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Ein Mörder kehrt heim

Ein Mörder kehrt heim

Titel: Ein Mörder kehrt heim
Autoren: Christian Ditfurth
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Hilfsgemeinschaft spendete ihren Segen und ihr Geld aber nur den Helden der Waffen- SS «, sagte Georg.
    Â»Der Bundeskanzler, also … später … der hat gesagt, dass er sich besser gefühlt hat, wenn Waffen- SS in der Nähe war«, sagte Spranger. »Wir waren Soldaten, tapfere Soldaten.«
    Â»Und jetzt kommt gleich der Witz mit dem Bolschewismus«, sagte Twiggy.
    Â»Sie haben doch gesehen, was die Russen mit den Leuten gemacht haben. Vergewaltigt, ermordet, geplündert …«
    Â»Und Leute wie Sie haben die abendländische Zivilisation exportiert«, sagte Dornröschen. Sie warf Spranger einen Blick zu und tippte sich an die Stirn.
    Â»Es ist doch schon so lange her. Ich bin einer der letzten …«
    Â»Gemessen an tausend Jahren ist das gar nichts«, erwiderte Matti.
    Â»So sagen Sie mir doch wenigstens, was Sie mit mir vorhaben.«
    Matti spürte Mitleid und versuchte es zu unterdrücken. Der Typ hatte auch keines gehabt. Und sie würden ihm nur geben, was er hundertfach verdiente.
    Schweigen.
    Draußen begann es zu regnen. Die Sonne verschwand hinter einer schwarzen Wolkenwand. Georg fuhr langsamer und vergrößerte den Abstand zu dem Lastwagen, dem er schon eine Weile folgte. Die Reifen des Hängers schossen Wasserfontänen nach hinten. Sie drückten das Wasser aus den Fahrspuren, und sofort strömte es in die Spuren zurück.
    Â»Ich muss mal«, sagte Spranger.
    Â»Nächster Parkplatz. Bis dahin halten Sie durch.«
    Er fuhr an einer Raststätte vorbei, auf der sich eine Schlange von Autos vor dem Wolkenbruch gerettet hatte. Matti sah kaum noch etwas durch die Fenster.
    Sie passierten das Hinweisschild auf einen Parkplatz. Georg wurde noch langsamer, er fuhr fast Schritttempo. Am Parkplatzschild bog er ab und rollte ein Stück weiter. Vorne hielt ein Auto mit Wohnwagen inmitten einer Pfützenlandschaft.
    Â»Bitte schön«, sagte Georg.
    Am Ende hatten sie alle die Toilette benutzt.
    Spranger sah mit Hoffnung suchendem Blick zu Anja, aber die hatte schon wieder ihre Stöpsel in den Ohren. »Haben Sie überhaupt kein Mitleid mit einem alten Mann? Sie verschleppen mich jetzt an einen geheimen Ort und bringen mich um.« Endlich hatte er gewagt, es auszusprechen.
    Â»Mitleid habe ich schon, komischerweise. Aber man soll dem Mitleid nicht immer nachgeben. Wem sage ich das?«, erwiderte Matti.
    Spranger schüttelte wieder den Kopf. Er tat dies immer vorsichtig, als hätte er Angst um Schädel oder Hals. »Sie haben doch mit diesen Dingen gar nichts zu tun«, jammerte er.
    Â»Mehr als Sie ahnen, Parteigenosse Spranger.«
    Der riss die Augen auf, dann schaute er weg. »Was haben Sie davon, wenn sie mich …?«
    Â»Warten Sie’s ab.«
    Â»Was soll ich abwarten?«
    Â»Wir lassen Sie am Leben. Wir verfahren viel menschlicher mit Ihnen, als Sie es verdient hätten.«
    Jetzt verstand Spranger nichts mehr.
    Georg startete den Diesel und fuhr los. Der Regen hatte nachgelassen. Es platschte, als er den Lieferwagen durch die Pfützen des Parkplatzes steuerte.
    Anja guckte hinaus. Dornröschen war abwesend. Twiggy kramte in seinem Rucksack. Spranger lehnte sich zurück und schloss die Augen.
    Wir könnten ihm auch sagen, was wir vorhaben, dachte Matti. Aber vielleicht dreht er dann durch. Die Gewissheit könnte ihn zu irgendeiner verrückten Aktion verleiten. Solange er nicht wusste, was geschah, hielt er sich hoffentlich zurück. Er wollte es sich nicht verscherzen mit seinen Entführern.
    Der Verkehr war zähflüssig. Es schien Georg nicht zu stören. Der Genosse schien fast erleichtert. Er war kurz vor dem Ziel. Die größten Hindernisse hatten sie überwunden. Fraglich, ob die Bullen ihnen jemals auf die Spur kämen. Bestimmt empfand Georg Erleichterung bei dem Gedanken, das Leben in der Illegalität hinter sich zu lassen. Sie war ein Gefängnis. Wohl schlimmer als das mit Mauern und Gittern. Jeden Augenblick mit der Verhaftung rechnen müssen. Mit Bullen, die den Terroristen fürchteten und den Finger am Abzug hielten. Ein blöder Zufall konnte einen in Teufels Küche bringen. Wie die Genossin, die so blöd war, ohne Helm Motorrad zu fahren in Paris. Und die den Bullen, der sie als Verkehrssünderin wegen eines Bußgelds verfolgte, zum Krüppel schoss. Wie lebte es sich damit? Wie damit, jeden zu verdächtigen, der einem folgte oder einen
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