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Ein Magier in Nöten

Ein Magier in Nöten

Titel: Ein Magier in Nöten
Autoren: Craig Shaw Gardner
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Utensilien-Sack, schwang ihn mir über die Schulter, ergriff meinen Wanderstab und folgte meinem Meister ins Freie. Wenn meine belle d’après-midi am Ende meiner Reise auf mich wartete, würde ich alles schaffen!
    Mein Meister hatte bereits den Herzog an der Schulter gepackt und schob ihn in die richtige Richtung. Ich folgte ihm so schnell der schwere Sack es erlaubte. Der Magier trug wieder einmal nichts. Wie er mir oft erklärt hatte, hielt er sich seine Hände für möglicherweise erforderliche Beschwörungen und seinen Geist für magische Spekulationen frei.
    Ich bemerkte, daß sich ein Busch bewegte, und dann noch einer. Ein Rauschen ging durch die Blätter – nur war es absolut windstill. Der Wald war so ruhig wie damals, als ich auf meine Geliebte gewartet hatte. Und ewig bewegten sich die Büsche.
    Alles Einbildung, dachte ich. Genau wie die Dunkelheit im Wald. Ich blinzelte nervös in den Himmel und erwartete schon halb, die Sonne wieder verschwinden zu sehen. Was konnte so groß sein, daß es die Sonne selbst verdunkelte?
    Ein Drache?
    Doch meine Vermutungen wurden abrupt von einem Mann in strahlendem Orange unterbrochen, der plötzlich auf unserem Weg stand. Er sah durch ein merkwürdiges Instrument, das am Ende einer Stange befestigt war.
    Ich warf einen raschen Seitenblick auf den Herzog, der plötzlich auf meine Höhe zurückgefallen war. Er zitterte heftig.
    Der Mann in Orange blickte auf, als wir uns näherten. »Guten Tag«, sagte er, doch sein Stirnrunzeln strafte diese Worte Lügen. »Könntet Ihr Euch ein wenig schneller bewegen? Ihr blockiert die Straße des Kaisers.«
    Der Herzog wurde von Krämpfen geschüttelt.
    »Straße?« fragte Ebenezum, der in der Mitte des Weges stehenblieb und keine große Eile zu haben schien.
    »Jawohl, die Straße, die der große und vortreffliche Kaiser Flostock der Dritte verfügt hat…«
    »Flieht!« schrie der Herzog. »Drachen! Drachen! Flieht!« Er sprang wild umher und fuchtelte mit den Händen vor dem Gesicht des kaiserlichen Sendboten herum.
    »Laßt das!« fuhr ihn der Mann in Orange an. »Ich will nichts davon hören. Ich bin gekommen, um den Herzog von Gurnish in einer wichtigen Angelegenheit zu sprechen.«
    Der Herzog hörte auf herumzuhopsen. »Herzog?« sagte er, indem er seine verschmutzten Kleider in Ordnung zu bringen versuchte. »Warum? Ich bin der Herzog von Gurnish. Wie kann ich Euch behilflich sein, guter Mann?«
    Der Mann in Orange bekam noch tiefere Stirnfalten. »Es geht um den Unterhalt der Straße…«
    »Sicherlich.« Der Herzog warf einen Blick auf uns. »Vielleicht sollten wir uns an einen Ort begeben, wo wir ungestört reden können.«
    Der Herzog führte den Mann in Orange ins Unterholz.
    »Sie verdienen einander«, murmelte Ebenezum. »Aber nun zum Geschäft.« Er schenkte mir einen überaus feierlichen Blick. »Eine kleine Drachenkunde. Drachen sind eine magische Unterart. Sie existieren zwischen den Welten, teils auf der Erde und teils in den Niederhöllen, und gehören niemals ganz zu einer der beiden. Es gibt noch andere magische Unterarten…«
    Ebenezums kleine Lektion wurde durch eine heftige Bewegung im Unterholz unterbrochen. Stämmige Arme mit dichter graubrauner Behaarung wurden über den Büschen sichtbar und verschwanden dann wieder, das Ganze wurde begleitet von menschlichen Schreien.
    »Eine andere Unterart ist der Troll«, fuhr Ebenezum fort.
    Ich ließ den Sack von meiner Schulter gleiten und packte meinen Stab fester. Sie würden den Vater meiner großen Liebe auffressen! Ich hatte zwar nie zuvor mit Trollen zu tun gehabt, und es gab wahrscheinlich keinen ungeeigneteren Zeitpunkt, sie kennenzulernen.
    »Sabber! Schlabber!« tönte es aus den Büschen. Eine rauhe Stimme, das Geräusch einer Säge, die sich durch Hartholz fräst. Ich tippte auf einen Troll.
    »Wartet!« schrie eine andere Stimme. »Das könnt ihr nicht tun! Ich bin der Gesandte des Kaisers!«
    »Sabber! Schlabber!« antwortete ein Chor rauher Stimmen.
    »Laßt es uns hinter uns bringen!« Eine andere Stimme, hoch und zitternd. Der Herzog?
    Obwohl die Stimmen uns nun recht nah waren, war es schwierig, einzelne Worte auszumachen. Es hörte sich wie eine Menge Schreie an, unterbrochen von »Sabber! Schlabber!« Ich hob den Stab über meinen Kopf und griff mit einem Kampfschrei in das Geschehen ein.
    Ich stürzte auf eine kleine Lichtung, auf der sich vier Gestalten befanden. Eine war der Herzog. Die drei anderen waren die häßlichsten Geschöpfe, die
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