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Ein Mann für alle Sinne - Roberts, N: Mann für alle Sinne

Ein Mann für alle Sinne - Roberts, N: Mann für alle Sinne

Titel: Ein Mann für alle Sinne - Roberts, N: Mann für alle Sinne
Autoren: Nora Roberts
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Mama.“
    „Und du bist unbestreitbar klug.“ Sie zuckte mit den Schultern, nippte noch einmal und setzte sich dann. „Wie ich höre, sollst du angeblich mit dieser französischen Schauspielerin ausgehen.“
    „Nicht angeblich, es stimmt.“
    Die Farbe des Likörs im Glas schien plötzlich ihre gesamte Aufmerksamkeit zu beanspruchen. „Sie ist sicherlich sehr schön.“
    „Natürlich ist sie das.“
    „Aber ich glaube nicht, dass sie mir Enkelkinder schenken wird.“
    Sorglos lachte Carlo und setzte sich neben sie. „Du hast schon sechs Enkelkinder, Mama, und das siebte kommt bald. Werde nicht gierig.“
    „Nur keines von meinem Sohn. Von meinem einzigen Sohn.“ Mit einem Finger tippte sie ihm leicht auf die Schulter. „Aber ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben.“
    „Vielleicht finde ich ja eines Tages eine Frau wie dich.“
    Sie erwiderte seinen arroganten Blick mit der gleichen Überheblichkeit. „Unmöglich, caro.“
    Genau meine Meinung, dachte Carlo und lenkte das Gespräch geschickt auf seine vier Schwestern und deren Familien. Wenn er diese schlanke, elegante Frau anschaute, fiel es ihm schwer, sie sich als die Mutter vorzustellen, die ihn und seine Schwestern praktisch allein aufgezogen hatte. Unablässig hatte sie gearbeitet, und wenn sie auch für ihr hitziges Temperament bekannt gewesen war und häufig gewütet und getobt hatte, so hatte sie doch nie geklagt. Die Kleidung ihrer Kinder war immer sorgfältig gestopft und genäht, ihr Haus immer makellos sauber gewesen, während der Vater endlose Monate auf See zugebracht hatte.
    Wenn er sich konzentrierte und zurückdachte – was er nur selten tat –, konnte Carlo sich an einen drahtigen dunkelhaarigen Mann mit einem schwarzen Schnauzbart erinnern, der oft und gerne gelacht hatte. Das Bild rief weder Groll noch Trauer hervor. Sein Vater war schon zur See gefahren, bevor seine Eltern heirateten, und er war auch nach der Hochzeit Seemann geblieben. So wie Carlos Schicksal das Kochen war, so gehörte die Liebe seines Vaters der See. Doch so schwach seine Erinnerung an den Vater auch war, so stark und gefestigt waren seine Gefühle für seine Mutter.
    Sie hatte jedes ihrer Kinder in dessen jeweiligen Neigungen unterstützt. Als Carlo ein Stipendium für die Sorbonne erhalten hatte und die Möglichkeit, seine Leidenschaft für die Haute Cuisine auszuleben, da hatte sie ihn ziehen lassen. Letztendlich hatte sie sein mageres Einkommen, das er während des Studiums hinzuverdienen konnte, aufgebessert. Carlo vermutete, dass sie dafür einen wesentlichen Teil der Lebensversicherung geopfert hatte, die ihr ausbezahlt wurde, als ihr Mann von einer Fahrt über die See, die er so sehr liebte, nicht mehr zurückgekommen war.
    Vor sechs Jahren war Carlo in der Lage gewesen, ihr dieses Geld auf seine Art zurückzuzahlen. Das Bekleidungsgeschäft, das er als Geburtstagsgeschenk für sie kaufte, war ein lebenslanger Traum seiner Mutter gewesen. Er sah seine Mutter endlich glücklich, und für Gina war es ein Neuanfang.
    Aufgewachsen in einer großen, lauten, warmherzigen Familie, dachte er gern an seine Kindheit zurück. Ein Mann, der unter Frauen groß wurde, lernte sie zu verstehen, zu schätzen, zu bewundern. Carlo wusste von den Träumen der Frauen, von ihren Eitelkeiten und ihren Unsicherheiten. Er war niemals mit einer Partnerin zusammen, für die er nicht sowohl Zuneigung als auch Leidenschaft verspürte. Wenn nur Leidenschaft vorherrschte, wusste er schon im Voraus, dass am Ende der Beziehung keine Freundschaft stehen würde, sondern nur der Nachgeschmack von Bitterkeit übrig bleiben konnte. Gerade ging die lauschige Affäre, die er mit der französischen Schauspielerin hatte, ihrem Ende zu. Sie würde in wenigen Wochen mit den Aufnahmen für einen neuen Film beginnen, und er musste bald zu seiner Tournee nach Amerika aufbrechen. Und das wäre es dann, dachte er mit einigem Bedauern.
    „Carlo, gehst du bald nach Amerika?“
    „Hm, ja.“ Manchmal fragte er sich, ob seine Mutter Gedanken lesen konnte. Er wusste, dass Frauen ein untrügliches Gespür hatten. „In zwei Wochen.“
    „Tust du mir einen Gefallen?“
    „Selbstverständlich.“
    „Dann sieh dir doch genauer an, was die berufstätige amerikanische Frau so trägt. Ich möchte ein paar neue Sachen in mein Ladensortiment aufnehmen. Die Amerikaner sind so clever und vor allem immer praktisch veranlagt.“
    „Ich hoffe, nicht allzu praktisch.“ Er schwenkte seinen Drink im Glas.
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