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Ein Profi. Stories vom verschütteten Leben

Ein Profi. Stories vom verschütteten Leben

Titel: Ein Profi. Stories vom verschütteten Leben
Autoren: Charles Bukowski
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Mädchen.
     
    Randalls neue Adresse in West L. A. wurde mir nicht mitgeteilt, und ich gab mir auch keine Mühe, sie herauszufinden. Etwas mehr als ein Jahr danach las ich dann die Besprechung des Films ›Eine Blume im Arsch der Hölle‹. Der Film basierte auf seinem Roman. Es war eine sehr gute Kritik, und Harris hatte im Film sogar eine kleine Rolle.
    Ich sah mir den Film an. Er wurde dem Buch gerecht, sie hatten gute Arbeit geleistet. Harris schien seit unserer letzten Begegnung ein bißchen ernster geworden zu sein. Ich beschloß, ihn ausfindig zu machen. Es erforderte einige Detektivarbeit; dann, eines Abends gegen 9 Uhr, klopfte ich an die Tür seines Strandhauses in Malibu. Randall machte mir auf. »Chinaski, du alter Hund«, sagte er. »Komm rein.« Ein wunderschönes Girl saß auf der Couch. Sie schien ungefähr 19 zu sein, eine Naturschönheit, die buchstäblich eine Aura verströmte. »Das ist Karilla«, sagte er. Sie tranken eine Flasche teuren französischen Wein. Ich setzte mich und trank ein Glas mit ihnen. Ich trank mehrere Gläser. Dann wurde eine neue Flasche aufgefahren. Wir unterhielten uns ganz ruhig. Harris trank sich keinen an, wurde nicht ausfallend und schien auch nicht mehr so viel zu rauchen.
    »Ich arbeite an einem Stück für den Broadway«, erzählte er mir. »Alle sagen, das Theater liegt im Sterben, aber ich hab was für sie. Einer der führenden Producer interessiert sich dafür. Ich sitze gerade am letzten Akt. Es ist ein gutes Medium. In Dialogen war ich schon immer hervorragend, das weißt du ja.«
    »Ja«, sagte ich.
    Ich ging so gegen halb zwölf. Es war eine angenehme Unterhaltung gewesen. Harris zeigte die ersten Ansätze zu einem distinguierten Grau an den Schläfen, und »Shit« sagte er jetzt höchstens noch vier- oder fünfmal.
    Das Stück wurde ein Erfolg. Es nannte sich ›Erschieß deinen Vater, erschieß deinen Gott, schieß die letzten Fesseln entzwei‹. Es erlebte eine der längsten Spielzeiten in der Geschichte des Broadway. Es hatte alles: etwas für die Revolutionäre, etwas für die Reaktionäre, etwas für Liebhaber der Komödie, etwas für Liebhaber der Tragödie, sogar etwas für die Intellektuellen, und es ergab trotzdem noch einen Sinn. Randall Harris gab sein Strandhaus in Malibu auf und bezog ein weitläufiges Anwesen hoch oben in den Hollywood Hills. Jetzt hielten einen die Klatschspalten der großen Zeitungen über ihn auf dem laufenden.
    Ich machte mich an die Arbeit und eruierte seinen neuen Standort in den Hollywood Hills. Es war eine dreistöckige Villa, hoch über den Lichtern von Los Angeles und Hollywood.
    Ich parkte, stieg aus dem Wagen und ging den Weg zum Haupteingang hinauf. Es war gegen halb neun Uhr abends, kühl, fast schon kalt; ein Vollmond stand am Himmel, die Luft war frisch, die Sicht klar.
    Ich läutete. Es schien sehr lange zu dauern, bis die Tür schließlich aufging. Es war der Butler. »Ja, Sir?« sagte er.
    »Henry Chinaski. Ich möchte gern zu Randall Harris.«
    »Einen Augenblick, Sir.« Er machte die Tür leise wieder zu, und ich wartete. Wieder verging eine lange Zeit. Dann war der Butler zurück. »Ich bedaure, Sir, aber Mr. Harris kann um diese Zeit nicht mehr gestört werden.«
    »Oh, schon gut.«
    »Möchten Sie eine Nachricht hinterlassen, Sir?«
    »Eine Nachricht?«
    »Ja, eine Nachricht.«
    »Ja, sagen Sie ihm, ich gratuliere.«
    »Sie gratulieren. Ist das alles?«
    »Ja, das ist alles.«
    »Gute Nacht, Sir.«
    »Gute Nacht.«
    Ich ging zurück zu meinem Wagen und stieg ein. Er sprang an, und ich begann mit der langen kurvenreichen Abfahrt. Ich hatte ein Exemplar dieser frühen Nummer von ›Mad Fly‹ bei mir. Das hatte ich mir von ihm signieren lassen wollen. Es war die Nummer mit den zehn Gedichten von Randall Harris drin. Vermutlich war er zu beschäftigt. Na ja, dachte ich, vielleicht signiert er’s mir, wenn ich es ihm mit der Post schicke und einen freigemachten Umschlag beilege.
    Es war erst neun Uhr. Ich hatte noch Zeit, um woanders hinzugehen.

Ein teuflischer Weiberheld
    Na ja, es hatte mal wieder Streit gegeben mit Flo, und mir war weder nach einem Besäufnis noch nach einem Besuch im Massagesalon zumute, deshalb stieg ich in meinen Wagen und fuhr nach Westen, in Richtung Strand. Es ging auf den Abend zu. Ich ließ mir Zeit und fuhr langsam. An der alten Mole stellte ich den Wagen ab und ging rauf. Ich schaute in die Flipperdiele rein, machte ein paar Spiele, aber in der Bude stank es nach Pisse, also
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