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Ein Mörder kehrt heim

Ein Mörder kehrt heim

Titel: Ein Mörder kehrt heim
Autoren: Christian Ditfurth
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getan. Dornröschen und Twiggy mit Sicherheit auch.
    Â»Ihr habt Georg zum ersten Mal in Heidelberg getroffen.«
    Matti nickte.
    Â»Ihr wart nur in dem Haus.«
    Â»Und in den Autos.«
    Â»Nützt nichts. Das eine ist ausgebrannt, in dem anderen gurkt er durch die Gegend.«
    Â»Wir haben Georg vorher getroffen«, fiel Matti ein. »In so ’nem Café in der Fußgängerzone.«
    Â»Was hat er da gemacht?«
    Â»Gesessen und geredet.«
    Â»Würde ihn jemand wiedererkennen?«
    Matti schüttelte den Kopf.
    Â»Das Haus hat er nicht verlassen …«
    Â»Bis er mit uns und Spranger weggefahren ist.«
    Â»Habt ihr unterwegs gehalten?«
    Â»Wir sind nicht ausgestiegen. Unterwegs hat ihn auch keiner gesehen. Er hat das geschickt gemacht. Überhaupt, wenn man bedenkt, dass er eine Leiche ist.«
    Gerd kratzte sich an der Schläfe. Er sah ungesund aus, blass. Kleine rote Pickelchen auf der Stirn. »Und dann seid ihr über die Grenze.«
    Â»Wir sind nach Venlo rein. Georg kannte sich gut aus. Er wusste genau, wo er hinfahren wollte.«
    Â»Er ist zum Polizeirevier.«
    Â»Ja, dort hat er geparkt.«
    Â»Und dann?«
    Â»Dann sind Dornröschen, Twiggy und ich raus. Mit Spranger. Und rein in den Bullenstall. Und als wir wieder rauskamen …«
    Â»Ihr habt Spranger rausgezogen?«
    Â»Nein, der stieg freiwillig aus. Na ja … freiwillig. Er hatte keine Wahl und hatte ganz unheroisch aufgegeben wie Paulus in Stalingrad.«
    Â»Nicht jeder Nazi folgt dem Führer gern in den Tod«, sagte Gerd trocken. Er blickte Matti an. »Herrje, wo könnte Georg einen Fingerabdruck hinterlassen haben? Einen einzigen!«
    Twiggy zündete den Joint an. Sie hatten Dosenravioli mit Tiefkühlkräutern gegessen und schon einiges getrunken. Robbi lag faul auf Twiggys Schoß und verdaute ein paar Dutzend Thunfische. Er hatte deren Bestände jetzt endlich ausgerottet. Jedenfalls hatte er so gefressen, als wäre dies sein Plan gewesen. Dornröschen nippte an ihrem Tee. Dann übernahm sie die Riesenzigarette und zog kräftig. Matti trank das vierte Glas Aldi-Rotwein. Das erste hatte er auf seine Freilassung getrunken. Das zweite auf seine Rückkehr in die WG . Das dritte auf Twiggy, der den Bulli aus Heidelberg geholt hatte. Und das vierte, weil die ersten drei geschmeckt hatten.
    Die Karten lagen vor Twiggy. Dornröschen hatte diesen Blick in den Augen. Sie würde die beiden in Grund und Boden spielen. Sie würde mit Siebenern und Achtern und Assen nur so um sich werfen. Doch Matti war es diesmal egal, obwohl er sonst fuchsteufelswild werden konnte, wenn er beim Mau-Mau verlor. Soll sie doch gewinnen. Haushoch. Scheißegal. Sie hatte es verdient.
    Als er alle Hoffnung aufgegeben hatte, als die Verurteilung so sicher schien wie Hauptkommissar Schmelzers Blödheit, da öffneten sich die Türen und Tore. Und er war frei.
    Das kam so: Gerd zog verzweifelt ab aus dem Knast. Das Gespräch mit Matti hatte nichts ergeben. Er fuhr zur Okerstraßen- WG . Mehr, um Trost zu finden. Er setzte sich mit an den Küchentisch. Robbi maulte ein wenig herum. Er hatte Matti erwartet, fand es unverschämt, dass der sich verdrückt hatte, ohne um Erlaubnis zu bitten. Gerd erzählte von seinem Besuch bei Matti. Wie sie versucht hatten, die Fahrt nach Venlo zu rekonstruieren.
    Auf einmal schlug sich Dornröschen mit der Hand an die Stirn. »Mein Gott, bin ich blöd. Dabei hatte er es darauf angelegt.«
    Â»Wer? Was?«, fragte Twiggy.
    Â»Na, Georg. Er hat die Spranger-Akte durchgeblättert. Ohne Handschuhe. Und er hat sich in die Haare gefasst. Jede Wette, er hat die Akte übersät mit Fingerabdrücken und DNS -Spuren. Und er hat es absichtlich gemacht.«
    Gerd rief sofort die Polizei an. Schon am nächsten Nachmittag hatten sie die ersten Ergebnisse. Frische Fingerabdrücke. Sie bewiesen, dass Georg lebte. Und Spranger hatte es bestätigt, obwohl er über den eigenen Fall schwieg.
    Â»Und wozu verdonnern die uns wegen der Entführung?«, fragte Twiggy, nachdem Gerd die Bullen auf die Spur nach Venlo gesetzt hatte.
    Â»Ich weiß nicht«, sagte Gerd. »Jedenfalls stehen sie blöd da.«
    Â»Es macht sich nicht gut, Kriegsverbrechern Pensionen für ihren Dienst am Führer zu zahlen, statt sie zu bestrafen«, sagte Dornröschen.
    Â»Noch wird in eher linken Zeitungen berichtet«, sagte Gerd.
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