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Ein Mann für alle Fälle

Ein Mann für alle Fälle

Titel: Ein Mann für alle Fälle
Autoren: Jennifer Crusie
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recht nicht glauben. Laut Totenschein war es ein ganz normaler Tod.“
    Mitch klemmte sich den Kugelschreiber wieder zwischen die Finger. „Wie hieß Ihr Onkel?“
    „Armand Lewis.“ Mae sah zu, wie er auf seinem gelben Block herumkritzelte und Strichmännchen malte. Er hatte große, starke Hände, und seine Bewegungen waren sicher. Einen kurzen Moment streifte sie der Gedanke, was diese Hände alles bewerkstelligen könnten. Sie rief sich zur Ordnung.
    Er sah sie an. „Was steht denn als Todesursache auf dem Totenschein?“
    „Herzversagen.“
    Gewissenhaft notierte er es und fuhr dann fort: „Hatte Ihr Onkel Probleme mit dem Herzen?“
    „Ja.“
    „Wie alt war er?“
    „Sechsundsiebzig.“
    Als er jetzt wieder sprach, schien er seine Worte sehr sorgfältig zu wählen. „Und Sie finden es ungewöhnlich, dass er im Alter von sechsundsiebzig Jahren an Herzversagen verstorben ist?“
    „Sonst wäre ich nicht hier.“ Mae - ganz Brigid - schenkte ihm ein aufreizendes Lächeln.
    „Haben Sie denn einen Grund anzunehmen, dass er ermordet worden ist?“
    „Nein.“ Mae lehnte sich ein bisschen nach vorn und fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. „Ich weiß es einfach. Manchmal habe ich einen sechsten Sinn für bestimmte Sachen.“
    Er gönnte ihr ein mitleidiges Grinsen, als wäre sie ein unvernünftiges Kind. „Aha. Und Sie glauben, dass das jetzt so eine Sache ist.“
    „Ja.“
    „Okay.“ Er wandte sich wieder seinem Block zu, und Mae entspannte sich etwas. „War er vermögend?“
    „Ja. Seine Hinterlassenschaft dürfte sich etwa auf zwanzig Millionen belaufen.“
    „Nicht schlecht. Wer erbt?“
    „Ich. Falls er in seinem Testament nicht etwas anderes verfügt hat.“
    Er sah ruckartig auf. „Alles?“
    Mae schüttelte den Kopf. „Die Hälfte.“
    „Und die andere Hälfte? Wer bekommt die?“
    „Sein Bruder, Claud Lewis.“
    Mitch runzelte die Stirn. „Und sonst gibt es niemanden - keine Bediensteten, kein Wohlfahrtsverein, keine entfernten Verwandten?“
    Mae fand es an der Zeit, ihm ein weiteres Brigid-Lächeln zu präsentieren, um ihn wieder dahin zu bringen, wo sie ihn haben wollte. „Das ist wirklich nicht so wichtig. Natürlich bekommen sowohl der Butler als auch die Haushälterin etwas, aber kaum so viel, dass es für sie der Mühe wert gewesen wäre, meinen Onkel deshalb umzubringen.“
    „Wie viel?“
    „Jeder fünfzigtausend.“
    Ihre Blicke begegneten sich. „Für meine Verhältnisse sind fünfzigtausend nicht gerade wenig.“
    Geduld gehörte vermutlich nicht unbedingt zu den Tugenden eines Vamps, aber Mae hatte kaum eine andere Wahl. Mitchell Peatwick stellte sich als ein ziemlich hartnäckiger Zeitgenosse heraus. Das war nicht gut. „Es ist jedenfalls nicht genug, um ihnen ihren Lebensabend zu sichern. Wenn Onkel Armand noch am Leben wäre, hätten sie jeden Monat ihr sicheres Gehalt plus freie Kost und Logis. Da sie beide Anfang sechzig sind, ist es unwahrscheinlich, dass sie noch mal eine neue Stellung finden. Sein Tod war ein Unglück für sie. Mein Onkel …“
    „Mag sein. Vermutlich werden derzeit wirklich nicht viele Butler gesucht“, räumte Mitch ein. „Wie auch immer - geben Sie mir ihre Namen.“
    Mae holte tief Luft. Warum zum Teufel taten Männer eigentlich immer so hilfsbereit und hörten dann doch nie auf das, was man zu sagen hatte? Lag es an ihr, oder war das generell eine verhängnisvolle Nebenerscheinung der männlichen Hormone? „Sie haben ihn nicht umgebracht.“
    „Ich will ihre Namen.“
    Ihr Lächeln fiel diesmal etwas weniger großzügig aus. „Harold Tennyson und June Peace.“
    „Adresse?“
    „Sie wohnen bei uns im Haus.“ Am liebsten hätte Mae vor Ungeduld mit den Zähnen geknirscht. Die Hitze machte sie ebenso gereizt wie ihre schmerzenden Füße, am meisten jedoch reizte sie Mitchell Peatwick. „Im Haus meines Onkels.“
    „Dann können Sie sie doch behalten.“
    „Nun ja - natürlich.“ Mae verlor allmählich die Geduld. „Ich kann sie natürlich nicht einfach auf die Straße werfen.“
    Er lächelte sie an, offensichtlich erfreut darüber, dass es ihm gelungen war, sie zu verärgern. „Es ist immerhin Juli. Erfrieren würden sie nicht. Und wenn Sie sie nicht rauswerfen, haben die beiden mit dem Tod Ihres Onkels überhaupt nichts verloren - im Gegenteil.“
    Mae hatte Mühe, sich ihre Gereiztheit nicht anmerken zu lassen. „Sie wussten doch gar nicht, dass ich sie nicht entlassen würde.“
    „Ja - kennen Sie sich
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