Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Lord entdeckt die Liebe

Ein Lord entdeckt die Liebe

Titel: Ein Lord entdeckt die Liebe
Autoren: Deb Marlowe
Vom Netzwerk:
Grund, stolz auf sich und ihre Leistung zu sein! Die Arbeit in Denning Castle war anstrengend, aber auch sehr befriedigend. Was also wollte sie mehr? Hier war sie in Sicherheit. Sie wurde geachtet, ohne als Frau wahrgenommen zu werden. War das nicht genau das, was sie sich immer gewünscht hatte?
    Sie runzelte die Stirn, starrte einen Moment lang die Tür an, durch die der Marquess hinausgegangen war.
    Doch, sagte sie sich selbst, dies ist es, was ich will, und es wäre sehr dumm, das zu vergessen.
    „Skandas Speer?“, fragte Chloe etwa eine Woche später. „Ich habe das doch richtig verstanden?“ Sie legte das Buch, in das sie vertieft gewesen war, auf einen Stapel anderer Bücher. „Warum finde ich nirgends auch nur den kleinsten Hinweis auf diesen Speer?“
    Schon seit dem Morgen fühlte sie sich nicht besonders wohl. Einen Moment lang presste sie die Finger gegen die Schläfen. Lag es am Wetter, dass sie unter diesen schlimmen Kopfschmerzen litt?
    Nein, es war sinnlos, sich selbst etwas vormachen zu wollen. Die Welt konnte sie in die Irre führen, so wie sie es mit ihren sackartigen Kleidern tat und mit ihrer Brille. Aber sich selbst gegenüber wollte und musste sie ehrlich sein. Sie hatte darüber nachgedacht, warum in letzter Zeit alles so verändert wirkte. Es gab nur eine Erklärung: Es lag an ihr selbst.
    Diese angenehme Ruhe, die sie monatelang erfüllt hatte, war dahin. Die Energie, mit der sie sich ihrer Arbeit widmete, ließ nach. Seit jenem Gespräch mit Lord Marland in der Bibliothek, gingen ihr die seltsamsten Gedanken durch den Kopf. Zweifel erfüllten sie. Und wenn sie sich seine Worte in Erinnerung rief, erwachten ungewohnte Sehnsüchte in ihr. Eine Familie gründen. Kinder bekommen.
    Natürlich hatte sie sich auch früher schon auszumalen versucht, wie es sein würde, sich zu verlieben und zu heiraten. Aber stets war es wichtiger gewesen, zunächst einmal einen sicheren Ort zum Leben zu finden und eine Stellung, die ihren Fähigkeiten entsprach. Wollte sie überhaupt mehr? Wollte sie das, wovon andere Frauen träumten? Ihr Herz sagte Ja. Ihr Verstand jedoch fand tausend Gründe, die dagegen sprachen.
    Sie wusste, dass sie in manchem anders war als andere Frauen. Aber war sie deshalb minderwertig ? Warum, um alles in der Welt, hatte der Marquess gerade diesen Ausdruck gebraucht?
    Sie schaute zu Lord Marland hin, und ein weiteres Gefühl breitete sich in ihrem Inneren aus. Es war nicht neu. Doch es hatte seit einiger Zeit eine neue Bedeutung erlangt. Er war ein attraktiver Mann. Dennoch hatte sie ihn früher nur als ihren Arbeitgeber angesehen. Das war vorbei. Sie hätte es nicht zu sagen vermocht, wann die Änderung eingetreten war. Irgendwann nach dem Tod ihres Stiefvaters? Wahrscheinlich. Denn nach und nach war die Trauer um ihn durch ein anderes Gefühl ersetzt worden: durch Freude darüber, Zeit mit dem Marquess verbringen zu können.
    Die Anspannung, die sie zunächst in Marlands Gegenwart verspürt hatte, war verschwunden. Je besser sie ihn kennenlernte, desto wohler fühlte sie sich in seiner Gesellschaft. Sie hatte entdeckt, dass er nicht nur klug war, sondern auch großzügig sein konnte und einen überraschenden Sinn für Humor besaß. Seine breiten Schultern und seine körperliche Kraft hatten sie von jeher beeindruckt. Trotzdem hatte sie nicht von Anfang an von ihm geträumt. Jetzt kamen diese Träume beinahe jede Nacht. Es waren Träume voller Sehnsucht. Träume, die sie auch in den wachen Stunden nicht vergessen konnte.
    Chloe senkte den Kopf, damit Lord Marland an ihrem Gesicht nicht ablesen konnte, was in ihr vorging. Doch er schenkte ihr gar keine Beachtung. Also wagte sie es, ihn erneut sehnsüchtig zu mustern.
    Er reagierte nicht. Wahrscheinlich schirmte die Mauer, die er um sein Herz errichtet hatte, ihn vor allen Gefühlen ab, die andere ihm entgegenbrachten.
    Diese Mauer hat zusammen mit meinem unweiblichen Auftreten und meiner so wenig femininen Kleidung dazu geführt, dass ich als Frau für ihn unsichtbar bin.
    Chloe unterdrückte ein Seufzen. Für ihn war sie nichts weiter als Hardwick, weniger ein Mensch aus Fleisch und Blut als eine Institution, auf die er sich verlassen konnte. Deshalb bemerkte er nicht, dass sie bei seinem Eintreten manchmal vor Freude errötete. Er wusste nicht, dass ihr Herzschlag und ihr Atem sich beschleunigten, wenn er zu ihr trat, um etwas mit ihr zu besprechen. Ihre Empfindungen wären ihm verborgen geblieben, selbst wenn sie sich keine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher