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Ein letztes Mal...

Ein letztes Mal...

Titel: Ein letztes Mal...
Autoren: Catherine Mann
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bisschen erholt hast.“
    „Danke, Ginger.“ Marianna bedankte sich lächelnd für das kühlende Tuch.
    Warum hatte er nicht daran gedacht? „Wie fühlst du dich?“
    Sie schaute weg, offenbar mehr an der Jalousie vor dem Fenster interessiert als an ihm. „Ich habe nicht gefrühstückt. Das muss meinen Blutzuckerspiegel zu sehr gesenkt haben.“
    „Und Lunch?“ Er zeigte auf die Wanduhr über der Tür. „Es ist drei Uhr nachmittags.“
    „Schon?“ Sie nahm das feuchte Tuch von der Stirn und betupfte sich damit den Hals. „Meine Nerven müssen mit mir durchgegangen sein. Ich konnte mich nicht überwinden, irgendetwas zu essen.“
    Wenn Marianna nichts essen konnte, dann gab es ernsthaft Anlass zur Sorge. Diese Frau aß leidenschaftlich gern, eine Eigenschaft von ihr, die er besonders mochte. Ihr zuzusehen, wie sie genüsslich Austern schlürfte, hatte sie beide mehr als einmal im Bett landen lassen. „Bist du krank?“
    Sie setzte sich auf und stellte beide Füße auf den Boden neben ihre silbernen Slingpumps. „Danke für deine Besorgtheit. Aber ich bin jetzt, da wir geschieden sind, allein für mich verantwortlich.“
    Dr. Cohen zog die Augenbrauen hoch. „Er ist Ihr Ex mann?“
    Marianna nickte mit Blick auf die Uhr. „Seit etwa einer halben Stunde.“
    Nachdenklich biss die Ärztin auf den Bügel ihrer roten Brille. „Wenn man das berücksichtigt und Ihren niedrigen Blutzuckerspiegel, dann ist es kein Wunder, dass Sie ohnmächtig geworden sind.“ Sie tätschelte Mariannas Hand ein letztes Mal. „Und ich hatte schon vermutet, Sie seien schwanger, nur, weil das mein Fachgebiet ist.“
    Marianna zuckte zusammen und schaute weg, wie sie das all die Jahre unzählige Male getan hatte, wenn die Rede auf Babys kam. Die dunklen Ränder unter ihren Augen verrieten, auch wenn das Make-up sie kaschierte, wie erschöpft sie durch den Stress der letzten Zeit war. Sebastian stellte sich zwischen sie und die Ärztin, beschützend, sein Revier verteidigend.
    Sich von dem Begriff Ehemann zu befreien und allem, was damit zusammenhing, war leichter gesagt als getan. „Das ist nicht der Fall, aber wir finden den Grund für ihre Ohnmacht heraus.“
    Wie oft in den vergangenen Jahren hatte er die Unterhaltung abgelenkt von scheinbar nicht enden wollenden nett gemeinten, aber manchmal einfach aufdringlichen Bemerkungen?
Wann macht ihr mich endlich zur Großmutter?
Ist es nicht langsam Zeit, eine Familie zu gründen?
Du und Marianna, ihr behandelt diese Hunde wie Kinder.
Ich nehme an, nicht jedes Paar wünscht sich Babys.
    Dr. Cohen nahm ihre Tasche vom Konferenztisch. „Entschuldigung, wenn ich vorschnelle Schlüsse gezogen habe. Natürlich gibt es jede Menge anderer Gründe für eine Ohnmacht, außer nichts gegessen zu haben. Sollten die Symptome allerdings andauern, rate ich Ihnen dringend, Ihren Hausarzt zurate zu ziehen.“ Dr. Cohen hängte sich ihre Tasche über die Schulter, blieb an der Tür aber noch einmal kurz stehen. „Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen, ich nehme an, es ist langsam Zeit für meine Zeugenaussage.“
    Der General geleitete sie mit einem herzlichen Dank hinaus. Ginger blieb an Mariannas Seite. „Marianna, meine Liebe, wir sind froh, dass du in Ordnung bist. Und du weißt ja, dass du auf uns zählen kannst, falls du irgendetwas brauchst.“
    Als ob die stolze, starke Marianna sich je eine solche Blöße geben würde. Er war immer noch fassungslos, dass sie ihn gebeten hatte, sich nächste Woche mit ihm zu treffen.
    Seine Familie verabschiedete sich leise, sodass er mit Marianna zum ersten Mal allein war, seit sie sich vor zwei Monaten auf dem Rücksitz seines Wagens die Kleider vom Leib gerissen hatten.
    Verdammt, das Schweigen, das sich ausbreitete, war geradezu mit Händen zu greifen.
    Sebastian lehnte sich gegen den Konferenztisch und verschränkte die Arme vor der Brust, damit er nicht in Versuchung geriet, Marianna zu berühren. „Ich glaube nicht, dass du selbst nach Hause fahren solltest.“
    Sie schlüpfte in ihre Slingpumps und zog damit seine Aufmerksamkeit auf ihre langen schlanken Beine. „Und ich glaube nicht, dass es klug von uns wäre, noch einmal gemeinsam in deinen Wagen einzusteigen.“
    „Du willst mich immer noch so sehr, hm?“, konnte er nicht widerstehen zu erwidern.
    „Spar dir doch bitte solche Bemerkungen.“ In ihren Augen blitzte kaum gezügelte Wut auf und noch eine andere Emotion, die er nicht recht deuten konnte. „Alles, was ich will, ist, ein
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