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Ein Mund voll Glück

Ein Mund voll Glück

Titel: Ein Mund voll Glück
Autoren: Horst Biernath
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sagte sie mit einem kleinen, schuldbewußten Kichern, »wenn die Kinder das alles einmal erben, dann haben sie es meinem Schorsch zu verdanken. Denn ich dumme Gans war vor ein paar Jahren drauf und dran, das ganze alte Gelump — wofür ich es hielt — einem Händler zu verkaufen.«
    Sie bat die Herren, Platz zu nehmen. Der Tisch war für fünf Personen gedeckt. Werner Golling hatte nicht den Eindruck, als ob das in der kurzen Zeitspanne geschehen sein könne, seit Frau Danner der Besuch der Herren in der Küche gemeldet worden war...
    »Sie müssen schon entschuldigen, wenn ich so bleibe, wie ich bin«, sagte Frau Danner und strich über ihre weiße Wickelschürze, »aber ich kann jeden Augenblick in der Küche verlangt werden. Aufs Personal kann man sich ja nicht verlassen. Für eine Tasse Kaffee will ich Ihnen aber gern Gesellschaft leisten. Wo nur Hannelore bleibt? Sieh doch mal nach, Schorsch, wo sie steckt!«
    »Ich bin ja schon da, Mama...«

3

    Nein, Paul Berwanger hatte nicht zuviel versprochen! Sie war wirklich ein bildsauberes Geschöpf, dieses Fräulein Danner. Das Sommerdirndl stand ihr reizend zu Gesicht und Figur, einer Figur übrigens, an der — um die Worte von Onkel Paul zu gebrauchen — »alles dran war«. Werner Golling atmete tief durch. Plötzlich erschien ihm diese Landpartie gar nicht mehr so obskur und peinlich, und wenn der Zweck des Sonntagsausfluges auch in weiter Ferne liegen oder überhaupt nicht erreichbar sein mochte, so war allein die Bekanntschaft mit solch einem hübschen Mädchen die Reise nach Harpfing auf jeden Fall wert.
    Während Frau Danner ihrer Tochter die Kaffeekanne abnahm, trat Onkel Paul auf Hannelore Danner zu und zog sie väterlich an die Brust. »Schau an, Hannelore, du hast dich ja in Garmisch zu einer richtigen jungen Dame gemausert! Wie lange habe ich dich nicht gesehen? Zwei Jahre? Kaum zu glauben, wie du dich in der kurzen Zeit verändert hast!« Er hielt ihre Hand fest, als er sich zu Werner Golling umdrehte. »Das ist mein Neffe Werner Golling, Zahnarzt in München. Ich habe ihn mitgenommen, weil er gerade nichts Besseres vorhatte, und wenn du nichts Besseres zu tun hast, dann kannst du ihm für zwei oder drei Stunden die Gegend zeigen, derweil ich mit deinem Vater über Geschäfte rede. Ist es dir recht?«
    Fräulein Danner trat auf Werner Golling zu und reichte ihm die Hand: »Grüß Gott, Herr Golling, wenn Sie Zeit und Lust haben, dann will ich Ihnen unser Harpfing gern zeigen. Viel gibt es da allerdings nicht für Sie zu sehen...«
    »Macht doch einen kleinen Ausflug, Kinder«, sagte Onkel Paul und tätschelte Hannelores Hand, »ich habe da eine kleine Wirtschaft bei Anzing hoch über der Salzach in Erinnerung, die meiner Frau immer so gut gefallen hat, daß ich dort jedesmal halten mußte, sooft wir vorbeikamen...«
    »Ach, du lieber Gott, die >Blaue Grotte    »Was, was?« fragte Onkel Paul.
    »Vor drei oder vier Jahren hat ein Italiener die Wirtschaft übernommen«, erklärte Fräulein Danner, »und hat daraus einen richtigen Beat-Schuppen gemacht.«
    »Hm«, machte Onkel Paul, »na, ich überlasse es euch jungen Leuten, ins Blaue zu fahren, meinethalben auch in die Blaue Grotte.«
    »Und ich überlasse es Ihnen, Fräulein Danner, was Sie mir von
    Harpfing oder von Harpfings Umgebung zeigen wollen«, sagte Werner Golling, nachdem er eine Tasse Kaffee getrunken und ein Stück von dem Streuselkuchen gekostet hatte, von dem Frau Danner behauptete, daß Hannelore ihn am Vormittag gebacken habe. Er sah mit Vergnügen, daß Fräulein Danner trocken schluckte, aber er hütete sich, sich anmerken zu lassen, daß er ihre Verlegenheit bemerkte.
    »Wir haben sogar ein Heimatmuseum«, sagte sie, als sie das Haus verließen, »aber es ist nur am ersten Sonntag im Monat geöffnet, und außerdem wäre ich ein schlechter Führer, denn ich war noch nie drin.«
    »Warum sollen wir nicht zur Blauen Grotte fahren, wenn die Aussicht hübsch ist? Am frühen Nachmittag wird es dort wohl noch nicht allzu heiß hergehen...«
    »Da mögen Sie recht haben«, meinte sie.
    Der Marktplatz war um diese Stunde fast menschenleer. Auch die Parkplätze waren kaum besetzt. Aber es herrschte ein lebhafter Durchgangsverkehr in beiden Richtungen. Vor den Toren stauten sich die Wagen in langen Reihen, und Werner Golling mußte lange warten, ehe er den Wagen zurückstoßen und sich in den Verkehr einfädeln konnte. Als er sich dem Salzburger Tor näherte, schaltete die Ampel auf
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