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Ein Mann für alle Sinne - Roberts, N: Mann für alle Sinne

Ein Mann für alle Sinne - Roberts, N: Mann für alle Sinne

Titel: Ein Mann für alle Sinne - Roberts, N: Mann für alle Sinne
Autoren: Nora Roberts
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    Juliet war praktisch und vernünftig, allerdings konnte sie keinem Sonderangebot widerstehen. Was zur Folge hatte, dass ihr Bankkonto wesentlich weniger gut ausgestattet war als ihr Kleiderschrank. Nein, sie war nicht verschwenderisch. Sollte jemand dieses Wort im Zusammenhang mit ihr benutzen, wäre sie zutiefst empört. Ihre Garderobe war genau durchdacht, bestens gepflegt und passend. Gut, ihre Schuhkollektion könnte man vielleicht als ein wenig ausschweifend bezeichnen, aber schließlich war sie während ihres Arbeitstages oft mehr als zehn Stunden auf den Beinen und ... ein wenig Luxus hatte sie sich wohl verdient. Auf jeden Fall hatte sie die Schuhe alle selbst bezahlt, ob nun solide Turnschuhe, neutrale schwarze Pumps oder elegante Abendsandaletten. Sie hatte sie sich verdient mit endlos langen Meetings, unzähligen Stunden des Wartens an Flughäfen und noch mehr Zeit am Telefon. Sie hatte sie sich erarbeitet auf den Autorentourneen, bei denen sie vorher nie wusste, was sie erwartete – Brillanz, Humor, Pedanterie, Langeweile oder einfach nur schiere Unhöflichkeit. Denn ganz gleich, womit sie fertig werden musste, sie wusste, was von ihr erwartet wurde: Die Medien sollten über die Neuerscheinungen von Trinity Press berichten. Jedes Buch, für das sie warb, musste den Zeitungen eine Schlagzeile wert sein.
    Juliet hatte gelernt, wie man mit der Presse umging, vom Starkorrespondenten der New York Times bis hin zum freien Reporter einer kleinen Lokalzeitung, und sie wusste, welcher Ton bei den Crews von Talkshows angebracht war. Es war ein Abenteuer gewesen, das alles zu lernen, und da sie sich im Privatleben nur wenig Abwechslung gönnte, war der berufliche Erfolg umso erfüllender.
    Als die Sprechanlage summte, atmete sie einmal tief durch. Jetzt würde sie also all ihre Überzeugungskraft einsetzen können, um Franconi in der erfolgreichsten Talkshow ganz Amerikas zu platzieren.
    Und er würde das Beste daraus machen, dachte sie, als sie nach dem Hörer griff. Sonst lief er Gefahr, dass sie ihm mit seinem eigenen frisch geschärften Küchenmesser die Gurgel durchschnitt.
    „Ah, mi amore. Squisito.“
    Carlos Stimme klang wie ein tiefes Schnurren, dazu gedacht, den Blutdruck in die Höhe schnellen zu lassen. Diese erotische Stimme hatte er nicht üben müssen, er war damit geboren worden. Und er war schon immer der Überzeugung gewesen, dass ein Mann, der seine von Gott gegebenen Talente nicht nutzte, ein Narr war. „Bellissimo“, murmelte er, und seine dunklen Augen schimmerten verträumt vor Vorfreude.
    Es war heiß, nahezu schwül, aber das störte ihn nicht. Die Hitze ließ das Blut schneller durch die Adern fließen. Die Sonnenstrahlen, die durch das Fenster fielen, zeigten bereits den rotgoldenen Schimmer, der vom Ende des Tages kündete und an die Vergnügen der hereinbrechenden Nacht denken ließ. Im Raum hingen schwere Aromen, die Carlo tief einatmete. Ein Mann verpasste so vieles im Leben, wenn er nicht alle seine Sinne nutzte. Carlo hatte es sich schon früh zum Lebensmotto gemacht, nichts zu verpassen.
    Mit dem Blick des Connaisseurs studierte er seine Geliebte. Er liebkoste, schmeichelte, wisperte ... Es kümmerte ihn nicht, ob es kurze Momente oder lange Stunden dauerte, bis er bekam, was er wollte. Solange er es nur bekam. Für Carlo waren die ersten charmanten Worte, die gespannte Erwartung, die einzelnen Bewegungsabläufe ebenso befriedigend wie das Resultat. Die Eroberung einer Frau verglich er immer mit einem Tanz. Während er verführte und lockte, erklang im Hintergrund eine Arie aus „Die Hochzeit des Figaro“.
    Carlo legte stets großen Wert auf die entsprechende Szenerie, denn er war überzeugt, dass das Leben nicht nur gelebt, sondern bis zur Neige ausgekostet werden wollte.
    „Bellissimo“, wiederholte er und beugte sich näher über das Objekt seiner Bewunderung. Die Muschelsoße blubberte sinnlich, während er sie behutsam umrührte. Langsam, jeden Moment genießend, führte er den Kochlöffel an die Lippen. Mit halb geschlossenen Augen kostete er. Aus seiner Kehle stieg ein Laut überwältigender Befriedigung. „Squisito.“
    Mit halb geschlossenen Augen wandte er sich vom Topf mit der Soße ab, um seiner Zabaglione die gleiche zärtliche Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Er glaubte fest daran, dass keine Frau auf dieser Welt der reichhaltigen süßen Creme mit dem leisen Hauch von Wein widerstehen konnte. Und natürlich erwartete er eine Frau, wie immer.
    In
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