eins, der Zauberer. Immobilienpreise fallen entsprechend. Was meinst du?«
    Vayl deutete zum Ende des Ganges, wo man gerade noch eine Linse und eine zitternde, blasse Hand erkennen konnte. »Wink in die Kamera, Delir.« Bergman spähte um die Ecke, schenkte mir ein freches Grinsen und ging dann wieder in Deckung. Seine Bodyguards hingegen nicht. Cole, Cam und Natchez traten aus ihren Verstecken und richteten ihre Waffen auf den Zauberer, als wollten sie ihn warnen, bloß ihren kleinen Kumpel in Frieden zu lassen.
    »Hast du schon mal was von Rufmord gehört?«, fragte ich. »Das kann schlimmer sein als der Tod, Kazimi. Denn
davon erholt man sich nie. Aber man lebt weiter.
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