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Ein Mann für alle Sinne - Roberts, N: Mann für alle Sinne

Ein Mann für alle Sinne - Roberts, N: Mann für alle Sinne

Titel: Ein Mann für alle Sinne - Roberts, N: Mann für alle Sinne
Autoren: Nora Roberts
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einmal ein Spiegelei braten, ohne es in eine unansehnliche glibberige Masse zu verwandeln, dennoch wusste sie selbstverständlich Qualität und Stil zu schätzen. Bei Franconi erweckte das Rezept für Linguini unwillkürlich den Eindruck, als könne man das Gericht nur in schwarzer Seidenwäsche zubereiten. Er brachte es fertig, das Kochen schlichter Spaghetti wie ein erotisches Erlebnis klingen zu lassen.
    Sex-Appeal. Juliet lehnte sich auf ihrem Schreibtischstuhl zurück und reckte sich. Davon hatte er wahrhaft reichlich. Und diese Eigenschaft würde sie sich zunutze machen. Bevor die dreiwöchige Autorentournee zu Ende war, sollte Carlo Franconi den Ruf haben, der erotischste Koch der Welt zu sein. Dafür wollte sie sorgen. Jede Frau in Amerika, in der auch nur einziger Blutstropfen floss, würde davon träumen, ein intimes Dinner für zwei aus seinem Kochbuch zuzubereiten. Kerzenlicht, Pasta und Romantik pur.
    Ein letzter Blick auf das Foto und das herausfordernde Lächeln auf seinem Gesicht versicherten ihr, dass er mit diesem Anspruch, den sie an ihn stellte, würde umgehen können.
    Zwischenzeitlich jedoch blieb noch eine Menge Arbeit zu erledigen. Einen Terminplan aufzustellen machte Spaß, sich dann daran zu halten erforderte meist mehr Einsatz. Doch sie genoss beides.
    Juliet drückte auf den Knopf der Sprechanlage und meldete sich bei ihrer Assistentin. „Deborah, mach mir bitte eine Verbindung mit Diane Maxwell. Sie ist Programmdirektorin der Simpson Show in L. A.“
    „Fährst du direkt die schweren Geschütze auf?“
    Juliet erlaubte sich ein kurzes, höchst unprofessionelles Lachen. „Genau.“ Dann ließ sie den Knopf los und begann sich Notizen zu machen. Es gab keinen Grund, nicht ganz oben anzufangen, sagte sie sich. Sollten sie es nicht schaffen, Franconi auf die Gästeliste der Simpson Show setzen zu lassen, hatte die Tournee eine umso größere Berechtigung.
    Während sie auf die Verbindung wartete, sah sie sich in ihrem Büro um. Gut, sie war noch nicht ganz oben, aber schon ein gutes Stück in die Höhe gestiegen. Vor allem hatte ihr Büro jetzt ein Fenster mit grandioser Aussicht. Noch immer erschauerte sie unwillkürlich, wenn sie an die fensterlosen Abstellkammern dachte, in denen sie zu Anfang gearbeitet hatte. Dort unten auf der Straße, zwanzig Stockwerke tiefer, hastete, hetzte und drängelte New York durch einen weiteren Tag. Nur wer Biss und Durchsetzungsvermögen hatte, konnte hier überleben. Das hatte auch Juliet Trent lernen müssen, nachdem sie aus dem relativ gemütlichen Harrisburg, Pennsylvania, hierher gezogen war.
    Sie war in einer perfekten kleinen Nachbarschaft aufgewachsen, in einer ruhigen, beschaulichen Straße, wo jeder seinen Rasen regelmäßig und akkurat bis zum Jägerzaun mähte und regelmäßig die Hecke schnitt. Jeder kannte dort den anderen, und jeder wusste alles von den Nachbarn. Nie wieder wollte sie in die Idylle der Vorstadt zurückkehren. Sie zog die Anonymität und die Individualität der Großstadt vor. Die Wahrheit war – ihr gefielen das Tempo, die brodelnde Energie und die Stimmung von Aufbruch und Wagemut in New York.
    Ihre Mutter hatte sich in der Rolle der perfekten Vorstadthausfrau eingerichtet, Juliet nicht. Sie war eine moderne Frau, unabhängig, selbstständig und karriereorientiert. Das Apartment in der Siebzigsten West hatte sie mit viel Sorgfalt und Liebe zum Detail selbst eingerichtet. Sie besaß ausreichend Geduld, um einen Schritt nach dem anderen zu tun, solange das Resultat dann genau ihren Vorstellungen entsprach. Auf ihre berufliche Laufbahn konnte sie stolz sein. Jetzt saß sie in einem Büro, das sie langsam nach ihrem eigenen Geschmack umgestaltete, eine Angelegenheit, die sie nicht auf die leichte Schulter nahm. Sie hatte allein vier Monate gebraucht, um die richtigen Grünpflanzen für ihren Arbeitsbereich auszuwählen – alles sollte dazu beitragen, eine freundliche, moderne und niemals spießige Atmosphäre zu schaffen.
    Mit dem beigefarbenen Teppich würde sie vorerst wohl leben müssen, aber der große Dalí-Druck an der Wand gegenüber vom Fenster verlieh dem Zimmer Leben und Energie. Ein großer Spiegel mit elegantem Facettenschliff gab dem Raum die Illusion von Weite und Größe. Im Moment hatte Juliet eine große orientalische Vase im Auge, die sich, gefüllt mit schillernden Pfauenfedern, hervorragend hier machen würde. Wenn sie noch ein wenig länger wartete, sank der horrende Preis vielleicht. Dann würde sie
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