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Ein Pony für Marie

Titel: Ein Pony für Marie
Autoren: Christiane Gohl
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Barbie fand das gar nicht lustig, der Mann ging entschieden zu hart mit ihr um. Sie quietschte ein bisschen, als er ihr Hinterteil berührte.
    Papa nickte. Er wusste nicht recht, was er sagen sollte. Blitzschnell lief Marie an die Tür und umarmte Barbie.
    »Hat sie was angestellt?«, fragte sie ängstlich. »Sie können sie nicht einsperren, sie ist fast noch ein Baby!«
    Der Polizist lachte. »Aus unseren Gefängnissen käme sie aber nicht so leicht heraus wie aus Ihrem Stall!«, gab er dann zu bedenken und sah Papa strafend an. »Sie ist ganz allein auf der Schnellstraße herumgelaufen. Da hätte leicht ein Unfall passieren können.«
    Papa war ganz blass geworden. »Das ist... Es tut mir schrecklich Leid. Aber wir versuchen schon seit Tagen, sie loszuwerden...«
    »Das Pony scheint auch nicht gerade an Ihnen zu hängen«, meinte der andere Polizist grinsend. »Es sucht offensichtlich ein neues Zuhause. Aber trotzdem: Solange Sie es haben, müssen Sie es sicher unterbringen. Passen Sie auf, dass so was nicht noch mal vorkommt!«
    Papa bedankte sich mindestens zehnmal und ent-schuldigte sich zwanzigmal. Dann fuhren die Polizisten weg. Papa und Ben vertäuten Barbie in ihrem Stall.
    »Nun reicht es mir endgültig!« schimpfte Papa. »Morgen verschwindet das Pony. Aus, basta!«
    Marie weinte sich in den Schlaf. Diesmal konnte nicht mal Mama sie trösten. Mama tat Barbie zwar Leid, aber auch sie war nun bereit, sie schnellstmöglich wegzugeben.
    Das Frühstück verlief schweigend. Papa schaute gar nicht von der Zeitung auf und Mama sah traurig aus.
    Marie traute sich nicht zu sagen, dass Barbies Heu schon wieder alle war. Mama und Papa würden ihr bestimmt kein neues kaufen. Marie beschloss, erst mal welches in der Tierhandlung zu kaufen. Ein bisschen war schließlich noch übrig von ihrem Taschengeld...
    Als Marie und Ben sich gerade auf den Weg zur Bushaltestelle machen wollten, klingelte das Telefon. Mama hob ab und winkte den Kindern dabei zum Abschied zu. Doch nachdem sie die ersten Worte mit dem Anrufer gewechselt hatte, fuchtelte sie wild mit dem freien Arm, um die zwei zurückzuhalten. Als Marie und Ben neugierig näher ka-men, drückte sie die Lautsprechertaste des Telefons.
    »Es ist jemand vom Gestüt!«, wisperte sie den Kindern zu. »Vom Gestüt Erlenbach, und er ruft wegen Barbie an!«
    »Tut mir Leid, Sie so früh zu stören«, sagte der Anrufer gerade. Es war eine Männerstimme. »Aber ich habe Ihren Zettel eben beim Bäcker entdeckt und wollte keine Zeit verlieren. Sagen Sie, haben Sie nicht neulich mit meiner Tochter gesprochen?«
    »Wir haben das Gestüt besucht und mit einem Mädchen geredet«, sagte Mama. »Aber...«
    »Das war Lena, meine Tochter. Mein Name ist Herzel. Mir gehört das Gestüt. Seit dem Gespräch ist Lena ganz traurig, weil sie so unfreundlich zu Ihnen war und nicht mal Ihre Telefonnummer notiert hat. Am folgenden Tag haben wir nämlich einer Frau ein großes Pony verkauft, die ganz in Ihrer Nähe wohnt. Sie hat einen Stall in ihrem Garten und da steht jetzt auch das Pferd. Bislang allein. Frau Walter hätte zwar am liebsten auch noch ein kleines Pony mitgenommen, aber die waren ihr zu teuer. Lena fiel dann natürlich gleich Ihr Pferdchen ein, aber wir wussten nicht, wie wir Sie erreichen sollten. Haben Sie das Pony noch?«

    Mama nickte eifrig und dachte gar nicht daran, dass Herr Herzei sie ja gar nicht sehen konnte. »Natürlich haben wir es noch!«, rief sie schließlich. »Aber es muss nun wirklich weg!« Aufgeregt erzählte sie Herrn Herzei von dem Besuch der Polizisten.
    Der lachte. »Na, da seien Sie mal froh, dass nichts passiert ist. Aber es ist wirklich nicht einfach, einen Stall zu bauen, aus dem Ponys nicht herauskommen. Die sind ganz schön einfallsreich! Bei Frau Walter brauchen Sie da aber keine Angst zu haben. Ich habe unser Pferd selbst dorthin gebracht und die Anlage ist wirklich schön. Da wird es Ihrem Pony gut gehen. Warten Sie, ich gebe Ihnen gleich die Nummer!«
    Zum zweiten Mal an diesem Tag bedankte sich ein Familienmitglied mindestens zehnmal, aber Mama klang deutlich glücklicher als Papa in der Nacht.
    »Rufst du gleich an?«, fragte Marie eifrig.
    »Aber sicher!«, meinte Mama vergnügt. »Ich rufe Frau Walter an und ihr geht zur Schule. Aber dalli, sonst ist der Bus weg!«
    Marie konnte sich heute nicht auf die Schulstunden konzentrieren. Frau Walter wohnte in der Nähe, hatte Herr Herzei gesagt. Ob das bedeutete, dass sie Barbie besuchen konnte?
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