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Ein Pirat zum Verlieben

Ein Pirat zum Verlieben

Titel: Ein Pirat zum Verlieben
Autoren: Amy J. Fetzer
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verbracht und erst jetzt begonnen, Pennys großzügiges Angebot zu genießen. Die Nassau Queen befand sich auf dem Rückweg nach Florida. Tess wusste immer noch nicht, was sie mit ihrer kleinen Errungenschaft machen sollte, hatte das Päckchen aber ständig bei sich gehabt. Sie konnte weder zum Kapitän noch zur Polizei gehen; dann würde sie notgedrungen erklären müssen, wie sie in den Besitz des Päckchens gelangt war und warum. Noch dazu bestand die Möglichkeit, dass ihre Jugendakte zum Vorschein kam. Sie konnte den Gedanken nicht ertragen, mit ihrer Vergangenheit konfrontiert zu werden. Nicht jetzt.
    Sie schrak zusammen, als sich ein Steward zu ihr beugte, um sie vor der Sonne zu warnen und sie zu fragen, ob sie gern einen kühlen Drink hätte. Eistee, entschied sie, setzte sich dann auf und öffnete ihre Tasche, um brav etwas Sonnenschutz aufzutragen. Sie schmierte gerade ihr Bein ein, als sie die Männer sah. Die Flasche fiel zu Boden. Sie hob sie nicht auf. Panisch stand sie auf, zog automatisch den Reißverschluss der Tasche zu und schlang den Riemen über ihren Kopf und unter einen Arm. Wie konnte ich sie nur übersehen? Dann dämmerte ihr, dass sie auf die Bahamas geflogen sein und dort ein Boot zu einer der äußeren Inseln gechartert haben mussten, um sie einzuholen. O Gott! Als ob es darauf jetzt ankam!
    Sie hatten sie gefunden.
    Die beiden Männer waren gekleidet wie Stewards – blau geblümte Hemden und weiße Hosen; einer von ihnen balancierte ein Tablett mit einem Glas und einer zusammengelegten Leinenserviette in der Mitte. Es war der Steward, der ihre Bestellung aufgenommen hatte. Tess sah sich nervös um. Calypso-Musik plärrte aus den Lautsprechern, Urlauber tanzten zu den heißen Rhythmen, spielten Shuffleboard und Wasserpolo, flirteten und aalten sich in der Sonne, fröhlich und entspannt. Selbstvergessen. Niemand nahm Notiz von den beiden. Wenn ich um Hilfe rufe, tun sie mir vielleicht nichts, dachte sie verzweifelt. Sie wollte nicht, dass ihretwegen zufällig ein Unschuldiger verletzt wurde. Der Mann mit dem Tablett schob seine Hand in die Serviette. Ihr Blick fiel auf den Lauf eines Schalldämpfers, zwei Sekunden, bevor er das Leinen hob – und die Waffe.
    Ich bin so gut wie tot.
    Mit einem geschmeidigen Satz machte Tess einen Überschlag rückwärts über die Reling und landete mit den Füßen voran in den Wassern der Karibik. Der Schwung der Bewegung ließ die Sonnenbrille über ihr Gesicht rutschen und riss ihr die Sandalen von den Füßen. Ihre Tasche schlug ihr auf den Kopf. Sie schwamm an die Oberfläche, sowie sie ihre Arme nach unten bringen konnte. Muskulöse Beine durchschnitten wie Scheren das Wasser, Arme pflügten sich durch das nasse Element, während die schäumenden Luftperlen der Schiffsschraube auf ihren Lippen brannten. Sie war tiefer untergegangen, als sie erwartet hatte, und schnappte nach Luft, als ihr Kopf aus dem kühlen Wasser auftauchte. Es gelang ihr, ein paar Züge Luft einzuatmen, ehe sie vom Kielwasser erfasst wurde. Verzweifelt kämpfte sie gegen den Sog an, aber die Strömung zog sie immer schneller zur Schiffsschraube. Allmählich ließen ihre Kräfte nach. Um Gottes willen, flehte sie inständig, stoppt die Maschinen! Dann nahm sie im diffusen Licht der tropischen Gewässer die unverkennbare Form einer grauen Rückenflosse wahr.

3
    Propeller stampften und kreisten wie die Klingen einer gewaltigen Küchenmaschine und zogen ihr zartes Fleisch näher. Der Motor brummte und das Geräusch ließ das Wasser, das sich um ihren hilflosen Körper schloss, vibrieren. Luftblasen, ihre eigenen und die des Schiffs, schäumten, streiften ihre Haut wie feine Finger, verhöhnten sie mit ihrem kostbaren Inhalt. Tess unterdrückte krampfhaft den Schrei, der sich in ihrer zusammengeschnürten Kehle formte, als die messerähnliche Rückenflosse wieder vorbeizog. Ihre Lungen flehten um Gnade, als sie verzweifelt gegen den Sog ankämpfte. Der Hai stupste sie an. Und jetzt brach der Schrei aus ihr heraus, um sofort von einem Schwall Wasser erstickt zu werden. Als Tess weiter in die Tiefe sackte, schlug sie wild mit den Armen um sich.
    Wieder stieß der Hai sie an, ihren Rücken, dann ihre Armbeuge, und gerade als schwarze Flecken vor ihren Augen tanzten, wurde sie an die Oberfläche geschleudert. Sie würgte und spuckte und trat mühsam Wasser, während sie ihr Essen und den halben Atlantik von sich gab. Erschöpft und mit tränenden Augen machte Tess einen wasserlosen
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