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Ein letztes Mal...

Ein letztes Mal...

Titel: Ein letztes Mal...
Autoren: Catherine Mann
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weggenommen worden war, gegenseitig getröstet hätten. Doch Sebastian hatte sich in sich zurückgezogen, hatte sie ausgeschlossen, sie im Grunde alleingelassen, um mit der gefühlsmäßig schlimmsten Erfahrung ihres Lebens fertigzuwerden.
    Sie hatte gelernt, allein zurechtzukommen, und diesen so schwer erkämpften Boden unter den Füßen konnte sie jetzt nicht opfern. „Oh, das stimmt, wir können nicht über Sophie reden.“ Ihr versagte fast die Stimme, aber sie redete weiter. „Wir müssen so tun, als ob das Kind, das wir beide vier Monate lang geliebt haben, nicht einmal existiert.“
    „Über die Vergangenheit zu streiten ändert die Gegenwart nicht.“ Geschickt vermied er es erneut, Sophies Namen zu erwähnen.
    Marianna biss sich auf die Lippe, bis es schmerzte. Sie war zutiefst aufgewühlt und hätte am liebsten laut geweint. War ihr Vorrat an Tränen letzten Endes doch unerschöpflich? „Schön, du hast in diesem Punkt gewonnen. Ich verkrafte heute keinen weiteren Stress.“
    „Ich bin auch der Meinung, dass du ruhig bleiben musst. Wir haben ohnehin ein dringenderes Problem.“
    „Was denn jetzt?“ Sie hatte keine Kraft mehr, es mit seinen aufs Gewinnen ausgerichteten anwaltlichen Redekünsten auch nur aufzunehmen.
    Er griff nach der Türklinke, mit der anderen Hand nahm er sanft, aber bestimmt ihren Arm. „Wir suchen Dr. Cohen.“
    Sie wollte schon heftig erwidern, sie habe bereits einen Arzt, als ihr plötzlich trotz ihres Ärgers einfiel, dass ihr an Sebastians Bemerkung vorhin etwas aufgefallen war. In Gedanken ging sie noch einmal ihr Gespräch durch, und da hatte sie es … Er hatte gesagt, er habe nie Kondome dabei, weil sie keine bräuchten. Das ließ nur einen Schluss zu, der ihren Herzschlag ins Stocken brachte.
    Er hatte keine Kondome dabei, weil er, obwohl ihre Scheidung lief, sich mit keiner anderen Frau getroffen hatte.
    „Das da ist Ihr Baby.“ Dr. Cohen zeigte auf den Bildschirm des Ultraschallgerätes. „Und es hat einen gesunden, kräftigen Herzschlag.“
    Sebastian starrte auf den Bildschirm, unfähig, den Blick von dem winzigen, bohnenförmigen Etwas zu wenden, das da pulsierte. Sein Kind. Nie und nimmer hätte er sich vorstellen können, dass der heutige Tag so enden würde. Bestenfalls hätte er erwartet, dass seine Brüder ihm jede Menge alten Bourbon einflößten, bis er umfiel und seine erste Nacht als neuerlicher Junggeselle durchschlafen konnte.
    Nicht in seinen kühnsten Träumen hätte er sich ausmalen können, im Gericht einer Gynäkologin hinterherzulaufen und sie zu bitten, kurzfristig eine neue Patientin in ihrer Praxis zu untersuchen. Und in den Jahren, als er darauf gehofft hatte, Marianna würde schwanger, hatte er ganz bestimmt nicht gedacht, dass sie beim ersten Ultraschall angestrengt darauf achten würden, sich nicht zu berühren oder auch nur anzusehen.
    Dr. Cohen beendete die Untersuchung. „Das wär’s für heute.“ Sie tätschelte Mariannas Arm. „Sobald Sie angezogen sind, kommen Sie bitte in mein Sprechzimmer hinüber.“
    „Ist etwas nicht in Ordnung?“, fragte Marianna beunruhigt.
    „Nichts, was ich sehen könnte.“ Dr. Cohen setzte ihre rote Brille auf und machte sich Notizen. „Ich muss Ihnen ein Rezept für Schwangerschaftsvitamine geben. Und falls Sie sich entscheiden, mich als Ihre Gynäkologin zu behalten, müssen wir noch einen Termin für Ihre nächste Untersuchung vereinbaren.“
    Dann fasste sie neben den Monitor und hielt ihnen zwei glänzende Schwarz-Weiß-Bilder hin. „Ein Bild des Babys für Sie beide. Meinen Glückwunsch, Mom und Dad.“
    Marianna ergriff die Hand der Ärztin. „Vielen Dank für Ihre Hilfe und Geduld heute Nachmittag. Sie sind wirklich buchstäblich für uns in die Bresche gesprungen.“
    „Das war bestimmt ein turbulenter Tag für Sie. Und ich freue mich, wenn ich helfen konnte.“ Sie verließ den Untersuchungsraum.
    Marianna setzte sich auf und zog dabei die Papierdecke fester um sich. „Sebastian, könntest du bitte hinausgehen?“
    Er riss den Blick vom Ultraschallbild los und sah Marianna an. Die Decke aus Papier bedeckte strategisch gesehen alles. Aber da sie davon angefangen hatte, konnte er nicht anders, als sie sich nackt unter diesen hauchdünnen Papierhüllen vorzustellen.
    Ihre Brüste kamen ihm voller vor – von der Schwangerschaft? – und verlockten ihn, die Rundungen zu erkunden, die sein Baby verursacht hatte. Egal, wie lange sie getrennt waren, er würde nie vergessen, wie Marianna
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