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Ein neues Leben auf dem Jakobsweg

Ein neues Leben auf dem Jakobsweg

Titel: Ein neues Leben auf dem Jakobsweg
Autoren: Manolo Link
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kamen Zweifel wegen des Festes. Vielleicht waren alle Betten in Pamplona belegt. Zehn Minuten später standen wir vor dem empfohlenen Hostal. Zu unserer Erleichterung waren noch Zimmer frei. Bernd und Yajaira bezogen ein Doppelzimmer, Paula und ich Einzelzimmer zu einem annehmbaren Preis. Meine Klamotten waren nass vom Schweiß. Ich entschloss mich, meinen Rucksack um eine Unterhose und ein Unterhemd zu erleichtern. Das war zwar nicht viel an Gewicht, doch schließlich benötigte ich nur zwei von jedem. Während des Duschens rutschte ich in der kleinen Badewanne aus und fiel hin. Glücklicherweise verlief der Sturz glimpflich. Trotzdem war ich stinksauer, trocknete mich ab, ging auf mein Zimmer und legte mich ins Bett. Wieso gehe ich überhaupt diesen Weg? Ich könnte jetzt zu Hause gemütlich auf der Couch liegen und mich entspannen. Stattdessen renne ich hier wegen eines blöden Bettes, das ich letztendlich doch nicht bekomme. Vielleicht wäre es besser, morgen nach Hause zu fahren.
    Ein Klopfen an der Zimmertür beendete das grausame Spiel meiner frustrierenden Gedanken. Ich öffnete, Paula stand vor mir, lächelnd, gestylt und geschminkt. Erstaunt schaute ich sie an. Ihr Anblick baute mich wieder auf. Keine Zeit Frust zu schieben, dachte ich, zog ein frisches Hemd an und schloss die Tür hinter mir ab. Im gleichen Moment erschienen Yajaira und Bernd. Yajaira sah bezaubernd aus. Die Aussicht aufs Abendessen löste auch noch den Rest meiner Enttäuschung auf. In einem klassischen Restaurant, das einer anderen Zeit anzugehören schien, fanden wir einen freien Tisch.
    Bernd setzte sich neben mich. Mir gegenüber saß Paula, daneben Yajaira. Bernd schaute mir in die Augen und begann ein Gespräch: »Wir haben zwei wundervolle Kinder, die wir sehr lieben. Und wir sind glücklich, solche liebenswürdigen Kinder zu haben. Der Hauptgrund unserer Pilgerschaft ist Dankbarkeit für alles Gute, was wir in unserem Leben erfahren durften.« Ich sah in ein bewegtes Gesicht.
    »Ich kann gut nachvollziehen, wie schön das ist. Auch ich darf mich an meiner Tochter Ramona und meinem Sohn Markus, die ich sehr liebe, erfreuen. Es ist ein großes Geschenk für Kinder, in einer harmonischen Familie aufwachsen zu können. Die Eltern sind schließlich ihre ersten Lehrer und Kinder übernehmen vieles von ihnen. Natürlich können die Eltern den Kindern nur das vermitteln, was sie selbst in sich tragen. Väter und Mütter, die während ihrer Kindheit Hass, Aggression und Angst von ihren Eltern erfahren haben, geben dies später oft an ihre eigenen Kinder weiter.«
    »Ja, das ist leider so«, meinte Bernd. »Doch glücklicherweise gibt es immer wieder welche, die aus diesem Kreise austreten und einen anderen Lebensweg einschlagen. Ich finde es schön, dass Menschen, die bereit sind, etwas an sich und ihrem Leben zu ändern, immer auf Hilfe stoßen.«
    »Die Erfahrung habe ich auch gemacht. In schwierigen Lebenssituationen sind mir Menschen begegnet, die mir auf beeindruckende Weise geholfen haben. Deshalb kann ich gut nachvollziehen, wie wertvoll es ist, zu wissen, dass es Menschen gibt, die bereit sind, zu helfen, und dass wir nicht alleine und verloren in dieser Welt stehen.«
    Yajaira, die sich angeregt mit Paula unterhielt, schaute hin und wieder zu uns herüber. Nachdem die Kellnerin die Getränke auf den Tisch gestellt hatte, stießen wir auf unser und aller Peregrinos Wohl an.
    »Ich kann dir noch nicht einmal den Grund nennen, weshalb ich mich auf Pilgerschaft begeben habe«, wandte ich mich erneut an Bernd.
    »Ich bin jedoch der festen Überzeugung, auf den Weg geführt worden zu sein. Durch einen Artikel in der Rhein-Zeitung bin ich zum ersten Mal auf den Jakobsweg gestoßen. Daraufhin habe ich eine Ausstellung besucht und einem Diavortrag beigewohnt, die starke Gefühle und eine tiefe Sehnsucht in mir ausgelöst haben. Seit jenem Tage bin ich immer wieder durch Bücher, Kalender, Menschen und Zeitungsartikel auf den Jakobsweg aufmerksam gemacht worden.«
    Irgendwie bekam ich den Eindruck, dass die Begegnung mit Bernd, Yajaira und Paula kein Zufall war. Sie, sowie die Situation, in der wir uns befanden, waren mir vertraut. So, als wenn sie schon einmal stattgefunden hätte. Zudem empfand ich zu Yajaira und Bernd eine besondere Verbindung. Warum und weshalb, wusste ich nicht. Bernd wechselte das Thema.
    »Ich habe dir doch von unserem Freund Hansi erzählt. Wir haben uns über gemeinsame Freunde, erst wenige Wochen vor der
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