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Ein Pony für Marie

Titel: Ein Pony für Marie
Autoren: Christiane Gohl
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im Kreis laufen müssten?«, fragte er Mama. »Immer das Gleiche, Stunde um Stunde. Anhalten, Reiterwechsel, weiterlaufen. Endlos. Und abends in den dunklen Stallwagen.« Der Junge hatte die Kasse inzwischen an einen anderen übergeben und ging mit Maries Familie zu den Ponys. Fast mitleidig streichelte er über den Hals eines kleinen Braunen. Marie kraulte einen Rappen und stellte verwundert fest, dass auch Mama ein Pferd knuddelte. Sie strich sanft über die Mähne von Barbies Mutti!
    »Es ist nicht so, als wären wir schlecht zu den Ponys!«, versicherte der Junge. »Das bestimmt nicht! Wir füttern sie gut und schlagen sie nie, und wenn eins krank ist, kommt der Tierarzt. Aber so ein richtiges Pferdeleben sieht anders aus. Wollen Sie den Stallwagen sehen?«
    Der Junge führte Marie und die anderen um das Karussell herum zu dem großen Laster, in dem die Ponys von Kirmes zu Kirmes reisten. Die Menschen erreichten den Innenbereich über ein Treppchen, für die Ponys gab es Rampen. Drinnen herrschte ein schummeriges Halbdunkel und ziemlich warm war es auch. Erst auf den zweiten Blick konnte Marie die kleinen Abteile erkennen, in denen die Ponys angebunden wurden. Jetzt waren nur zwei davon besetzt, aber am Abend wäre der Wagen bestimmt rappelvoll. Die zwei Ponys wieherten.
    »Hier, hier ist das Fohlen zur Welt gekommen«,

    erklärte der Junge und wies auf einen Verschlag hinten links. »Wir waren ganz überrascht, wir dachten, die Polly wäre nur fett.«
    »Und dann haben Sie es hier drin gehabt?«, fragte Papa. »Fünf Monate lang?«
    Der Junge nickte. »Was hätten wir denn machen sollen ? Wir konnten es kaum hinter dem Lastwagen herlaufen lassen. Abends nach der Arbeit habe ich die Stute aber immer rausgeholt und ein bisschen rumgeführt. Dann ist das Fohlen nebenher gelaufen. Trotzdem bin ich froh, dass es jetzt bei Ihnen ist! Da geht es ihm bestimmt besser. Nicht wahr, du versorgst es gut?« Der Junge wandte sich an Marie, die schon eifrig nicken wollte. Aber dann fiel ihr wieder ein, weshalb sie hier waren. Sie warf einen verstohlenen Blick auf Mama und Papa. Die sagten aber gar nichts. Stattdessen schob Mama ihre Hand heimlich in die Hand von Papa. Das machte sie immer, wenn sie traurig war oder sich unsicher fühlte.
    »Ich muss jetzt wieder arbeiten«, meinte der Junge und tippte sich an die Mütze. »Hat mich gefreut, mit Ihnen zu reden. Und grüßen Sie das Pony! Hannes muss gleich da sein.«
    Als der Junge weg war, atmete Mama tief durch und sah Papa unglücklich an.
    »Hier können wir das Tier nicht lassen!«, sagte sie dann bestimmt. »Stell dir nur vor, den ganzen Tag der Lärm und die langweilige Arbeit. Es ist doch noch so klein! Und dieser dunkle Stall. Nein, lass uns gehen. Wir finden etwas anderes.«
    Marie atmete auf, während Papa Mama einen Blick zuwarf, als wäre sie nicht recht bei Trost. Papa hätte es nichts ausgemacht, Hannes das Pony zurückzugeben. »Wohin soll es denn sonst? Du willst es doch nicht behalten?«
    »Natürlich nicht!«, rief Mama. »Aber das hier ist auch keine Lösung. So langsam verstehe ich Opa. Dies ist kein Platz für ein Pferdekind. Nein, lass uns überlegen, was sonst infrage kommt.«
    Während sie entschlossen abdrehte, hatte Papa eine Idee. Gefolgt von Marie und Ben, ging er noch einmal zurück zur Kasse.
    »Sagen Sie, wenn der Hannes Pferde braucht, wo kauft er die?«, erkundigte er sich.
    »Wollen Sie noch ein zweites Pferd kaufen?«, fragte der Junge strahlend. »Das ist eine gute Idee, zu zweit sind sie glücklicher! Aber der Pferdehändler... warten Sie mal, der sitzt in Wilstedt. Hier muss doch irgendwo seine Karte sein... Ja, da ist sie. Ich bin sicher, Sie dürfen sie mitnehmen. Ich schreib nur schnell die Telefonnummer ab, falls Hannes die nicht auswendig weiß.«
    Der Junge notierte und Papa warf Mama einen triumphierenden Blick zu. Auf der Karte stand »Tiele-mann - Pferde-An- und Verkauf«, dazu eine Telefonnummer und eine Adresse.
    »Da siehst du's! Bei dem werden wir sie los. Der kauft sie uns ab und findet dann einen neuen Besitzer! «, raunte Papa Mama zu.
    »Ich weiß allerdings nicht, ob ich gerade dahin gehen würde«, fügte der Junge nach kurzem Zögern hinzu. »Der Stall von dem Tielemann..., also, schön ist der nicht. Und wenn Sie nichts von Pferden verstehen, verkauft der Ihnen auch schnell eine Gurke. Warum suchen Sie nicht lieber einen richtigen Ponyzüchter? Es gibt einen in Bramberg.«
    Papa nickte flüchtig.
    »Wir gucken uns mal
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